Braunschweig. Die Planungen für das Haus der Musik, einen kombinierten Neubau der Städtischen Musikschule mit einem Konzerthaus, sind bereits gut ein halbes Jahr nach dem Grundsatzbeschluss des Rates einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die beauftragten Fachbüros haben dem Zeitplan entsprechend das Künstlerische Konzept sowie das Konzept "Dritter Ort" in zahlreichen Workshops und unter Beteiligung der Stadtgesellschaft erstellt und damit die Grundlagen für das Raumkonzept geschaffen. Damit liegen die Voraussetzungen vor, um einen Architektenwettbewerb auszuloben. Das teilt die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.
"Mit den vorgelegten Konzepten gewinnt das Haus der Musik immer mehr an Kontur", freut sich Kulturdezernentin Prof. Dr. Anja Hesse. "Es wird in der Kombination von Musikschule, Konzerthaus und Drittem Ort ein einzigartiges Profil erhalten, das es so nur in Braunschweig gibt. Vergleichende Gutachten von Externen haben uns dies noch einmal bestätigt." In diesem Zusammenhang erinnerte Hesse daran, dass auch der Bund die nationale Bedeutung des künftigen Hauses der Musik bereits anerkannt und 500.000 Euro Zuschuss für die Planung bewilligt hat.
Raumkonzept der Musikschule
Die Verwaltung hatte im März des Jahres dem Rat vorgeschlagen, den Neubau der Musikschule zum Anlass zu nehmen, die kulturelle Infrastruktur um einen kombinierten Bau von Städtischer Musikschule und Konzertsaal zu erweitern. Herzstück des Hauses der Musik wird die Städtische Musikschule. Sie soll einen Konzertsaal erhalten, der einem großen Orchester – also beispielsweise dem Jugendsymphonieorchester – und 200 Besucherinnen und Besuchern Platz bietet. Hinzu kommt ein Kammermusiksaal, der den kleineren Ensembles der Musikschule eine Heimat geben soll.
Gegenüber dem derzeitigen Angebot soll die Zahl der Übungsräume um die Hälfte wachsen. Derzeit verfügt die Musikschule, verteilt auf drei Standorte, über 20 Unterrichtsräume. Künftig sollen es 30 sein. Zudem werden die Räume auf die Bedürfnisse der Instrumentalisten zugeschnitten und darüber hinaus aktuelle Entwicklungen, wie etwa digitale Musikformate, abbilden. Zukunftsgerechte Raumstrukturen werden die Räume in den derzeitigen Bestandsgebäuden ablösen, deren Gestaltung nicht musikpädagogischen Erfordernissen, sondern den faktischen baulichen Gegebenheiten folgt. Erweitert wird auch das Portfolio der Fachräume. Ein Lehrerzimmer und adäquate Lagerräume für Noten und Instrumente runden das Angebot ab.
Raumkonzept des Konzerthauses
Bei der Form des Konzertsaals sprach sich die Projektgruppe, dem Urteil von Akustik- und Veranstaltungsexperten folgend, klar für das klassische "Schuhschachtel"-Prinzip aus: Das Orchester spielt auf der Bühne dem Publikum zugewandt, so dass die akustische Dynamik durch Schallreflexion der Seitenwände jeden der bis zu 1.200 Plätze im Saal optimal erreicht, ohne dass aufwändige akustisch-bauliche Maßnahmen erforderlich sind. Backstage-Bereiche, Stimmzimmer, Aufenthaltsräume, Gastronomie sowie Räume für Verwaltung und Technik ergänzen das Raumangebot.
Prof. Dr. Hesse: "Aus der gemeinsamen Arbeit in Form von Workshops, Gutachten, Konzepten und Informationsaustausch ist eine Symbiose aus Anforderungen, Empfehlungen, Wirtschaftlichkeit und technischen Vorgaben entstanden. Sie spiegelt die gesamte Bandbreite von Klassik, Rock, Pop und Jazz wider."
Haus der Musik als "Dritter Ort"
Das Haus der Musik soll über die Funktion als Musikschule und Konzerthaus hinaus ein kultureller Bildungs- und Veranstaltungsort für alle Bürgerinnen und Bürger sein. Es soll ein Begegnungs- und Kommunikationsort entstehen, der ganztägig geöffnet und für alle zugänglich ist. Diese Vision eines für Braunschweig vollkommen neuen Kulturhotspots entspricht der kulturpolitischen Idee des sogenannten "Dritten Ortes".
Entscheidend wird in diesem Zusammenhang das gemeinsame Foyer von Musikschule und Konzertsaal sein, welches den Kern des "Dritten Ortes" bildet. Zugleich sind eine Reihe von Flächen der Musikschule und des Konzerthauses Potenzialflächen für den Dritten Ort – vom Konzertsaal über ein Tonstudio und Tanz- und Ensembleräume bis hin zum Café. Von der Grundidee soll der "Dritte Ort" für alle von morgens bis zur Schließung nach den Konzerten geöffnet sein. Ein modernes Buchungssystem soll Räume und Nutzer zusammenbringen.
"Der ‚Dritte Ort‘ ist nicht als ein ‚add on‘ zu verstehen, sondern er ist essentieller Bestandteil der Gesamtkonzeption und Alleinstellungsmerkmal, das spezielle Braunschweiger Profil", betont die Kulturdezernentin. Das Haus der Musik werde ein außergewöhnlicher Ort für alle, die Interesse an Musik und Begegnung haben – "mit einem breiten Angebot an Programmen und Kursen, mit hochqualifizierten Lehrkräften und modernsten Einrichtungen sowie professionellen Arrangements und Aufführungen."
Das künstlerische Konzept
Schon anhand einer damaligen vergleichenden actori-Studie, die für den Ratsbeschluss im März erstellt wurde, wurde deutlich, dass die Attraktivität einer Stadt als Wohn- und Geschäftsstandort mit einem Haus der Musik erhöht wird, und mit einer Bekanntheitssteigerung sowie kulturellen Belebung der Region einhergeht. Darüber hinaus kann dieses Projekt die Lücke im Veranstaltungskanon schließen, die bereits bei der Auswertung der Bürgerumfrage sowie der Fach- und Führungskräfte eine Rolle gespielt hat, in der Konzerte als fehlendes Kulturangebot genannt werden.
Fester Bestandteil des Programms sollen die Sinfoniekonzerte des Staatsorchesters werden, welches aber seine Heimat im Großen Haus behält: Oper und Operette kommen weiterhin dort zur Aufführung. Konzertveranstalter und -agenturen können den Konzertsaal buchen, so dass das Haus für Musik, geleitet von einer künstlerischen Direktion, über die Stadtgrenzen hinaus für regionales und überregionales Publikum interessant ist. Hinzu kommen Abonnementreihen und allgemeine Zyklen von Jazz über Weltmusik bis Cross Over sowie ganz neue Formate für unterschiedliche Zielgruppen: Die Realisation von musikalischen Themenzyklen, gemeinsam mit Partnern und Gruppen vor Ort, die in den jeweiligen Genres aktiv sind.
So geht es weiter
Die Auslobung und Durchführung des Architektenwettbewerbs ist bis Ende 2024 geplant. Die Auswertung der Ergebnisse und Erstellung einer Beschlussvorlage für die Gremien soll bis zur zweiten Jahreshälfte 2025 vorliegen.