Bomben-Blindgänger in Broitzem?

von Robert Braumann




Braunschweig. Bundesweit liegen noch etliche zehntausend Sprengkörper im Boden. Die Altwaffen werden mit der Zeit immer empfindlicher - es besteht sogar die Gefahr einer Detonation, warnen Experten immer wieder. Auch Braunschweig könnte betroffen sein. Ab 1944 bis zum Kriegsende erfogten nahezu wöchentliche Angriffe, die 90 Prozent der Innenstadt zerstörten. Die Stadt hat intensive Suchen angeordnete. Momentan ist der Ortsteil Broitzem betroffen. Zu Beginn wird der Bereich rund um die Grundschule überprüft.

Warum wird gerade hier gesucht? Das ist mit einem Blick in die Historie zu erklären. Der erste vollwertige Flugplatz Braunschweigs ist 1916 vom Militär in Broitzem geschaffen worden (südlich der Broitzemer Straße). Er wurde später auch von den Nationalsozialisten genutzt und war Ziel der Angriffe durch die Allierten. 1935 begann der Ausbau zum Fliegerhorst. Die Waldorfschule, seit 1976 in Braunschweig, zog 1981 auf das Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Broitzem um.



Das Gelände liegt nur etwas mehr als zwei Kilometer von der Grundschule Broitzem entfernt. Wenn man bedenkt das sich noch die Rollbahnen anschlossen, wird die räumliche Nähe noch deutlicher. Was wird jetzt genau vor Ort gemacht? BraunschweigHeute.de fragte bei Rainer Keunecke (Pressesprecher, Stadt Braunschweig) nach: "Der Stadt waren im letzten Jahr vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Niedersachsen mehrere Koordinaten von Blindgängerverdachtspunkten im Bereich der Ortslage Broitzem übermittelt worden. Die Stadt hat diese Meldung zum Anlass genommen, die gesamte Deutsche Grundkarte Broitzem-Süd durch ein spezialisiertes Fachbüro, die Luftbilddatenbank Carls, auf weitere mögliche Blindgänger auswerten zu lassen. Dieses Büro hat sämtliche für den Bereich verfügbaren Kriegsluftbilder ausgewertet." So solle die Suche möglichst effizient verlaufen. "Diese systematische Herangehensweise hat den Vorteil, dass Verdachtspunkte effizient überprüft werden können. Für die Entschärfung einer aufgefundenen Bombe muss die Umgebung evakuiert werden; es werden deshalb bei der Überprüfung möglichst mehrere Punkte zusammengefasst, um gegebenenfalls die Beeinträchtigung der Bevölkerung zu minimieren.", so Keunecke.

Arbeiten werden sich einige Zeit hinziehen


Dabei ist die Planung schon sehr detailliert: "Im ersten Schritt werden von einer beauftragten Fachfirma die Verdachtspunkte von Sprengbombenblindgängern in der Ortslage von Broitzem (Bereich bebauter Grundstücke, Beginn bei den Verdachtspunkten auf dem Schulgelände der Grundschule Broitzem) überprüft. Wenn diese Verdachtspunkte in der Ortslage von Broitzem durch Tiefensondierungen überprüft sind und gegebenenfalls vorhandene Störkörper, also Metallgegenstände im Erdreich, geborgen wurden, werden die Verdachtspunkte auf angrenzenden Ackerflächen überprüft. Dort können flächendeckende Sondierungen die Lage möglicher Blindgänger klären." Die Arbeiten sollen bis zum Ende des Jahres 2015 abgeschlossen sein. Das sei aber nur bedingt planbar sagt Keunecke: "Denn je mehr Störkörper sich als mögliche Blindgänger herausstellen, die unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen geborgen und ggf. entschärft werden müssen, desto größer wäre der Aufwand und der Abstimmungsbedarf für die notwendigen Evakuierungen.", so der Pressesprecher. Es wird sich in den kommenden Wochen zeigen, ob sich die Verdachtsmomente bestätigen. BraunschweigHeute.de bleibt an der Sache dran.


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