Braunschweig. Der Planungs- und Umweltausschuss entscheidet in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch über das von der Verwaltung entworfene "Naturnahe Naherholungskonzept Bienroder Kiesteich". In die Infrastruktur des Sees soll investiert werden, um den Besuchern ein besseres Angebot zu bieten. Kritisch sieht das die Bürgerinitiative Baumschutz. Sie appelliert in einem offenen Brief an die Mitglieder des Ausschusses, das Konzept abzulehnen.
Bereits seit Ende 2014 arbeitet die Verwaltung auf Wunsch des Stadtbezirksrates Wabe-Schunter-Beberbach an dem Konzept. Dieses sieht nun bis 2022 die Durchführung mehrerer Maßnahmen vor. Während das Nordufer ökologisch naturnah weiterentwickelt und hier auf gestaltende Eingriffe völlig verzichtet werden soll, würden am Süd- und Ostufer zwei Naherholungsschwerpunkte mit attraktiven Aufenthalts- und Bewegungsangeboten entstehen. Auch ein durchgängiges Rundwegesystem mit Bänken an ausgewählten Stellen soll geschaffen werden.
Baden bleibt verboten
In einem ersten Schritt sollen international verständliche Badeverbotsschilder um den gesamten See herum aufgestellt, da aufgrund der rechtlichen Situation das Baden im Bienroder Kiesteich verboten ist und infolge vorhandener Betonreste (vermutlich Bunker) und eventueller Reste technischer Abbauanlagen nicht erlaubt werden könne. Geplant ist außerdem die zum Teil prekäre Parkplatz-Situation insbesondere an sonnigen Tagen zu entschärfen, indem in der Claudiusstraße südlich der Grundschule Waggum auf einer bestehenden städtischen Ackerfläche ein Parkplatz mit zirka 44 Stellplätzen aus Schotterrasen gebaut wird.
Die Bürgerinitiative Baumschutz lehnt nicht nur den geplanten Parkplatz ab, der ihrer Ansicht nach neuen Autoverkehr erst anziehen würde. Sie ist auch gegen die Schaffung neuer Wege. "Der Bienroder See ist gerade deswegen noch relativ natürlich und unversehrt, weil er nur über ein paar kleine Trampelpfade erreichbar und umrundbar ist, die übergroße Menschenmassen und Radverkehr fernhalten. Diese Situation ist aus ökologischer Sicht erhaltenswert und dient der Artenvielfalt", heißt es in dem offenen Brief.
"Bitte lassen Sie das nicht zu!"
Der Bienroder See sei der letzte große Natursee der Braunschweiger und vielen Nutzern aus nah und fern sehr ans Herz gewachsen. "Wir sind schon sehr entsetzt darüber, dass dieses Gemeinschaftseigentum der Bürger zur Hälfte an Privatmenschen verkauft werden konnte (Angelverein). Und jetzt soll der restliche See gleichermaßen entnaturisiert und überlaufen werden wie der andere See der Braunschweiger, der Heidbergsee? Warum?", fragt die BI. Warum müsse überall die wenige Restnatur, die die Stadt noch habe, gefällt, gekappt, beschnitten, gemäht, begradigt, geschottert, versiegelt, asphaltiert oder überbaut werden. Viele Handlungen der Stadt und anderer Grundstücksverantwortlicher stünden auch so schon im krassen Gegensatz zu dem Anspruch, Bienenhauptstadt zu werden. "Warum soll jetzt auch noch die andere Hälfte der Natur des Bienroder Sees für künstliche Gestaltung geopfert werden? Bitte lassen Sie das nicht zu!", so der Appell der BI an die Ausschussmitglieder.
Das genau ist geplant
1. Bauabschnitt 2019/2020
- Beschilderung Badeverbot
- Wegebauarbeiten
- Gestaltung des Eingangsplatzes Südufer
- Baumneupflanzungen am Südufer
- Überarbeitung der Sandstrände am Süd- und am Ostufer
- Herstellung des Barfußpfades am Südufer
2. Bauabschnitt 2021
- Ausstattungselemente (Bänke, Poller, Fahrradständer, Müllstation)
- Ostufer: Beachvolleyplatz, Hängematten, Sitzsteine
- Schaffung einer Rettungs- und Pflegezufahrt zum Ostufer
- Anlage von zwei Picknickplätzen
- Herstellung des provisorischen Parkplatzes an der Claudiusstraße 199.500Euro
3. Bauabschnitt 2022
- Abbruch und Neubau der vier Treppenanlagen
- Südufer: Generationsübergreifende Trimm-Anlage
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