Braunschweig. Der niedersächsische Minister Björn Thümler besuchte heute, 10. Juli 2018, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) im Rahmen seiner Sommerreise. Er informierte sich über das Zentrum und die Forschungsschwerpunkte sowie die Herausforderungen der Infektionsmedizin und innovative Forschungsansätze.
Wissenschaftler des HZI präsentierten aktuelle Projekte und Ergebnisse aus der Wirkstoffforschung und Antibiotikaentwicklung gegen multiresistente Krankenhauskeime. Der Besuch vermittelte einen Blick hinter die Kulissen der modernen Wirkstoffentwicklungskette, die vom mikrobiellen Naturstoff bis zum Wirkstoffkandidaten für die Klinik führt. Der Minister wurde begleitet von Vertretern aus Politik und Presse, berichtet das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
„Das HZI ist eine Weltklasseeinrichtung der Infektionsforschung. Hier wird unter anderem die Wirkstoffforschung als einer der zentralen wissenschaftlichen Schwerpunkte sehr intensiv betrieben. Dies ermöglicht es, beispielsweise Wirkstoffe aus der Natur zu erforschen und zu optimieren, um sie dann als lebensrettende Medikamente einzusetzen. Besonders bemerkenswert ist die Partnerschaft des HZI mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen in Braunschweig und Hannover mit dem Ziel, die Forschungsergebnisse effektiv in die klinische und pharmazeutische Anwendung zu bringen“, sagte der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler.
Arbeitsgespräch im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt des Besuchs des Ministers stand ein Arbeitsgespräch mit Prof. Dirk Heinz, dem wissenschaftlichen Geschäftsführer des HZI, und Silke Tannapfel, der administrativen Geschäftsführerin des HZI. Zu Beginn gab Dirk Heinz einen kurzen Überblick über die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Zentrums, die gegenwärtige Strategie der Wirkstoffforschung und die vielfältigen Kooperationen mit regionalen und internationalen Partnern. In den anschließenden Laborführungen stellten mehrere Wissenschaftler des HZI ihre aktuellen Forschungsansätze vor.
In den Laboren der Chemischen Biologie konzentrieren sich Wissenschaftler im Team um Prof. Mark Brönstrup bei der Suche nach neuen Therapien gegen Krankheitserreger unter anderem auf Naturstoffe und deren Konjugate. Diese Verbindungen können als Antibiotikum wirken oder das Immunsystem stimulieren. Ziel der Forscher ist es dabei, neue Wirkstoffe zu entdecken, ihre Funktionsweise zu charakterisieren und ihre Eigenschaften zu optimieren, damit sie für den Einsatz im Menschen besser geeignet sind. Dazu gehören eine höhere Stabilität im Blutkreislauf, höhere Wirkspiegel am Ort der Infektion oder eine bessere Verträglichkeit. Die chemische Optimierung der Wirkstoffe ist aufwendig, kostet mehrere Millionen Euro und dauert Jahre.
Stammsammlung als unerschöpfliche Quelle
Eine weitere Station des Besuches war die Stammsammlung des HZI. Etwa 80 Prozent der Antibiotika stammen aus der Natur. Bei den Wirkstoffen aus der Natur handelt es sich um mikrobielle Naturstoffe, die eine ergiebige Quelle für neue Wirkstoffkandidaten darstellen. Im Boden lebende Myxobakterien sind bekannte, aber bisher wenig untersuchte Produzenten von Sekundärmetaboliten. Das HZI verfügt über eine Myxobakterien-Sammlung mit mehr als 9.000 Stämmen. Das Wissenschaftler-Team um Prof. Marc Stadler, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Wirkstoffe“ am HZI, untersucht Stoffe, die im Boden oder anderen Habitaten schlummern. Eine unerschöpfliche Quelle für neue Wirkstoffe bilden auch Pilze. Sie produzieren Antibiotika natürlicherweise, um sich gegen Bakterien durchzusetzen und deren Angriffe zu überleben. Die Herausforderung für die Forscher ist es, diese Organismen für die Forschung zugänglich zu machen.
Zum Abschluss besichtigte Björn Thümler auf einem kleinen Rundgang den Science Campus Braunschweig-Süd, auf dem neben dem HZI auch noch weitere regionale Partner angesiedelt sind: das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, die Technische Universität Braunschweig, das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM und das Biotechnologische Schülerlabor Braunschweig (BioS) sowie die Life-Science-Unternehmen YUMAB GmbH und INSCREENEX GmbH.
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