Braunschweig. Eine Klassenfahrt, ein Besuch im Museum oder die Teilnahme an einer Theateraufführung. Dinge, die nur ein paar Euro kosten, aber dennoch für viele Familien in Braunschweig unerschwinglich sind. Gut ein Fünftel aller Kinder in der Löwenstadt leben in Armut. Hier hilft, nunmehr im achten Jahr, der Braunschweiger Fonds für Kinder und Jugendliche. Knapp 68.000 Euro sind in diesem Jahr bereit in den Fond geflossen. 2013 waren es fast 100.000 Euro.
„Die Bereitschaft zur Unterstützung in dieser Stadt ist groß, und ich bin zuversichtlich, dass wir noch einen sechsstelligen Betrag in diesem Jahr erreichen“, sagt Armin Kraft, der im Auftrag des Oberbürgermeisters die Spendenakquise unterstützt. "Dabei ist es wichtig, dass dieses Thema in die Köpfe der Menschen kommt. Wir sehen die armen Kinder dieser Stadt nicht, Fakt ist aber, dass es sie gibt und ihnen geholfen werden muss. Das ist kein Märchen!". Insgesamt leben 31.627 Kinder und Jugendliche bis unter 16 Jahren in Braunschweig (Stand 31.12.2013), davon 5.418 in Haushalten mit SGB II-Bezug. Es gibt dabei Stadteile, in denen 50 Prozent der Kinder als arm gelten.
Der Fonds ist und bleibt wichtig
"Mein besonderer Dank gilt allen, die in diesem Jahr mit ihrer Spende mitgeholfen haben, die Folgen von Kinderarmut zu lindern, und insbesondere auch Armin Kraft", sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth. "Er trägt durch seine Spendenakquise in hohem Maße dazu bei, dass die notwendigen Mittel Jahr für Jahr im Fonds zur Verfügung stehen." Eins wollte Markurth dazu herausstellen: "Immer wieder fragen Leute: muss es diesen Fond noch geben? Es gibt doch schon so vieles. Ja, es muss ihn geben. Denn im Beirat des Fonds sitzt das Fachwissen dieser Stadt (Zum Beispiel Vertreter der Kirche, des DRK, der Diakonie, der Fachbereich Schule oder der Niedersächsischen Schulbehörde). Vor allem wenn es darum geht zu entscheiden, wo etwas gebraucht wird ist ihr Fachwissen nicht zu ersetzen. Die Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen sind hier versammelt und können ganz genau sagen, wo Hilfe akut nötig ist. Dabei ist schnelles und unbürokratisches Handeln möglich." Insgesamt hat der Fonds seit 2007 über 1,1 Millionen Euro an Unterstützung ausgezahlt.
Weiterhin Lücken da
Das Einkommen der Eltern lasse sich von kommunaler Seite nur schwer beeinflussen, da die Höhe der Sozialleistungen vom Gesetzgeber beeinflusst werde, so der Oberbürgermeister. Aber durch gemeinsames Handeln könne die Situation der Kinder dennoch verbessert werden. "Wir wollen erreichen, das niemand ausgegrenzt wird, nur weil er nicht über die finanziellen Mittel verfügt.", so der Oberbürgermeister. Der Fonds wurde ursprünglich gegründet, um jedem Kind eine warme Mahlzeit und alle erforderlichen Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen. Diesen Bereich hat mittlerweile zu weiten Teilen das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) des Bundes übernommen. Doch es sind weiterhin Lücken da, die geschlossen werden sollen. Das sind zum Beispiel die Förderung der sozialen und kulturellen Teilhabe von bedürftigen Kindern durch ein Budget für Schulen und Kindertagesstätten, um allen Kindern zum Beispiel Theater-, Ausstellungs- und Museumsbesuche zu ermöglichen. Dazu kommt die Förderung von einzelnen Kindern und Jugendlichen in besonderen Notlagen. „Der Fonds kann einspringen, wenn andere Hilfsmöglichkeiten nicht greifen“, erläutert Beatrice Försterra (Koordinierungsstelle Kinderarmut). So könnten auch Arbeitsschuhe oder eine Winterjacke kurzfristig finanziert werden.
Schnell und unbürokratisch
Anträge können über die Fachkräfte der Institutionen wie z. B. Schulen, Jugendmigrationsdienst der Caritas, Institut für persönliche Hilfen, Fachbereich für Kinder, Jugend und Familie, Deutsches Rotes Kreuz oder Diakonie im Braunschweiger Land gestellt werden. Ein dreiköpfiges Gremium des Beirates Kinder- und Familienarmut entscheidet kurzfristig, so dass in den allermeisten Fällen schnell und unbürokratisch geholfen werden kann. Häufig schon zwischen einem und drei Tagen. Des Weiteren werden aus dem Fonds Projekte gesponsert, die besonders benachteiligte und bedürftige Kinder berücksichtigen und die ohne die Unterstützung nicht zustande kommen würden. Dabei kann es sich auch um einen Anschubfinanzierung handeln. "Wer eine tolle Idee hat, der kann sich bei uns melden. Häufig reicht schon ein kleiner Betrag, um etwas auf den Weg zu bringen", so Försterra.
Institutionen noch enger verzahnen
Aus dem Schulkostenbudget des Fonds werden zusätzlich in jedem Schuljahr die Schulen mit zehn Euro pro gemeldetem Kind unterstützt. Zielgruppe des Budgets sind Kinder, deren Eltern ALG II, Sozialgeld („Hartz IV“-Leistungen), Sozialhilfe Grundsicherung (SBG XII), Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz, Wohngeld oder Kindergeldzuschlag erhalten. Darüber hinaus gilt das Mehraugenprinzip. Auf Vorschlag der Lehrkräfte und in Abstimmung mit der Schulleitung können auch bedürftige Kinder unterstützt werden, deren Eltern nur knapp über den Bemessungsgrenzen liegen. In Zukunft sollen die verschiedenen Institutionen noch enger verzahnt werden. Carola Mette (DRKBraunschweig-Salzgitter) sagte: "Es ist wichtig die Kinder entsprechend zu fördern. Denn sie haben die gleichen Fähigkeiten und Ressourcen. Man muss ihnen nur die Chancen bieten." Wer etwas für den Fond spenden möchte, der kann das auf folgendem Konto tun: Stadt Braunschweig, Stichwort "Kinderarmut", Braunschweiger Landessparkasse, IBAN: DE 76 2505 0000 0199 9199 94; BIC: NOLADE2HXXX; BLZ 250 500 00; Kto. 1999 1999 4. Weitere Informationen auch auf dem neuen Flyer.
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