Braunschweig. Sie sitzen an Häuserfassaden in der Fußgängerzone mit hochgekrempelten Hosenbeinen oder humpeln auf Passanten zu, um ein paar Münzen zu erbetteln. Der eine oder andere erbarmt sich ob der offensichtlichen Leiden, mit denen die Bettler sich herumschlagen müssen. Doch genau das sollte man nicht tun, rät die Polizei.
Die meisten gehen einfach vorbei. Schauen auf die entzündeten Beine oder Krücken und dann schnell wieder weg. Andere reagieren deutlich: "Gehen Sie arbeiten!" Eine Rentnerin wird ungehalten, als sie am Kohlmarkt in gebrochenem Deutsch angesprochen wird. "Ich habe für meine Rente auch arbeiten müssen." Auch Ladeninhaber beschweren sich gelegentlich bei der Polizei, wenn Bettler vor ihren Geschäften sitzen.
Verboten ist es allerdings nicht, zu betteln. Manch einer mag sich daran stören, gerade wenn zeitweise an jeder zweiten Ecke jemand sitzt. Doch wer einfach nur dort sitzt, macht nichts falsch. Auch gemurmelte Bitten müssen die Passanten tolerieren. "Nicht erlaubt ist sogenanntes aggressives Betteln", sagt der städtische Pressesprecher Rainer Keunecke. Das heißt, wenn Bettler auf Passanten zugehen, sie direkt ansprechen und sich ihnen in den Weg stellen. Wenn der Ordnungsdienst der Stadt so etwas mitbekomme, müsse ein Platzverweis ausgesprochen werden. "Das ist aber nicht häufig erforderlich", sagt Keunecke.
"Milde Gaben helfen den Menschen nicht"
Oft wissen die Bettler, was erlaubt ist und was nicht. "Sie kommen meist aus dem Osten Europas, reisen durch die Städte, betteln organisiert und müssen das Geld hinterher an Hintermänner abgeben", sagt Joachim Grande, Pressesprecher der Polizeidirektion Braunschweig. Und genau aus diesem Grund rät er, das Portemonnaie bei diesen Leuten stecken zu lassen. "Grundsätzlich hat es in unserem Sozialstaat niemand nötig, zu betteln", sagt er. "Und in diesen Fällen kommt das Geld den Leuten nicht einmal zugute." Im besten Fall bekämen sie etwas zu essen und eine Unterkunft, doch von dem erbettelten Geld sehen sie nicht viel.
"Mitleid und milde Gaben helfen den Menschen nicht", sagt der Polizeisprecher. Menschen mit offensichtlichen Leiden würden von den Organisatoren extra ausgesucht, um mehr Mitleid zu erregen. "Für diese Menschen ist es vermutlich das kleinere Übel, hier auf der Straße zu sitzen als in ihren Heimatländern, wo sie noch weniger haben als hier", sagt Grande. Deswegen könne man auch nichts dagegen tun, dass sich andere Menschen als die Bettler an den Almosen bereichern. Solange keiner der Bettler sich bei der Polizei beschwert, müsse diese davon ausgehen, dass sie das freiwillig tun, erklärt Grande.
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