Berlin. Die Bundesregierung unterstützt die Ukraine im Krieg womöglich deutlich intensiver, als bislang bekannt. Laut Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit" und des ARD-Magazins "Kontraste" hilft die deutsche Regierung nicht nur mit Waffen, sondern auch mit militärisch nutzbaren Geheimdienstinformationen über russische Stellungen und Truppenbewegungen der Armee.
Dabei handele es sich um Aufklärungserkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes (BND), die aus Satellitenbildern, abgefangenen Funksprüchen oder Mobiltelefongesprächen stammten, heißt es in dem Bericht. Hierzu sollen etwa Hinweise auf Munitionsdepots sowie Aufnahmen eines russischen Flugfeldes mit genauer Lage und Zahl der Flugzeuge zählen. Die Berichte aus Deutschland können demnach in die ukrainische Kriegsplanung mit einfließen und der ukrainischen Armee bei der Vorbereitung militärischer Operationen helfen. Zunächst hatte der BND offenbar die "rechtliche Zulässigkeit von Übermittlung targeting-fähiger Informationen an die Ukraine" prüfen lassen.
In einer Bewertung kam der Nachrichtendienst im Mai zu dem Ergebnis, dass die Weitergabe der Berichte rechtlich gedeckt sei und völkerrechtlich keinen Kriegseintritt Deutschlands bedeute. Die Daten würden mit einer Verzögerung von bis zu einigen Tagen weitergegeben werden, heißt es in Berlin. Deshalb seien sie "nicht unmittelbar" für die Planung und Steuerung tödlicher Angriffe nutzbar. Zu den Auflagen des BND zählt, nur Aufnahmen aus der Ukraine selbst zu teilen, keine Bilder aus Russland.
Insgesamt haben die Deutschen bislang weit mehr als 100 Hinweise geschickt. Die geheimdienstliche Unterstützung geht damit offenbar weit über das hinaus, was frühere Bundesregierungen etwa im Irak-Krieg oder dem Afghanistan-Krieg autorisiert hatten. Eine Regierungssprecherin sagte "Zeit" und "Kontraste", die Bundesregierung nehme zu "Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung".
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