Braunschweig. Beliebte Laufwege, gut besuchte Plätze und geschäftiges Treiben: Bereits seit 2016 erfasst das Stadtmarketing mittels Lasermessgeräten die Besucherfrequenzen in der Innenstadt. Um ausführlichere Einblicke zu bekommen, testet das Stadtmarketing bis Ende Oktober 2025 im Rahmen eines Pilotprojektes den Einsatz der mobilfunkbasierten Technologie „Ariadne“. Über den Zwischenstand des Projekts berichtete das Stadtmarketing bei der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am gestrigen Dienstag am Beispiel des Weihnachtsmarktes 2024.
Weniger Messausfälle, zusätzliche Auswertungen und genauere Ergebnisse: Diese und weitere Vorteile könnte die Messtechnik der Firma Ariadne im Vergleich zu den Lasermessgeräten bieten, die aktuell für die Erfassung von Besucherfrequenzen in der Braunschweiger Innenstadt im Einsatz sind. heißt es in einer Pressemitteilung der Braunschweig Stadtmarketing GmbH. Ob Ariadne eine geeignete Ergänzung oder Alternative für das bestehende System in der Innenstadt ist, prüfe man derzeit im Rahmen eines Pilotprojektes, das mehrere Szenarien und Anwendungsfälle der neuen Messtechnologie umfasst.
Anonyme Antennensignale von Handys
Während des Weihnachtsmarktes 2024 hat das Stadtmarketing erstmals das Messverfahren der Firma Ariadne ergänzend zu den Laserfrequenzmessungen getestet. Grundlage für die Erfassung mit Ariadne sind anonyme Antennensignale von Mobilfunkgeräten wie beispielsweise Smartphones. „So können wir konkretere Besuchszahlen für ausgewählte Standorte bestimmen, statt Erkenntnisse aus den Besucherbewegungen der Laserfrequenzmessungen abzuleiten“, erklärt Tobias Grosch, Projektleiter beim Stadtmarketing.
Bisher messe das Stadtmarketing, wie oft Personen an bestimmten Punkten in der Innenstadt vorbeikämen. Ersichtlich sei dabei jedoch nicht, wie viele individuelle Besucherinnen und Besucher unterwegs seien, da eine Person beliebig viele Messpunkte und jeden Messpunkt mehrfach passieren könne. „Aus den Frequenzen können wir keine konkreten Besucherzahlen ableiten – mit Ariadne können wir uns den tatsächlichen Besuchszahlen allerdings deutlich annähern“, so Grosch weiter.
Personen ohne Handy nicht erfasst
Ariadne erfasse jedes Mobilfunkgerät innerhalb eines ausgewählten Messareals. Unschärfe gäbe es aber auch dabei, da beispielsweise Personen ohne Mobilfunkgerät nicht erfasst würden, während Personen, die das Messareal für mehr als 20 Minuten verließen, bei erneuter Messung doppelt gezählt würden. „Aus Datenschutzgründen müssen die Datensätze gelöscht werden, sobald das erfasste Geräte das Areal mindestens zwanzig Minuten verlassen hat, damit keine Rückschlüsse auf Personen möglich sind“, sagt Grosch. Die gesammelten Daten sind hierbei streng anonymisiert, sodass kein Rückschluss auf einzelne Personen möglich ist. Ariadne ist DSGVO-konform und greift nicht auf personenbezogene Daten zu.
Für einen ersten Testlauf der Ariadne-Messtechnologie hatte das Stadtmarketing vom 27. November bis zum 28. Dezember 2024 23 Messgeräte auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt angebracht. Die Ergebnisse zeigen das Potenzial von Ariadne: Insgesamt erfassten die Geräte rund 1,26 Millionen Besuche auf dem Weihnachtsmarkt. „Bisher sind wir über Hochrechnungen von rund 900.000 Besucherinnen und Besuchern auf unserem Weihnachtsmarkt ausgegangen“, sagt Gerold Leppa, Geschäftsführer des Stadtmarketings. „Dass die Zahl der Besuche deutlich darüber liegt, ist eine tolle Überraschung und ein großes Kompliment für unseren Weihnachtsmarkt.“
Laufwege, Gruppengrößen und Aufenthaltsdauer
Die Messtechnik von Ariadne bietet darüber hinaus weitere Auswertungsmöglichkeiten: Beispielsweise können Laufwege, Gruppengrößen und Aufenthaltsdauer anhand der gesammelten Messwerte berechnet werden. „Die Auswertungen zum Weihnachtsmarkt zeigen uns spannende neue Einblicke in das Verhalten der Besucherinnen und Besucher, die uns mit den laserbasierten Messungen nicht möglich sind. Zum Beispiel haben sich die Gäste meist zu zweit oder zu dritt und durchschnittlich rund 67 Minuten lang auf dem Weihnachtsmarkt aufgehalten“, sagt Leppa.
„Aktuell testen wir die Technik noch weiter in der Innenstadt, dafür sind 14 Geräte in den Straßenzügen Sack, Langer Hof, auf dem Platz der Deutschen Einheit und seit Kurzem auch in einem Modegeschäft installiert. Mit dem Pilotprojekt wollen wir herausfinden, welche neuen Erkenntnisse wir über die Innenstadt gewinnen können und ob sich ein dauerhafter und flächendeckender Einsatz lohnen würde.“ Die Testmessungen dauern bis Ende Oktober 2025 an, anschließend erfolgt eine ausführliche Datenanalyse und Interpretation. „Auf Basis der Ergebnisse werden wir dann final abwägen, inwiefern die Ariadne-Messtechnik für Braunschweig in den Einsatz kommen kann“, so Leppa.
