Faxen machen, Fakten schaffen: Jugendbeteiligung in Wenden

von Christina Balder




Braunschweig. "Penis! Hihihi!" - Keine Frage, mit Jugendlichen zu arbeiten, ist in gewisser Hinsicht anspruchsvoller als mit Erwachsenen. Aber es kann auch helfen, gerade bei Projekten, die sie selbst angehen. Der Jugendplatz in Wenden ist so ein Projekt. Hier haben die Jugendlichen sogar eine zweite Beteiligungsrunde mitgemacht, bei der sie die Details ihres künftigen BMX- und Skate-Parcours konkretisiert haben. 

"Es ist sonst selten so konkret, und es gibt auch selten eine zweite Runde", sagt Isabel Schulz-Behrendt, die Planerin, die sich jetzt mit den Wünschen der Jugendlichen in ihr Büro zurückziehen wird. "Die Jugendlichen in Wenden sind echt rührig, die haben alles von Anfang an initiiert." Bei diesem zweiten Treffen haben sie die groben Vorstellungen des ersten (Braunschweigheute.de berichtete) zusammen mit zwei Experten weiter entwickelt. Christoph Neddermeyer, BMX-Fahrer, und Jan Lürken, Skater, waren eigens dazu eingeladen, ihre Erfahrungen mit einzubringen. Es dauert nicht lange, da hocken sie auf dem Boden und bauen mit Post-its einen Parcours auf Packpapier.



Leon Delekat sitzt mit da unten. Der 17-Jährige schlägt verschiedene Elemente für den BMX-Bereich vor, sagt deutlich, was er nicht will und diskutiert mit den Experten. "An sich mache ich bei solchen Beteiligungssachen immer mit", sagt er. "Das ist ja zu meinen Gunsten, da kann man sich schon mal einbringen." Er wohnt in Wenden und auch sein Freundeskreis kommt aus dem Stadtteil. Bisher fahren sie mit ihren Rädern im Prinzenpark, am Nussberg, in der Walhalla oder in Adenbüttel (Kreis Gifhorn). "Es wäre schon cool, wir hätten hier eine fahrradfreundliche Bahn."

Damit das so kommt, bringt der Teenager hier seine Wünsche mit ein. Ein paar andere Jungs wollen auch mit Skateboards die Bahn befahren können, aber schon beim ersten Termin hatte sich ein BMX-Platz als Favorit herausgestellt. So, wie es jetzt aussieht, werden beide Nutzergruppen auf dem neuen Jugendplatz glücklich werden. Ein Rasenplatz mit Bäumen und Blühpflanzen gehört auch dazu, ebenso ein Unterstand mit Bänken.

Etliche Male klingeln Handys im Jugendzentrum, die Jungs auf der Couch albern herum. "Wenn man die Jugendlichen beteiligt, macht das die Planung nicht einfacher, aber effektiver", sagt Isabel Schulz-Behrendt.



Außerdem sei ein großer Vorteil die Identifikation der Nutzer mit dem Platz. "Vandalismusschäden werden extrem reduziert - Der Platz ist dann ihr Projekt und das schützen sie auch." Erwachsene in ähnliche Planungen mit einzubinden, hält Schulz-Behrendt aber nicht grundsätzlich für sinnvoll. "Bei größeren Parkanlagen etwa gibt es viele Dinge, die gehören einfach dazu, da muss man auch nicht erst fragen, ob man sie machen soll. Und dann kämen am Ende zu viele Einzelwünsche." Der Bezirksbürgermeister Hartmut Kroll ergänzt: "Für solche kleineren Geschichten gibt es ja auch den Bürgerhaushalt".

Am 22. Juli entscheidet der Bezirksrat über die Pläne, die Schulz-Behrendt bis dahin gemacht hat. Im Herbst soll der 150.000 Euro teure Platz fertig sein.


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