Auszubildende dringend gesucht

von Robert Braumann


| Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Die Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar hat die aktuellen Entwicklungen am regionalen Ausbildungsmarkt vorgestellt. Dabei wird deutlich – es fehlt den Firmen immer wieder der Nachwuchs. Über 200 Stellen sind unbesetzt.

Dabei ist die Anzahl der Ausbildungsplätze sogar gesunken. Im erfassten Zeitraum 2013/2014, waren es 3.858 für die Region Wolfenbüttel, Braunschweig, Goslar und Salzgitter. Damit fast zweihundert weniger als im vorherigen Bericht. Meist befinden sich die unbesetzten Stellen in Bereichen, die von den Jugendlichen als unattraktiv angesehen werden. Zum Beispiel bei Berufen im Bereich der Körperpflege, der Produktion und Fertigung oder der Speisenzubereitung. Laut Bericht sind momentan 31 Jugendliche unversorgt.

Eine große Dunkelziffer


Allerdings gibt es in der Statistik eine Dunkelziffer, die Fragen offen lässt. Ursprünglich hatten sich 4.418 Bewerber beim Arbeitsamt für Ausbildungsstellen interessiert. 2.122 sind mittlerweile vermittelt. 1.057 haben ein Studium, ein Praktikum oder eine weiterbildene Schule als nächstes Ziel angegeben. 193 wurden in Fördermaßnahmen aufgenommen, 89 arbeiten in gemeinnützigen Diensten und 235 sind Erwerbstätig. Richtig – da bleiben 722 Personen übrig. Genau die, die sich beim Arbeitsamt gemeldet hatten, aber keine Rückmeldung gaben. "Es ist bei dieser Gruppe zumindest davon auszugehen, dass nicht alle den ursprünglich gewünschten Weg einschlagen konnten.", so Harald Eitge, Leiter der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar. Die Gründe können vielfältig sein. Neben einer Umorientierung auch mangelnde Qualifikation oder ein fehlendes Angebot. Auf der anderen Seite heißt es natürlich nicht, dass diese hohe Zahl an Interessenten keinen weiteren beruflichen Werdegang eingeschlagen haben. Er konnte nur nicht erfasst werden.

Die Firmen haben es schwer


Für viele Firmen ist die Besetzung der Ausbildungsplätze immer schwieriger geworden. So berichtet Helmut Streiff, Geschäftsführer von Streiff und Helmold GmbH: "Es gibt immer wieder Bewerber die mehrgleisig fahren.



Das heißt sie unterschreiben mehrere Ausbildungsverträge und halten sich die Entscheidung bis zum Schluss offen. Wenn wir Pech haben, stehen wir am Tag des Ausbildungsbeginns ohne unseren Bewerber da. Viele melden sich einfach nicht zurück, wenn sie sich zu einer anderen Entscheidung durchgerungen haben. Kurzfristig jemand geeigneten zu finden, das ist dann so gut wie unmöglich." Er appelierte an die Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar hier eine neue Regelung zu finden, damit sich frühzeitig nach neuen Bewerbern umgesehen werden kann. Für kleine Betriebe sei es noch gravierender, da diese sowieso weniger qualifizierte Bewerber bekommen. Matthias Rasch von der Firma Frachtrasch international gibt zu bedenken: "Auch die Betriebe müssen sich anpassen und Bewerber frühzeitig an das Unternehmen binden." Dazu gehört es auch ihnen Aufstiegsmöglichkeiten und das Berufsfeld schmackhaft zu machen.

Den Nachwuchs besser fördern


Harald Eitge, weißt im Rahmen des Berichts auch auf den demografischen Wandel hin. Der dafür sorgen wird, dass es in Zukunft noch weniger Nachwuchs gibt. Gerade Goslar und Salzgitter werden dort bis 2030 voraussichtlich große Probleme bekommen.



Aus seiner Sicht dürfen sich die Firmen nicht nur auf Abiturienten versteifen. So müssen gerade Hauptschüler wieder stärker gefördert werden und eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt erhalten. Die Arbeitsagentur bietet hier vielfältige Fördermaßnahmen an, die nachgefragt und genutzt werden können. Nur weil jemand einen niedrigeren Schulabschluss habe, sei er nicht grundsätzlich ungeeignet für die ein oder andere Stelle. "Auch wenn nur noch rund 11 Prozent der Schüler in der Region auf die Hauptschule gehen, ist es doch ein Potenzial, das unbedingt genutzt werden muss.", so Eitge weiter.

Ganz oben im Ranking der Jugendlichen stehen übrigens Berufe wie Industriemechaniker/in, Verkäufer/in oder auch Kaufmann/-frau im Einzelhandel. Sie werden häufig als Berufsziel genannt. Schlecht weg kommen Koch/Köchin, Friseur/in, Schornsteinfeger/in oder auch Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Alle in den Top Ten der unbesetzten Stellen.


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