"90-60-Biggy" der IGS Franzsches Feld: Vom Mauerblümchen zur Fashionqueen?

von kulturblog38.net




Braunschweig. "Vom Mauerblümchen zur Fashionqueen": Die gute alte Aschenputtelstory zieht immer noch beim Fernsehpublikum und ist der Traum jedes Castingshowproduzenten. Aber ist das, was die TV-Modelshows an Erfolg und Reichtum versprechen, wirklich erstrebenswert? Was ist eigentlich Schönheit und was passiert, wenn man einer dreiköpfigen Fernsehjury die alleinige Deutungshoheit über den Begriff überlässt?





Diese Frage hat sich die Braunschweiger Schauspielerin Janina Kutschan zusammen mit dem Kurs Musisch-kulturelle Bildung des 9. Jahrgangs der Integrierten Gesamtschule Franzsches Feld gestellt und daraus ein Theaterstück entwickelt. Kutschan ist nicht nur Schauspielerin, sondern studiert auch Soziale Arbeit an der Ostfalia Hochschule. "Ich wollte gerne ein Projekt zum Thema Geschlechterverhältnis und Gender zusammen mit Schülerinnen und Schülern machen", erklärt sie die Idee zum Projekt.





Mit dem Thema Modelcasting hat sie das knapp 20-köpfige, quirlige Schülerensemble erreicht, das merkt man. Engagiert inszenieren die Schüler die fiktiven Geschichten von Lisa Blond und Lisa Braun, beide auf dem harten Casting-Weg zur "Miss 90-60-Biggy". Überzeugend gelingt die Darstellung des Spagats zwischen künstlichem, telegenen "Posing" in der Show und authentischen Emotionen im Freundeskreis. Dabei reden Lisa und ihre Freunde mehr und mehr aneinander vorbei. Lisas Lebenswelt ist jetzt eine Modelwelt, die sich gerade dadurch auszeichnet, dass sie für andere unerreichbar ist. Das Stück verdeutlicht, dass der heuchlerische Castingshow-Kosmos eine durch und durch künstliche und damit eigentlich unmenschliche Welt ist. Dass Neugier und Mitgefühl, Schadenfreude und Langeweile – und damit wiederum zutiefst menschliche Gefühle – dann doch dafür sorgen, dass wir immer wieder einschalten, lässt das Stück ebenfalls nicht unerwähnt.





"90-60-Biggy" unterhält mit einem aktuellen und spannenden Thema, einem gut aufgelegten Schülerensemble und mit stimmigen Ideen, wie den Körpermaßen auf den Rücken der Darsteller und getauschten Männer- und Frauenrollen. Leider wird das Stück vorerst nicht wieder zu sehen sein, aber die Message ist angekommen: Aschenputtel ist ein liebenswertes Märchen für Nostalgiker – sorgen wir dafür, dass das auch so bleibt!


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Fotos: Stephen Dietl


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