Braunschweig. Die Lage der Notfallversorgung an deutschen Kliniken entwickelt sich dramatisch. "Auch durch die Überlastung der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen erleben wir eine nicht gekannte Inanspruchnahme von Rettungsdiensten und der Notfallambulanzen in den Krankenhäusern und Kinderkliniken. Gleichzeitig leiden Rettungsdienste und Krankenhäuser weiterhin unter einem erheblichen krankheitsbedingten Personalausfall", sagt Dr. Thomas Bartkiewicz, ärztlicher Direktor des Städtischen Klinikums Braunschweig. Der Deutsche Städtetag hat das Bundesministerium für Gesundheit vor Weihnachten auf die bundesweit angespannte Lage der Notfallstrukturen hingewiesen, mit der Aufforderung kurzfristige Maßnahmen zu ergreifen, die für Entlastung sorgen. Dies teilte die Stadt am heutigen Donnerstag mit.
Realistisch werde jedoch nicht mit kurzfristigen Entlastungen zu rechnen sein. Das liegt daran, dass die unterschiedlichen Infektionen, die vor allem auf die Atemwegsorgane wirken, immer noch sehr ungewöhnlich gleichzeitig wirken, während sie sich in früheren Jahren über die Wintermonate verteilt haben und weniger stark ausfielen, so die Stadt. Das erkläre die aktuelle sehr hohe Fallzahl von Erkrankten mit weiterhin steigender Tendenz durch die hohe Infektiosität der verschiedenen Viren. Dabei sei Corona nur noch eine Virusinfektion, wie die anderen auch, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Erkrankungen würden allerdings deswegen weiterhin - auch im Januar - immer noch zunehmen.
Extrem hoher Krankheitsstand
Gleichzeitig sei damit zu rechnen, dass auch mehr Personal in den Krankenhäusern ausfallen wird, da die Infektionen vor den Mitarbeitenden keinen Halt machen. Krankheitsbedingt fehlten aktuell bereits bis zu einem Drittel, an manchen Häusern bis zur Hälfte des Personals. Dies zeige das dramatische Missverhältnis zwischen mehr Erkrankten und weniger Personal und erkläre die extreme Belastung der Mitarbeiter, die im Gesundheitswesen in den Notfallstrukturen tätig sind.
"Wir appellieren daher an die Bürgerinnen und Bürger, die Notfallstrukturen der Krankenhäuser und Rettungsdienste nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, damit Notfälle weiterhin gut versorgt bleiben", betont auch Erster Stadtrat Christian Geiger, für den Rettungsdienst der Feuerwehr zuständiger Dezernent und Aufsichtsratsvorsitzender des Städtischen Klinikums.
Notfallmedizinisch sei jeder dritte Rettungseinsatz nicht notwendig. Im Klinikum Braunschweig seien 50 bis 60 Prozent der konservativen Notfallversorgung ambulante Notfälle, die die Versorgung eines Maximalversorgers größtenteils nicht benötigen und damit wichtige Ressourcen blockieren würden. Bei akuten, nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen, die keine Krankenhausbehandlung erfordern, sollte daher der ambulante Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Telefonnummer 116 117 kontaktiert werden, auch wenn es dort zu Wartezeiten kommen kann.
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