Braunschweig. Der Zuckerfabrikant Louis Gerloff gründet vor 100 Jahren seine Stiftung um kinderreichen Familien zu helfen. 250 Gäste feiern den Geburtstag bei einem Gartenfest. Das berichtet die Bürgerstiftung Braunschweig in ihrer Pressemitteilung.
In den letzten Monaten des 1. Weltkriegs etwas auf den Weg zu bringen, was Anderen hilft, das war zumindest ungewöhnlich. Louis Gerloff hat es getan, weil ihn die Not kinderreicher Familien bewegte. Mit 73 Jahren gründete er am 17. Mai 1918 mit zwei Wohnhäusern in der Hugo-Luther-Straße die „Gerloff Stiftung für kinderreiche Familien“. In diesen Häusern konnten kinderreiche Familien zu niedriger Miete wohnen. Die Stiftung existiert noch heute und so wurde jetzt am Löwenwall 16 der 100. Geburtstag gefeiert.
Georg Ernst Ludwig (genannt Louis) Gerloff wurde selbst als 3. Kind von Pastor Carl Gerloff am 14. Januar 1845 in Duttenstedt bei Peine geboren. Seine Mutter starb im Jahr seiner Geburt und als Louis 13 Jahre alt war starb auch sein Vater. Er wuchs bei seiner Tante Louise Winter gemeinsam mit seinem Vetter, dem späteren Stadtbaurat, Louis Winter auf. 1871 gründete er mit seinem späteren Schwager Gustav Vibrans die Zuckerspezialgroßhandlung und Exporthandel Vibrans & Gerloff. Die Geschäfte liefen sehr gut und die Firma Gerloff & Co war die erste Firma in Deutschland, die den Zucker halbautomatisch in Ein-Pfund-Papiertüten verpackte. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zog Louis mit seiner Familie an den Monumentplatz, den heutigen Löwenwall und errichtete dort die Villa, in dem sich heute das Haus der Braunschweigischen Stiftungen befindet.
Ein Leben für die Familie
Louis Gerloff hatte sieben Kinder. Sein Denken, Sinnen und Trachten galt sein ganzes Leben hindurch seiner Familie, der Pflicht, der Arbeit und der Wohltätigkeit. Er war streng gegen sich, streng gegen andere, aber überaus hilfsbereit, nicht nur mit Worten, sondern aufgrund seiner Erfahrungen auch mit Taten. Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Großfamilien entsprach genau seiner Idee von praktischer Hilfe.
Durch die Wirren der Geschichte und die Zerstörung der Häuser im 2. Weltkrieg wurde der ursprüngliche Stiftungszweck nicht mehr möglich. Die Satzung wurde an die jeweils bestehenden Verhältnisse angepasst. Seit 2009 verwaltet die Bürgerstiftung Braunschweig die „Gerloff-Stiftung“. Sie unterstützt bedürftige Kinder durch Gewährung von Beihilfen. Damit ist die Gerloff Stiftung – anders als die Bürgerstiftung Braunschweig – mildtätig.
Zahlreiche Hilfsinvestitionen
Seitdem wurden Schulkosten übernommen, die Teilnahme an Ferienfahrten und Klassenfahrten gefördert, Hilfe bei der Anschaffung von Notebooks und Tablets gewährt, Möbel für Kinderzimmer angeschafft, Musikschulunterricht ermöglicht, die Kinderuni im Familienzentrum Schwedenheim auf den Weg gebracht und vieles mehr.
Mit einem Geburtstagsfest wurde jetzt im Garten der Villa am Löwenwall gefeiert. Rund 250 Gäste kamen, sangen ein Geburtstagsständchen, entzündeten Kerzen auf einer großen Geburtstagstorte und hörten geschichtliche Details von Dr. Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs Braunschweig. Daneben gab es Aktionen wie Zuckerrübenweitwurf oder Quizaktionen. Kuchen, Waffeln und Getränke gab es gegen Spenden für die Stiftung und so kamen mehr als 1.300 Euro zusammen. Ein rundum gelungener Geburtstagsnachmittag.
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