Blackout-Vorsorge: Mobile Leuchttürme sollen noch dieses Jahr kommen

Der Krisenstab Gasmangellage bereitet sich auf alle Szenarien vor. Auch auf einen flächendeckenden Stromausfall.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Anke Donner

Braunschweig. Der Katastrophenschutz der Stadt Braunschweig plant noch in diesem Jahr etwa 20 sogenannte Bevölkerungsschutzleuchttürme an den Start zu bringen. Dabei handelt es sich im ersten Schritt um kleinere, mobile Einheiten, die als Anlaufpunkte dienen sollen, an denen die Bürgerinnen und Bürger in einem Krisenfall wie etwa einem flächendeckenden Stromausfall Informationen erhalten oder Notrufe und Hilfeersuchen absetzen können, berichtet die Stadt Braunschweig am heutigen Montag.



Basis für diese mobilen Leuchttürme seien Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, berichtet die Stadt weiter. Sie können an bekannten und gut erreichbaren Stellen im Stadtgebiet eingesetzt werden. In einem weiteren Schritt sei vorgesehen, stationäre Leuchttürme einzurichten, die auch als Wärmehallen für die kurzzeitige Unterbringung genutzt werden können. Das konkrete Konzept für diese Planungen will die Stadtverwaltung Anfang Dezember in die Gremien bringen. Bereits jetzt werde aber schon an der Umsetzung gearbeitet.

Feuerwehr erstellt Sonderplan


Die Bevölkerungsschutzleuchttürme sind Bestandteil des Sonderplans Stromausfall/Blackout, den die Feuerwehr derzeit erstellt. Die Umsetzung war zunächst für die Jahre 2023 bis 2025 geplant. Unter dem Eindruck des Gaslieferstopps Russlands hat die Feuerwehr dieses Vorhaben beschleunigt, eine Arbeitsgruppe mit sieben Mitarbeitern eingesetzt und diese von ihren eigentlichen Aufgaben freigestellt.

"Ein großflächiger Stromausfall ist eine mögliche Folge einer Gasmangellage", sagte Oberbürgermeister Dr. Kornblum. Dies könne etwa der Fall sein, wenn bei Gasknappheit die übermäßige Nutzung elektrischer Heizgeräte zu einer Überlastung des Stromnetzes führt. Ebenso könne gezielte Sabotage zu solch einer gravierenden Störung führen. "Mit Hochdruck wird daher jetzt daran gearbeitet, dass die Leuchttürme möglichst zügig einsatzbereit sind. Neben dem Warnkonzept für die Bevölkerung ist der Schutz der kritischen Infrastruktur und die Versorgung der Bevölkerung bei einem Blackout ein vordringliches Ziel." Auf Initiative des Oberbürgermeisters waren zu Jahresbeginn 8,5 Millionen Euro bis 2024 in den Haushalt für den Katastrophenschutz eingestellt worden, u.a. für eine personelle Verstärkung der zuständigen Abteilung.


"Im Falle eines großflächigen Stromausfalls fällt auch die Kommunikationstechnik aus", sagt der für die Feuerwehr zuständige Dezernent, erster Stadtrat Christian Geiger. "Die Stromversorgung ist die Achillesverse einer digital-vernetzten Gesellschaft, große Teile des öffentlichen Lebens sind davon betroffen." Kommunikation sei dann schon nach wenigen Stunden nur noch sehr eingeschränkt möglich. "Kommt es zu einer solchen Situation, werden die Leuchttürme eine Schlüsselrolle bei der Kommunikation einnehmen: Vor Ort werden die Bürgerinnen und Bürger aus erster Hand informiert, und können auch Hilfe bekommen." Über das gesicherte Digitalfunknetz können die Hilfeersuchen an die Leitstelle der Feuerwehr weitergeben werden. Zugleich könnten die Leuchttürme auch bei anderen Krisenszenarien zum Einsatz kommen.

