Bestäubergärtchen: Die große Hummel-Suche hat begonnen

Mit einer neuen Methode gehen Ehrenamtliche nun auf die Suche nach den sanften Insekten-Riesen.

Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Seit Mai 2023 testen Forschende des Thünen-Instituts für Biodiversität in Braunschweig gemeinsam mit Ehrenamtlichen eine neue Methode, um Daten über Hummelvorkommen zu sammeln: sogenannte Bestäubergärtchen. Was genau das für ein Garten ist und was es mit der Suche auf sich hat, das erklärt das Institut in einer Pressemitteilung.



Das sind Hochbeete, die mit regionalen und hummelfreundlichen Pflanzen bestückt sind und in der Agrarlandschaft aufgestellt werden. Im ersten Jahr der Testphase werden 25 solcher Bestäubergärtchen in Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen aufgebaut.

Ehrenamtliche betreuen die Hochbeete und erfassen von Frühjahr bis Herbst die dort auftretenden Hummeln. Dafür werden die Beete einmal im Monat 20 Minuten lang beobachtet, alle Hummeln gefangen, fotografiert und danach wieder freigelassen. Für teilnehmende Ehrenamtliche, die ihr Wissen über Hummeln vergrößern möchten, bietet das Thünen-Institut kostenlose Kurse zur Hummelbestimmung an.

Die Ergebnisse ihrer monatlichen Hochbeet-Besuche übermitteln die Betreuer an das Thünen-Institut. Dort werden die Ergebnisse verifiziert und die Ehrenamtlichen erhalten eine Rückmeldung zu den gefangenen Hummeln an ihren Hochbeeten. Auch Passanten können beim Hummelmonitoring mitmachen: Sie können per App die Hummeln am Hochbeet selbst bestimmen und zählen.

Ein Bestäubergärtchen mit Wildkräutern in der Feldflur.
Ein Bestäubergärtchen mit Wildkräutern in der Feldflur. Foto: Thünen-Institut/ Leonie Lakemann



Hummel-Beobachter werden: Im Testjahr 2023 sind bereits alle Bestäubergärtchen vergeben. Wer sich ehrenamtlich im Wildbienen-Monitoring engagieren möchte, kann sich auf der Webseite wildbienen.thuenen.de unverbindlich für die kommende Monitoring-Saison anmelden.

Hummeln auch in blütenarmen Agrarlandschaften


In intensiv genutzten Agrarlandschaften kann es vorkommen, dass während der Flugzeit von Hummeln und anderen Bestäubern nicht ausreichend Nahrung in Form von Blüten vorhanden ist. Die etablierte Transekt-Methode, bei der die Tiere entlang einer festgelegten Strecke auf einer Untersuchungsfläche erfasst werden, stößt dann an ihre Grenzen: Sind keine Blüten innerhalb eines gewissen Zeitraums vorhanden, können keine Hummeln aufgefunden werden, obwohl diese dort mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden sind.

Als „Pollen- und Nektar-Tankstellen“ sollen die Bestäubergärtchen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, vorhandene Populationen nachzuweisen. Die Hochbeete sind damit eine Ergänzung zur Transekt-Methode, die bereits seit 2021 im Rahmen des Projekts getestet wird. Die Bestäubergärtchen sind so konzipiert, dass sie den Insekten als einzige Nahrungsquelle nicht ausreichen. Der Zustand lokaler Populationen wird dadurch also nicht verfälscht. Künftig könnten an den Hochbeeten auch weitere Bestäuber erfasst werden.

Das Ziel: Wissen über Wildbienen in der Gesellschaft vergrößern


Hummeln und andere Wildbienen sind als Bestäuber enorm wichtig – nicht nur für den Erhalt von biologischer Vielfalt und intakten Ökosystemen, sondern auch für die Ernährungssicherheit. Zum Zustand und zur Entwicklung von Wildbienenbeständen gibt es bisher in Deutschland keine repräsentative Datengrundlage. Das Forschungsprojekt „Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften“ am Thünen-Institut für Biodiversität entwickelt und testet deshalb Methoden zur bestandschonenden Erfassung von Wildbienen in landwirtschaftlich genutzten Räumen.

In den Citizen-Science-Modulen haben Ehrenamtliche die Möglichkeit, einen Beitrag zur Forschung zu leisten und zugleich ihr eigenes Wissen über Wildbienen zu vergrößern. Das Projekt ist Teil des Verbundprojektes MonViA, dem bundesweiten Monitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften.

Weitere Informationen auf wildbienen.thuenen.de/bestaeubergaertchen.


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