Braunschweig. Prof. Reiner Hildebrandt-Stramann, Leiter des Seminars für Sportwissenschaft und Sportpädagogik der Technischen Universität Braunschweig, bricht Anfang August erneut für eine Gastdozentur an die Universidade Federal de Bahia nach Brasilien auf. Damit verbunden ist das 30-jährige Jubiläum seiner Entwicklungszusammenarbeit mit zahlreichen Brasilianischen Universitäten. Vor allem die Ausbildung von Sportlehrern und sowie die Einführung und Weiterentwicklung entsprechender Studiengänge hat Prof. Hildebrandt-Stramann in den vergangen 30 Jahren seiner Lehr- und Forschungstätigkeit in Brasilien unterstützt und geprägt.
„Bottom Up“: Neuausgestaltung der Sportlehrerausbildung
Mit seinem diesjährigen Aufenthalt an der Universität des Brasilianischen Bundesstaates Bahia beendet Prof. Reiner Hildebrandt-Stramann ein seit dem Jahr 2004 laufendes Projekt zur Neuausgestaltung der Sportlehrerausbildung in Brasilien. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Salvador im Bundestaat Bahia hat er in den vergangen Jahren an den Regeln für das Sportlehrerstudium, dem so genannten Curriculum, gearbeitet. Dabei, so Hildebrandt-Stramann, sei es gelungen, auch die Studierenden sowie Lehrinnen und Lehrer zu beteiligen und damit einen Prozess von „unten nach oben“ zu gestalten.
„Alle Beteiligten in diese Arbeit einzubinden ist Brasilien unglaublich wichtig, denn Bewegung, Spiel und Sport erfüllen in Brasilien mitunter ganz andere Aufgaben, als wir es in Europa kennen“, so der Bewegungsexperte. So stünde Sport als reine Freizeitgestaltung oder Training kaum auf dem Plan, denn Sportplätze und Sportgeräte würde man entgegen der landläufigen Meinung an den staatlichen Schulen meist vergeblich suchen. „Hier sind kreative Lösungen für Schule und Alltag gefragt, die von einem Sportlehrer an die Schüler vermittelt werden sollen und nicht zuletzt auch in einer Favela umsetzbar sind“, erläutert Hildebrandt-Stramann. So gehörte für den Braunschweiger Sportwissenschaftler und Bewegungspädagogen der regelmäßige Besuch in Schulen und Armenvierteln zur Forschungsarbeit. „Gemeinsam haben wir die unterschiedlichsten Orte aufgesucht und Ideen entwickelt, wie wir aus ihnen Bewegungsräume machen können. Nur mit einem Fußball wäre es dabei nicht getan.“, so Hildebrandt-Stramann.
30 Jahre Engagement für die Sportlehrerausbildung
Der Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigt in den vergangen zehn Jahren lagen insbesondere auf der Neuausgestaltung der Sportlehrerausbildung im Auftrag des Kultusministeriums des Bundesstaates Bahia. Darüber hinaus besteht seit dem Jahr 2006 eine Kooperation zwischen dem Seminar für Sportwissenschaft und Sportpädagogik der TU Braunschweig und der Abteilung für Sportwissenschaft der Universität Salvador/Bahia. Diese ermöglicht Studierenden und Lehrenden gegenseitige Forschungsaufenthalte. Ein anschließendes Projekt, so Prof. Hildebrandt-Stramann, sei es, bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro noch mehr Studierende auf deutscher und brasilianischer Seite für einen Studienaufenthalt im jeweils anderen Land zu begeistern.
Der Abschluss des aktuellen Projektes wird für Prof. Reiner Hildebrandt-Stramann nicht der letzte Aufenthalt in Brasilien gewesen sein, jedoch ein ganz besonderer: Von 1984 bis 1987 erhielt der Sportwissenschaftler eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Gastprofessur. An der Universität Santa Maria entwickelte er zusammen mit brasilianischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den ersten Masterstudiengang für die Sportlehrerausbildung. Darauf folgten seit 1988 ebenfalls vom DAAD geförderte Kurz- und Langzeitdozenturen, die ihn an zahlreiche brasilianische Universitäten führten, unter anderem auch nach Recife und Aracaju, in den Nordosten des südamerikanischen Landes, dem sogenannten Armenhaus Brasiliens. Prof. Hildebrandt-Stramann spricht durch seine langjährige Tätigkeit fließend Portugiesisch und hat so12 Fachbücher in der Landessprache publiziert.
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