Washington. US-Außenminister Antony Blinken hat davor gewarnt, dass ein Einmarsch Chinas in Taiwan zu einer weltweiten Wirtschaftskrise führen könnte. "Wenn eine Krise im Zuge einer unilateralen Aktion Chinas ausbrechen würde, wäre wahrscheinlich die ganze Welt betroffen", sagte Blinken den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung Quest-France.
"Es würde zu einer schweren Wirtschaftskrise kommen." Blinken begründete dies mit der Schlüsselbedeutung Taiwans für die Weltwirtschaft. "Jeden Tag gehen 50 Prozent der weltweiten Handelsschifffahrt durch die Straße von Taiwan. Mindestens 70 Prozent der Halbleiter, die wir für Smartphones, Spülmaschinen oder Autos brauchen, werden in Taiwan hergestellt."
Der US-Chefdiplomat war Peking einen schärferen Kurs seiner Außenpolitik vor. "In den vergangenen Jahren haben wir gesehen: Für die chinesische Führung ist der Stus quo, der jahrzehntelang Frieden und Stabilität in der Straße von Taiwan gebracht hat, nicht länger akzeptabel." Das habe dazu geführt, dass China den Druck und die Zwangsmittel gegen Taiwan erhöht habe. "Peking hat infolgedessen die Stärke des eigenen Militärs zur Schau gestellt. Der wirtschaftliche Druck auf Taiwan wurde erhöht. Das Land wurde von internationalen Organisationen abgeschnitten."
Der Außenminister versprach der demokratischen Inselrepublik eine Fortsetzung der US-Waffenhilfe: "Wir statten Taiwan mit dem aus, was es braucht, um sich selbst gegen jede Form der Aggression zu verteidigen. Wir nehmen das sehr ernst."
Gleichzeitig forderte er Peking zu einer einvernehmlichen Konfliktregelung auf: "Mit Blick auf das Verhältnis zu China gilt für uns, dass alle Differenzen friedlich ausgeräumt werden müssen." Bei den Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Westen und China machte sich Blinken für eine Entflechtung stark. "EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat es sehr schön formuliert. Wir sprechen nicht über wirtschaftliche Abkoppelung von China, sondern über Risikominderung."
In bestimmten Bereichen der Wirtschaft gebe es Sicherheitsrisiken. "Wir dürfen uns nichts vormachen, wenn es um Investitionen in gewisse strategische Industrien, Unternehmen, Branchen und Regionen geht." Das Gleiche gelte für den Verkauf von Gütern an China, die dazu beitragen können, dass China Atomwaffen und Hyperschallraketen entwickelt - oder "künstliche Intelligenz, um Menschen zu unterdrücken", erklärte Blinken. "Ich sehe quer über Europa, Asien und in anderen Teilen der Welt eine zunehmende Annäherung in diesen Fragen."
mehr News aus der Region