60 Jahre AWO-Pflegeheim Querum: Politiker versprechen mehr Anerkennung für Pflege

von Christina Balder




Braunschweig. Aus den Trümmern, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, ist es gebaut worden, das AWO-Wohn- und Pflegeheim Querum. Am Freitag feierte es sein 60-jähriges Jubiläum, hat sich in dieser Zeit von 60 Plätzen auf 169 Bewohner vergrößert und ist, wie der Landtags-Vizepräsident Klaus-Peter Bachmann sagte, "aus Braunschweig nicht mehr wegzudenken".

Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, formulierte in seiner Ansprache drei Wünsche an Politik und Gesellschaft. Die Landespolitik, sagte er, müsse den stationären Einrichtungen den Stellenwert einräumen, den sie verdienten. Auch für ihn gehe ambulante vor stationärer Pflege, "aber ich habe das Gefühl, dass die stationäre Altenhilfe hinten runter fällt", beklagte er. Außerdem appellierte er an die anwesenden Politiker, sie mögen dabei helfen, dass Mitarbeitern in der Pflege mehr gesellschaftliche Anerkennung zuteil werde. Dabei seien Tarifverträge ein wichtiges Mittel. An die breite Gesellschaft wandte er sich mit der Bitte, das überwiegend negative, von Medien geprägte Bild von Pflegeheimen zu überprüfen, indem man sich bei Besuchen einen eigenen Eindruck verschaffe.

Jörg Röhmann, Staatssekretär im Niedersächsischen Sozialministerium, betonte, dass trotz der gefühlten Übermacht von Volkswagen als großen Arbeitgeber die Pflege insgesamt der größere sei. "Seit 2008 arbeiten fast 30 Prozent mehr Mitarbeiter in der Gesundheitswirtschaft als bei Volkswagen", sagte er. Das System der Pflege sei allerdings unterfinanziert, der Beruf des Altenpflegers gerate dadurch unter Druck. "Mit wenig Geld kann man nicht viel Qualität erreichen", sagte Röhmann - man müsse daher den Beitrag  zur Pflegeversicherung anpassen. Er forderte außerdem Schuldgeldfreiheit für Auszubildende und verbindliche Tarifverträge auch für private Anbieter. "Im Pflegewettbewerb geht es nicht um Qualität, sondern um den niedrigsten Preis", beklagte er.

Bürgermeisterin Annegret Ihbe sagte, die Stadt wolle sich für intensive Unterstützung einsetzen: "Es ist eine wichtige Frage: Wir wollen wir im Alter leben und wohnen?" Die Wohlfahrtsverbände seien für Braunschweig sehr wichtig.

Das Heim, 1954 eröffnet, bot zunächst Platz für 60 sogenannte "Sozialrentner". 1957 und 1986 wurde es um jeweils 30 weitere Betten erweitert, ab 1999 modernisiert. Heute wohnen 169 Heimbewohner auf dem AWO-Kampus in Querum, darunter auch an Demenz erkrankte Menschen  in einem eigenen Gebäude.


mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


VW Bürgermeister Bürgermeister Braunschweig