Braunschweig. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Organisationsteam des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts und als informeller Sprecher hat ver.di-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller seine Tätigkeit dort eingestellt. Hintergrund seien Kontroversen um die Ausrichtung des Bündnisses und um Kooperationen mit Dritten. Das teilte Wertmüller am heutigen Donnerstag selbst in einer Presseinformation mit.
Das Bündnis sei so erfolgreich und akzeptiert, wie wohl noch nie in den 23 Jahren seiner Geschichte: Große und riesengroße Kundgebungen und Demonstrationen wie zu den AfD-Parteitagen und gegen Bragida stünden dafür. Das Bündnis sei eine ernst zu nehmende Größe geworden, wenn in Braunschweig über Nazis, über die AfD, über Antisemitismus und Rassismus und über rechte Entwicklungen debattiert wird, schreibt der ver.di-Geschäftsführer.
"Demonstrationen gegen Nazitrupps reichen alleine nicht aus"
"Einigen Gruppen im Bündnis gegen Rechts geht das wohl zu weit: Zu viel Austausch mit Stadt und anderen Institutionen, zu viel Kommunikation u.a. mit der Polizei, das steht als Kritik im Raum", sagt Wertmüller, ohne konkreter zu werden. Nur so viel: Wertmüller hält diese Entwicklung für falsch: "Wenn rassistische, antisemitische und andere rechte Strömungen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind,
dann muss man auch dort in die Debatten einsteigen. Demonstrationen gegen Nazitrupps sind unverändert richtig, reichen aber alleine nicht aus." Das Bündnis wolle sich jetzt neu organisieren und werde hoffentlich weiter eine starke Stimme der Zivilgesellschaft in Braunschweig bleiben.
Ver.di gehöre dem Bündnis auch weiterhin an, aber eben nicht mehr in der bisherigen zentralen Rolle. Wertmüller: "Ich muss aber alle enttäuschen, die auf den Ausfall meiner Stimme in der Öffentlichkeit setzen. Ver.di wird weiterhin ganz vorne dabei sein, wenn es gegen Nazis und Antisemiten geht und ich als Person werde weiter zu vernehmen sein."
Mit dem Rückzug Wertmüllers verliert das Bündnis ihr letztes prominentestes Gesicht nach Außen. Bereits Ende 2020 gab David Janzen nach über 20 Jahren Tätigkeit aus familiären Gründen, wie er sagte, seine aktive Mitarbeit als Sprecher des Bündnisses auf.
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