Abgeschoben: Er könnte hier Arzt werden - doch jetzt muss er gehen

Der 25-jährige Abdelhamid aus Marokko wollte hier sein Glück als Arzt finden. Doch trotz Fachkräftemangels muss er gehen.

von


Abdelhamid (25), er wollte den Menschen hier helfen, doch jetzt soll er gehen.
Abdelhamid (25), er wollte den Menschen hier helfen, doch jetzt soll er gehen. | Foto: privat

Braunschweig. Abdelhamid ist 25 Jahre alt. Er verließ sein Heimatland Marokko, um Arzt zu werden. Über Umwege kam er nach Deutschland, doch hier darf er nicht bleiben. Laut Abschiebungsbescheid bleiben ihm nur noch wenige Tage, um das Land zu verlassen. Er ist verzweifelt: "Habe ich etwas falsch gemacht?" regionalHeute.de sprach mit dem jungen Mann.



Die Hochschullandschaft in Marokko ist nicht gut aufgestellt. Da Abdelhamid allerdings immer Arzt werden wollte, verließ er sein Heimatland und fand sein Glück zunächst in der Ukraine. Hier absolvierte er über mehrere Jahre den theoretischen Teil seines Medizinstudiums. Einzig ein erforderliches "praktisches Jahr" fehlte noch. Dann brach der Krieg aus und er musste die Ukraine verlassen.

Der angehende Arzt kam nach Deutschland. Hier suchte er sich umgehend einen Job. Den fand er als Pflegeassistent beim Marienstift in Braunschweig. Er wollte den Menschen helfen und weiter im medizinischen Bereich arbeiten. Doch nun kam der nächste Schicksalsschlag: Er erhielt einen Abschiebungsbescheid.

Trotz Fachkräftemangels


Für die Zeit seines Studiums erhielt Abdelhamid in der Ukraine eine Aufenthaltsgenehmigung. Ukrainischer Staatsbürger ist er nicht, deswegen gelten für ihn nun auch alle Maßgaben für sein Herkunftsland Marokko - welches als sicheres Land gilt. Seine jetzige Tätigkeit als Pflegeassistent reiche allerdings nicht aus, um in Deutschland als Fachkraft gewertet zu werden - so entschied die Bundesagentur für Arbeit. Die nötigen Nachweise, um als Arzt tätig zu werden, bekommt er nicht mehr rechtzeitig bis zu seinem Abschiebetermin Anfang Mai.

Der Chefarzt des Braunschweiger Krankenhauses, in dem Abdelhamid arbeitet, hatte sich für ihn eingesetzt, wollte ihn unbedingt als Arzt in seinem Haus. Es gab sogar das Angebot, dort den fehlenden praktischen Teil für das Studium nachzuholen, um dort schnell tätig sein zu können. Die Behörden hätten sich allerdings nicht überzeugen lassen. Die Agentur für Arbeit erkennt die Qualifizierung nicht an, die Ausländerbehörde folgt - so muss Abdelhamid das Land nun verlassen.

Abdelhamid selbst ist resigniert, er fragt sich, was er falsch gemacht hat. Er habe sich bereits ein Flugticket besorgt. Ob er nach allem jemals wieder nach Deutschland zurückkehren wird, das bleibt ungewiss. Zuhause in Marokko wird er nun etwas anderes lernen und noch mal ganz von vorne anfangen müssen.




mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


Krieg Ukraine Marienstift Braunschweig