Braunschweig. Nach zwei Jahren Laufzeit zogen die Partner im Projekt „Wegbereiter – Perspektiven trotz Studienabbruch“ im Rahmen einer öffentlichen Abschlusstagung am 29. Mai im Haus der Wissenschaft in Braunschweig Bilanz. Das berichtet das Institut für Sozialwissenschaften der Technischen Universität Braunschweig.
Unter der Überschrift „Regionale Fachkräftesicherung im Spannungsfeld beruflicher und akademischer Bildung – Studieren um jeden Preis?“ diskutierten mehr als 90 Teilnehmer aus Wissenschaft, Verbänden und Wirtschaft wie sich akademische und berufliche Bildung effizient und sinnvoll ergänzen können. Denn immer mehr junge Menschen schließen die Schulzeit mit dem Abitur ab und wählen den Weg an die Hochschulen, was wiederum in den letzten Jahren vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel vermehrte Klagen über einen „Akademisierungswahn“ zur Folge hatte. Die Tagung wurde gemeinsam vom Projekt Wegbereiter und der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften SüdOstNiedersachsen ausgerichtet.
In Vorträgen, Workshops und beim abschließenden Podium, auf dem Iris Bothe, Stadträtin der Stadt Wolfsburg, Gerald Witt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, Prof. Dr. Thomas Hanschke, Präsident der TU Clausthal, Michael Kleber, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region SüdOstNiedersachen, Marc Jäger vom ASTA der TU Braunschweig sowie Oliver Syring, Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH, vertreten waren, wurden verschiedene Aspekte zum Thema Durchlässigkeit von hochschulischer in berufliche Bildung und regionalspezifische Antworten auf die Fachkräftesicherung dargestellt und diskutiert.
Welchen Herausforderungen müssen sich die Hochschulen stellen?
Dr. Ulrich Heublein, Projektleiter verschiedener Studien des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, stellte gleich zu Beginn der Tagung notwendige hochschulbildungspolitische Handlungsempfehlungen für Studienerfolg dar. Diskutiert werden konnte im späteren thematisch passenden Workshop zusammen mit dem Projekt Lerncoaching der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, welche Herausforderungen sich angesichts der heterogener werdenden Studierendenschaft für Hochschulen stellen. „Es ist wichtig Studierende dort abzuholen, wo sie sind“, bekräftigte Beate Busch, Teamleitung des Lerncoaching. Deutlich wurde auch, dass Studienabbruch kein Makel mehr sein muss. Die Technikakademie der Stadt Braunschweig öffnet in dem Projekt Techniker2Bachelor gemeinsam mit der TU Clausthal Studienabbrechern die fachaffine, zeitlich verkürzte Perspektiven zum Staatlich geprüften Techniker, dies wurde Gegenstand im zweiten Workshop.
"Erfolgreicher Netzwerkaufbau"
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz, ehemalige Vizepräsidentin für Studium und Kooperation der TU Braunschweig, hob den erfolgreichen Netzwerkaufbau in der Region hervor: „Die in unserer Region Beratenden im Bereich der Bildung haben sich zusammengerauft – wir können heute auf ein wohlgefügtes und effizientes Netzwerk von Beratungsinstitutionen bauen, die voneinander wissen, sich kennen und vertrauen“. Eine positive Bilanz wurde auch im Rahmen der Podiumsdiskussion gezogen: „Im Fokus des Projektes standen zwei Schlüsselfragen: Wie können wir die Studierenden einerseits dabei unterstützen, klare Entscheidungen für eine Fortsetzung oder einen Abbruch des Studienganges zu treffen? Und andererseits: Wie können wir im Falles des Abbruchs dieses zweifellos hochqualifizierte Potenzial für den regionalen Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt nutzbar machen? Beide Themenkreise wurden erfolgreich bearbeitet. Damit bettet sich das Vorhaben sehr gut in unser gemeinsames Engagement zur umfassenden Fachkräftesicherung ein“, äußerte sich Oliver Syring.
Trotz dieser positiven Bilanzierung ist der regionale Netzwerkcharakter von „Wegbereiter“ bisher noch nicht umfassend in Regelstrukturen überführt. An der TU Braunschweig wird die Beratung für Studienzweifelnde und Studienabbrecher – angesiedelt in der Zentralen Studienberatung – befristet fortgesetzt. Bezüglich der Netzwerkmoderation und Veranstaltungsorganisation im Themenfeld „Studienabbruch“ bemühen sich die Verantwortlichen derzeit um institutionelle Verstetigung.
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