Grundsätzlich würde im Fall eines größeren Stromausfalls eine Gefahrenabwehrleitung im Führungs- und Lagezentrum der Feuerwehr zusammentreten, an der unter anderem BS Energy, BS Netz und die Polizei teilnehmen. Dort würden alle nötigen Arbeiten zur Behebung und Kontrolle der Situation koordiniert, auch die Einrichtung und die Arbeit der Leuchttürme in den Stadtteilen. Dort können auch die Medien direkt Informationen bekommen. Für die Führung der Stadtverwaltung sind jetzt auch 15 Satellitentelefone beschafft worden. Ein Hauptaugenmerk wird bei der Krisenstabsarbeit für die Gefahrenabwehr zunächst darauf liegen, akute Notlagen durch den Stromausfall zu beenden (z.B. in Aufzügen eingeschlossene Personen zu befreien), zentrale Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäuser weiterhin im Betrieb zu erhalten und für die Daseinsvorsorge zu sichern.

Gefahr von Blackout gering


Grundsätzlich wird die Wahrscheinlichkeit eines längerfristigen, großflächigen Stromausfalls derzeit als gering angesehen. Die Prognosen der Bundesnetzagentur sind diesbezüglich optimistischer als noch im Sommer, da die Gasspeicher mittlerweile zu mehr als 99 Prozent gefüllt sind. Auf der Internetseite von BS Netz, wo Fragen und Antworten zu dem Thema eingestellt sind, heißt es dazu: "Das Stromnetz von Deutschland gilt als eines der modernsten und sichersten weltweit. (…) Im Auftrag der Bundesregierung haben die vier (Übertragungsnetzbetreiber) verschiedene Szenarien zur Sicherheit der Stromversorgung für diesen Winter durchgerechnet – das Ergebnis: Selbst auf Basis des schlechtesten der untersuchten Szenarios sei nicht mit einem überregionalen Blackout zu rechnen."

Bürgerinnen und Bürgern, die für einen solchen Fall vorsorgen möchten, verweisen Stadt, BS Energy und BS Netz auf die Hinweise des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dort gibt es Empfehlungen für die Bevorratung mit Lebensmitteln oder die Anschaffung eines batteriebetriebenen Radios. Hinweise dieser Art sind auch über die städtische Landingpage zur Gasmangellage verlinkt (www.braunschweig.de/gasmangellage). Natürlich sei eine zentrale präventive Maßnahme auch, als ganze Stadtgesellschaft möglichst Energie zu sparen, sagte der Oberbürgermeister.

Krisenstab eingerichtet


Alle Überlegungen in Zusammenhang mit einem Blackout sind Teil der vorbereitenden Planung des Krisenstabs "Gasmangellage", den Oberbürgermeister Dr. Kornblum im Sommer eingesetzt hatte und den Erster Stadtrat Geiger leitet. Dieser beobachtet mit BS Energy und BS Netz die aktuelle Situation und plant konkrete Schritte für den Fall einer Gasmangellage. Koordiniert werden dort zudem die städtischen Energiesparmaßnahmen sowie eine interne Kampagne zur Sensibilisierung der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

"Derzeit ist eine stabile Versorgung mit Strom und Gas weiterhin gewährleistet", fasst BS Energy-Vorstandsvorsitzender Jens-Uwe Freitag die Situation zusammen.


Grundsätzlich ist gesetzlich geregelt, wie im Falle einer Gasmangellage vorgegangen wird. Im Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland sind drei Stufen formuliert: Frühwarn-, Alarm- und Notfallstufe. Über die Notfallstufe informiert das Bundeswirtschaftsministerium, nachdem die Bundesregierung diese festgestellt hat. Aktuell gilt in Deutschland die Alarmstufe. "Entsprechende Vorbereitungen für den Fall einer Gasmangellage haben wir bereits getroffen und stehen auch im Kontakt mit Unternehmen, die gegebenenfalls von Abschaltungen betroffen sein könnten", erklärt Kai-Uwe Rothe, Geschäftsführer von BS Netz. Für kritische Infrastruktur, also insbesondere auch Alten- und Pflegeheime oder Krankenhäuser, gilt besonderer Schutz vor Abschaltungen im Gasbereich.

Natürlich befasst sich der Krisenstab auch mit der Frage, welche Anforderungen sich stellen, wenn gar kein Gas mehr fließen würde. Auch hier werden denkbare Szenarien überlegt. Grundsätzlich erfolgt eine Abschaltung von Privatanschlüssen erst zum Ende der möglichen "Abschaltkette". Stadt und BS Energy würden dazu rechtzeitig informieren.


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