Besenmännchen mit dunkler Vergangenheit: Stadt reagiert sofort

Die putzige Jünglingsfigur scheint auf den ersten Blick harmlos, doch sie symbolisierte in ihrer ursprünglichen Fassung die Säuberung im Sinne der nationalsozialistischen Volksgemeinschafts- und Rassenideologie.

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Das Besenmännchen auf einer Grünfläche zwischen Mauernstraße und Theaterwall.
Das Besenmännchen auf einer Grünfläche zwischen Mauernstraße und Theaterwall. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. In der letzten Ratssitzung wurde der Antrag der Gruppe „Die FRAKTION. BS“ zur kritischen Auseinandersetzung mit der Skulptur des „Besenmännchens“ zurückgezogen. Der Antrag forderte eine umfassendere Darstellung der historischen Hintergründe und der nationalsozialistischen Symbolik, die mit der Figur des Bildhauers Jakob Hofmann verbunden sind. Doch noch vor der Sitzung hatte die Verwaltung reagiert und eine Stellungnahme abgegeben.



Die Diskussion über das „Besenmännchen“ sei von Bedeutung, da es ursprünglich im Jahr 1938 als Teil der Altstadtsanierung eingeführt wurde, die nicht nur ästhetische, sondern auch politische Ziele verfolgte. Das Ziel der Maßnahme war die Vertreibung von Bewohner, die als politisch unzuverlässig galten, darunter Anhänger der KPD und SPD. In seiner ursprünglichen Form symbolisierte das „Besenmännchen“ eine Art von „Säuberung“ im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.

Die ursprüngliche Figur hat den Krieg überlebt, wurde allerdings gestohlen. Eine später anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) angefertigte Bronze-Kopie der Figur steht nun an der Mauernstraße in Braunschweig. Bislang wurde allerdings nur auf eine positive Neuinterpretation verwiesen, nicht aber auf die kritische Ur-Bedeutung des Werks.

Die Gruppe wollte die Verwaltung mit ihrem Antrag veranlassen, die kritische historische Auseinandersetzung mit der Urfassung des „Besenmännchens“ und dessen Symbolik auf der städtischen Webseite zu ergänzen und in künftige Darstellungen einzubeziehen.

Stadt reagiert sofort


Die Stadt Braunschweig hat auf die Bedenken der Antragsteller reagiert. In einer Stellungnahme erklärte die Verwaltung, dass Informationen über das „Besenmännchen“ im Rahmen des erinnerungskulturellen Projektes „Vernetztes Gedächtnis“ bereitgestellt werden. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Geschichte des Nationalsozialismus in Braunschweig aufzuarbeiten und die Symbolik des Besenmännchens in einen historischen Kontext zu stellen. Die Stadt kündigte an, in Zusammenarbeit mit der Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) eine Kontextualisierung der Figur im Stadtbild zu prüfen.

Die Verwaltung verwies auf das Problem, dass die Internetseiten des „Vernetzten Gedächtnis“ technisch veraltet sei. Diese Seiten sind nur schwer auffindbar und benötigen eine umfassende Überarbeitung, für die aktuell jedoch keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Die Verwaltung betonte, dass trotz der Mängel eine kritische Auseinandersetzung mit dem „Besenmännchen“ im Rahmen der erinnerungskulturellen Arbeit wichtig bleibt.

Die Entscheidung, den Antrag zurückzuziehen, wurde von den Mitgliedern der Gruppe „Die FRAKTION. BS“ als Reaktion auf die bereits eingeleiteten Maßnahmen der Stadt getroffen. Der Fokus soll nun darauf liegen, die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für die historische Bedeutung des „Besenmännchens“ zu fördern, ohne die problematischen Aspekte der Vergangenheit aus dem Blick zu verlieren.


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