Chaos statt klarer Strukturen: Wenig Informationen zu Ukraine-Flüchtlingen

Die große Hilfsbereitschaft der Menschen müsse besser koordiniert werden. Zudem benötige die Stadt Braunschweig neue Kapazitäten zur Unterbringung.

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Flüchtlinge an einer Aufnahmestelle. Symbolbild
Flüchtlinge an einer Aufnahmestelle. Symbolbild | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Braunschweig. "Die Informationslage über die mögliche Anzahl von Geflüchteten aus der Ukraine ändert sich ständig." So umriss Dr. Christiane Arbogast, Sozialdezernentin der Stadt Braunschweig am heutigen Freitag im Rahmen eines Pressegesprächs eines der Probleme, die es derzeit bei der Vorbereitung möglicher Hilfsangebote gibt. Das Positive sei: "Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist gigantisch groß." Dies könne manchmal aber auch zum Chaos führen.



Oberbürgermeister Dr. Kornblum ergänzte, dass es bei der Hilfe eine enge Verzahnung mit dem Land gebe. Man müsse klare Strukturen aufbauen, die ankommenden Personen müssten zentral registriert und gerecht verteilt werden. Dass dies derzeit gar nicht möglich sei, stellte die Sozialdezernentin dar. Menschen mit ukrainischem Pass könnten derzeit visumfrei einreisen. Solange sie keine Leistungen beantragten, müssten sie sich nirgendwo registrieren und könnten sich 90 Tage legal in Deutschland aufhalten. Da also viele Menschen auf eigene Faust oder mit Unterstützung privater Helfer nach Deutschland kämen, könne man gar nicht genau sagen, wie viele und wer komme.

Es zeichne sich aber ab, dass häufig Frauen und Kinder nach Deutschland kommen, da die Männer wieder in die Ukraine oder zumindest ins Grenzgebiet zurückkehrten. Daher seien die Anforderungen auch andere als 2015, als es sich häufig um unbegleitete männliche Jugendliche handelte. So müsse zum Beispiel der Kinderschutz sichergestellt werden. Zudem gebe es Menschen aus anderen Nationen, die in der Ukraine studiert hätten und jetzt von dort flüchteten. Dies könne zu behördlichen Problemen führen. Auch Corona dürfe man nicht vergessen. In Braunschweig habe man noch immer ein reges Infektionsgeschehen mit einer Inzidenz über 1.000. Nun kämen Menschen aus einem Land mit einer Impfquote von 35 Prozent. Man könne diesen zwar schnell ein Impfangebot machen, so Arbogast, doch es sei fraglich, ob dies eine der ersten Sorgen der ankommenden Menschen sei.

Keine Kapazitäten mehr


In jedem Falle sei eine bessere Koordinierung der Hilfe nötig. Mancher Helfer gehe vielleicht auch etwas zu naiv an die Sache heran. Ein Klappsofa etwa könne eine Lösung für ein paar Tage sein, doch man müsse auch langfristigere Lösungen im Blick behalten, so Arbogast. Und hier habe die Stadt keine Kapazitäten mehr. Die dezentralen Unterkünfte seien spätestens im Sommer durch die Flüchtlinge, die durch die Landesaufnahmebehörde zugewiesen werden, belegt. Die Stadt sei inzwischen gefordert, neue Unterkünfte zu schaffen. Kurzfristig sei dies wohl nur in Bestandsgebäuden zu erreichen. Es werde in jedem Fall ein Kraftakt, so Dr. Arbogast.

Informationen der Stadt Braunschweig zur Ukraine-Hilfe finden Sie hier.


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