Braunschweig. Schwere Baumaschinen prägen seit Oktober 2013 das Bild des Schüttfeldes I der ehemaligen Hausmülldeponie der Stadt Braunschweig in Watenbüttel. Diese wird in einem mehrjährigen Bauverfahren fachgerecht abgedichtet. Mehr als 90.000 Kubikmeter Abfall wurden bislang umgelagert und so das Gelände neu modelliert. Eine rund 570 Meter lange Stützmauer ist fast fertiggestellt, große Mengen Material u. a. für die Ausgleichs- und Gasdränschichten wurden bewegt und ein neues Pumpwerk gebaut. Besonders die mit Gasdrän- und Ausgleichsschicht bedeckten Bereiche fallen zurzeit ins Auge, muten sie doch auf den ersten Blick wie eine Mondlandschaft an.
Das Oberflächenabdichtungssystem, das derzeit entsteht, besteht aus Ausgleichsschicht, Kunststoffdichtungsbahn, Dränmatte und Rekultivierungsschicht. Mit diesem System sollen die stillgelegten Schüttfelder der Deponie so abgedichtet werden, dass einerseits Stoffe, wie z. B. Deponiegas oder Deponiesickerwasser, aus dem Deponiekörper nicht in die Umwelt gelangen und anderseits das Einsickern von Regenwasser in den Deponiekörper verhindert wird.
Vor dem Einbau des Abdichtungssystems wurden alle Materialien einer umfassenden Güteprüfung unterzogen, um sicherzustellen, dass die von der Aufsichtsbehörde vorgegebenen Auflagen eingehalten werden. Auch die Installation des Dichtungskontrollsystems hat begonnen. Die Sensoren des Systems sind dabei in der Ausgleichsschicht positioniert. Die Spannungsgeber liegen oberhalb der Dränmatten. Das Kontrollsystem wurde jüngst einem ersten Test unterzogen, um die einwandfreie Funktion zu prüfen. Dazu wurden an drei Stellen kleine Testleckagen angebracht, die mit einer maximalen Abweichung von 2,5 Metern zu lokalisieren waren. Die beschädigten Stellen wurden sogar mit einer Abweichung von nur knapp über 1,3 Metern geortet. Der Test war also erfolgreich.
Im aktuellen Baufortschritt sind etwa 30 Prozent der beauftragten Leistungen des ersten Bauabschnittes erbracht. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes ist im Sommer 2015 vorgesehen. Daran schließt sich im Herbst 2015 der Baubeginn des zweiten mit Fertigstellung im Winter 2016 und danach der dritte Bauabschnittes mit Fertigstellung im Sommer 2018 an.
Die Aufwendungen für die Deponierekultivierung sind gemäß Niedersächsischem Abfallgesetz durch Gebühreneinnahmen zu decken. Das Finanzvolumen des ersten Bauabschnittes beläuft sich auf etwa 7,9 Millionen Euro. Aufgrund des finanziellen Gesamtumfangs der Maßnahme sieht das Abfallgesetz hierfür die Bildung von Rückstellungen ausdrücklich vor. Die Stadt bildet seit 1994 solche Rückstellungen, die aus den Abfallgebühren finanziert werden.
Hintergrund:
Auf der Deponie Watenbüttel wurde 1967 mit der Ablagerung insbesondere von Hausmüll begonnen. Anfang der 90er Jahre wurde auf den drei ältesten Schüttfeldern (SF I, II und IIa) schließlich die Kapazitätsgrenze erreicht. Insgesamt umfassen diese drei Schüttfelder eine Fläche von 25,7 ha.
Auf dem neu angelegtem Schüttfeld III (SF III) wurde die Ablagerung noch bis 1998 fortgesetzt. Heute wird das übrige Deponievolumen auf SF III für belasteten Boden und Straßenaufbruch aus dem Braunschweiger Stadtgebiet genutzt. Der Braunschweiger Hausmüll wird seit 1998 in Müllverbrennungsanlagen verwertet.
Im Rahmen der Deponienachsorge sind die stillgelegten Deponieschüttfelder (SF I, II und IIa) dauerhaft abzudichten. Beginn des ersten Bauabschnitts der mehrjährigen Baumaßnahme war Anfang Oktober. In diesem ersten von insgesamt drei Bauabschnitten werden zunächst 7,6 ha der Gesamtfläche abgedichtet.
Die Bauarbeiten erfolgen in mehreren Schritten. Zunächst wird ein Teil des deponierten Abfalls umgelagert, um die Böschungen abzuflachen. Zusätzlich wird an der westlichen und nördlichen Flanke der Deponie eine Stützwand hergestellt, die es ermöglicht die umzulagernde Abfallmenge auf ein Minimum zu reduzieren. Diese Arbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Jetzt wird das eigentliche, mehrschichtige Dichtungssystem aufgebracht, das im Kern aus einer Kunststoffdichtung und einem Dichtungskontrollsystem besteht. Weiterhin gehören zum Dichtungssystem Trag- und Ausgleichschichten über dem Abfall, Dränschichten für Gas und Wasser, sowie eine Rekultivierungsschicht. Die Rekultivierungsschicht erhält zur Einpassung in das Landschaftsbild sowie zum Erosionsschutz eine Begrünung und Pflanzinseln aus Gehölzen und Sträuchern.
In welcher Form die Deponie nach Abschluss der Arbeiten 2018 genutzt wird, ist noch offen. Die nach Abschluss der Oberflächenabdichtung verbleibenden technischen Anlagen wie Gaserfassungssysteme sowie diverse Messeinrichtungen sind auch zukünftig zu betreiben und zu unterhalten. Bis zum Rückbau dieser Anlagen kann sich auf dem Deponiekörper die Vegetation ungestört entwickeln, das Gelände bleibt jedoch für die Öffentlichkeit weiterhin unzugänglich.
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