Braunschweig. 154 Millionen Jahre ist es her, dass der Europasaurus in unserer Region auf Nahrungssuche ging. Das Staatliche Naturhistorische Museum eröffnet ab dem 1. April die Sonderausstellung „Jurassic Harz", bei der das Augenmerk auf genau diesen Sauropoden liegt.
Die Dinosaurier aus der Zeit des Oberjura, sprich aus einer Zeit vor zirka 150 Millionen Jahren, stehen vom 1. April bis 23. Juli 2017 im Zentrum der neuen Sonderausstellung „Jurassic Harz. Dinosaurier von Oker bis Wyoming" des Staatlichen Naturhistorischen Museums in Braunschweig. Themenschwerpunkt ist der verzwergte Langhalsdinosaurier Europasaurus holgeri, benannt nach dem Finder der Saurierzähne, Holger Lüdtke. Er entdecke die Knochenreste im Jahr 1998, überraschend in einem Steinbruch am Harz. Museumsdirektor Prof. Dr. Ulrich Joger betonte: „Diese 20 Tiere entstammen wirklich einem einzigen Fundort, nämlich dem Steinbruch bei Goslar." Als Repräsentant einer sehr spezialisierten Inselfauna werde er in der Sonderausstellung seinen normalwüchsigen Verwandten gegenüber gestellt. Anhand von acht originalgroßen Skeletten, diversen Modellen sowie zahlreichem weiterem Oiriginalmaterial gewährt die Ausstellung neue Einblicke in die Evolution und den Lebensraum der Tiere. Joger freue sich, dass der Europasaurus, der bis heute noch gar nicht so bekannt ist, im Blickpunkt der von „Jurassic Harz"steht. Gleichzeitig dankte er Nils Knötschke, wissenschaftlicher Leiter des Dino-Parks in Münchenhagen. Er sei verantwortlich dafür, dass der Sauropode systematisch ausgegraben werden konnte.
Das Langhalssaurier-Baby ist weltweit das einzige Exemplar. Foto: Nick Wenkel
Ein Harzer Zwerg im Tropenparadies
Ein Zahn des Stegosaurus - gefunden von Holger Lüdtke. Foto: Nick Wenkel
Der Europasaurus lebte im Harzvorland im Oberen Jura in einem tropischen Inselparadies, das eher den heutigen Bahamas ähnelte als der Landschaft, die sich heute am nördlichen Harzrand findet. Als Inselbewohner wurde er im Laufe seine Entwicklung immer kleiner, was ihm das Überleben in einem räumlich stark eingegrenzten Habitat überhaupt erst ermöglichte. Ausgewachsen erreichte er lediglich eine Gesamtlänge von acht Metern, was für einen Sauropoden geradezu „winzig" sei. Der Zwergdinosaurier war perfekt an seinen tropischen Lebensraum angepasst - bis zu dem Zeitpunkt, als sich der Meeresspiegel senkte und die ehemalige Insel für große Fleischfresser zugänglich wurde. Da an der Fundstelle im Harz auch fossile Zähne und Fährten von Allosaurus und anderen räuberischen Dinos entdeckt wurden, wird angenommen, dass der kleine Pflanzenfresser von Raubsauriern ausgerottet wurde.
Doch wie kam der aus den USA bekannte Allosaurus nach Norddeutschland? Der Atlantik existierte in der Jurazeit noch nicht, die Landmassen der Erde waren in nur zwei Kontinente aufgeteilt: den nördlichen Urkontinent Laurasia sowie den südlichen Urkontinent Gondwana. Erst durch die Drift der Kontinente rückten Europa und Amerika - beide verortet auf dem nördlichen Urkontinent Laurasia - im Laufe der Jahrmillionen auseinander, und dazwischen entstand der Atlantische Ozean.
Planet der Dinosaurier
Die Sonderausstellung „Jurassic Harz" stellt nicht nur erstmals Europsaurus einer breiten Öffentlichkeit vor, sondern zeichnet ein lebendiges Bild seines gesamten urweltlichen Lebensraumes. Der Zwergdinosaurier wird großwüchsigen Verwandten gegenübergestellt, die zeitgleich auf dem Nordkontinent Laurasia lebten. Dazu zählen zum Beispiel der langhalsige Diplodocus - mit 27 Metern der größte in der Ausstellung präsentierte Saurier - oder vielen Kindern bekannte Klassiker wie der grimmige Allosaurus oder mit gewaltigen Rückenplatten ausgestattete Stegosaurus. „Jurassic Harz" ermöglicht den Besuchern den direkten Vergleich dieser sehr unterschiedlichen Dinosaurier. Flugsaurier, Schildkröten, Zwegkrokodile und Echsen vervollständigen das Bild des jurassischen Lebensraumes.
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