Braunschweig. "Im Hospiz darf nicht gelacht werden". "Ins Hospiz werden nur Christen aufgenommen". "Im Hospiz darf man im Bett rauchen". Vieles weiß oder ahnt man über diese letzte Station im Leben vieler Menschen, vieles vermutet man - oft auch fälschlicherweise. Um falsche Vorurteile und Halbwissen auszuräumen und einen anderen Weg des Zugangs zu schaffen, haben der Verein Hospizarbeit Braunschweig und das Theaterpädagogische Zentrum für Braunschweig und die Region (TPZ) gemeinsam eine Ausstellung erarbeitet, die seit heute in einem Bauwagen an unterschiedlichen Orten der Stadt zu sehen ist.
[image=12806]Nur, um das gleich zu klären: Natürlich darf man im Hospiz lachen und auch als Nichtchrist ist man dort willkommen. Wahr ist allerdings, dass man im Bett rauchen darf. "Was bringt es einem Sterbenden, wenn man ihm diesen Genuss versagt, weil es ungesund ist?", sagt Ulrich Kreutzberg, Geschäftsführer des Hospizarbeit-Vereins. "Wir würden dem Menschen die Zigarette auch zum Mund führen, wenn es nötig wäre."
Genau um solche Dinge geht es den Machern der Ausstellung. Sie wollen zeigen, was Hospizarbeit bedeutet und dass sie nicht nur im Hospizhaus stattfindet. Genauso, wie der Bauwagen an drei verschiedenen Stellen in der Stadt stehen wird, ist auch die Sterbebegleitung mobil. "Es ist unsere Aufgabe, das Thema und den Umgang damit in die Öffentlichkeit zu bekommen und die Menschen ins Gespräch zu bringen", sagt Kreutzberg.
Für die Ausstellung haben sich unterschiedliche Gruppen mit den Themen Tod, Sterben, Lebensqualität, Hospiz beschäftigt und [image=12809 size-medium]ganz unterschiedliche, aber immer künstlerische Ansätze gefunden, um sich auszudrücken. Nacheinander werden die Ergebnisse der Workshops in dem Wagen zu sehen sein. Ehrenamtliche der Hospizarbeit etwa haben mit den Mitteln des Tanztheaters Fragen zum Thema beantwortet und das in Fotos festgehalten.
Mit Viertklässlern der Grundschule Comeniusstraße hat der Theaterpädagoge Moritz Scheuermann eine Apotheke entwickelt, die nicht Medikamente, sondern Anweisungen für den Umgang mit Kranken im Angebot hat. Die Kinder konnten zuvor die Ehrenamtlichen mit Fragen löchern, erzählt Scheuermann: "Da hat ihnen mal jemand alles erklärt, was die Eltern nicht gerne beantworten." Er wolle mit den Gruppen nicht auf bedrückende, sondern auf offene und kreative Art dem Thema Tod und Sterben begegnen. [image=12808]
Andere Gruppen, die zu dem Projekt beitragen, sind unter anderem Künstlerinnen der Neuerkeröder Villa Luise, Konfirmanden der Magni-Gemeinde, Frauen des Moscheevereins DITIB Braunschweig und eine Krankenpflegerklasse der Schule Marienstift. Die Ergebnisse lösen einander auf der eher begrenzten Ausstellungsfläche ab.
Seit heute steht der Wagen vor der Buchhandlung Graff und bleibt dort bis zum 12. Juli. Vom 16. bis zum 19. Juli steht er auf dem Magnikirchplatz und vom 23. bis zum 31. Juli gastiert der Wagen auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz. Geöffnet ist die Ausstellung von Mittwoch bis Freitag zwischen 10 und 13 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr.
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