Braunschweig. Die Stadt wird in den kommenden Wochen das Gebäude des ehemaligen Vienna-Hotels mit über 300 Plätzen für die längerfristige Unterbringung von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine anmieten. Kurzfristig gehen jetzt zudem zwei Sporthallen in die Nutzung, ab nächsten Dienstag die Sporthalle Arminiusstraße, ab dem 12. April die Sporthalle Rheinring. Damit werden in Braunschweig ab voraussichtlich Ende April etwa 1.100 Plätze zur Unterbringung zur Verfügung stehen. Das haben Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und die Leiterin des Krisenstabes Ukrainehilfe, Dr. Christine Arbogast, heute mitgeteilt, wie aus einer Pressemitteilung der Stadt hervorgeht.
Diese Aufstockung werde es nun ermöglichen, die schwer zu betreuenden Hotelunterbringungen und die befristete Nutzung von Räumen abzulösen. Ab dem 1. Mai stehen mit dem Gebäude an der Otto-von Guericke-Straße weitere etwa 75 Plätze zur Verfügung. Derzeit sind 570 Personen in Braunschweig in der Stadthalle, einer Sporthalle, verschiedenen Hotels und weiteren Einrichtungen untergebracht. Darin enthalten sind auch die 200 Plätze zur Erstaufnahme in der Stadthalle.
Unklar, wie viele noch kommen
Nach wie vor kommen Kriegsvertriebene auch außerhalb von Zuweisungen mit Privattransporten direkt zur Erstaufnahme in die Stadthalle. Und nach wie vor sei unklar, wie viele Menschen in den kommenden Wochen noch aufgenommen werden müssen und für wie lange. Der Oberbürgermeister mahnte noch einmal eine ausgewogene Verteilung innerhalb Deutschlands an.
Die Stadt hätte auf die Belegung von Sporthallen gern verzichtet, so Dr. Kornblum. "Wir wissen natürlich aus den Jahren seit 2015, welche Einschränkungen damit für den Vereins- und Schulsport verbunden sind, gerade wenn es länger dauert. Leider haben wir einfach nicht ausreichend Kapazitäten, um eine größere Zahl von Menschen anderweitig unterzubringen und angemessen zu versorgen.
Zur Sporthalle Naumburgstraße (150 Plätze) kommen nun noch einmal 190 Plätze in der Arminiusstraße und 180 im Rheinring dazu. Weitere Sporthallen werden geprüft. Ziel sei es, stärker größere Einrichtungen und Immobilien zu nutzen, weil kleinere Einheiten logistisch schwerer zu versorgen seien. Daher würden jetzt auch mehrere Hotelstandorte aufgegeben. Die Ukrainer würden von dort dann in die Sporthallen umziehen.
"Froh über jeden Platz"
Andere Standorte wie etwa die Jugendherberge standen ohnehin nur für kurze Zeit zur Verfügung und müssen ebenfalls aufgegeben werden. Die Stadt nutzt weiterhin ein Hotel für Quarantänefälle und mietet ab dem heutigen Freitag einen großen Teil des Centro-Hotels mit 120 Plätzen. Dort sollen besonders vulnerable Personen wie Hochschwangere oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen untergebracht werden.
Weiterhin bestehen bleibe zunächst die Stadthalle als Erstaufnahme, in der für die nächsten Wochen noch Kapazitäten freibleiben sollen, um kurzfristig handlungsfähig zu sein. "Es ist uns bewusst, dass die Art der Unterbringung sehr unterschiedlich ist," sagte Dr. Arbogast. Das sei angesichts der Dimension dieser so plötzlich über den Kommunen hereingebrochenen Aufgabe aber nicht zu ändern. "Wir sind im Moment froh über jeden Platz, den wir anbieten können."
Derzeit würden unter Hochdruck nicht nur Unterbringungen gesucht, sondern auch Unternehmen oder Hilfsdienste für den Betrieb. Auch dabei sollten möglichst Poollösungen gefunden werden, damit nicht jeder Standort unterschiedliche Betreiber habe. Bisher sind 1.919 ukrainische Kriegsverfolgte in Braunschweig registriert, viele davon wohnen offenbar in privaten Unterkünften. Diese werden zur Anrechnung auf die Landesquote an das Land Niedersachsen gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass noch weitere Ukrainer private Unterbringungen gefunden haben, von denen die Stadt aber bislang keine Kenntnis hat.
Die Stadt bereite sich zudem mit den freien Trägern auf die Aufnahme von ukrainischen Kindern in den Kindertagesstätten vor. Bisher ist vom Land Niedersachsen vorgesehen, pro Gruppe ein Kind zusätzlich aufzunehmen, damit nach wie vor eine gute Betreuung aller möglich sei. Das wären in Braunschweig 310 Kinder. An Braunschweiger Schulen nehmen bereits einige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine am Unterricht teil.
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