Große Spiele von früher: Wolfsburg – Braunschweig

von Frank Vollmer


Ken Reichel recht die Faust in die Luft. Erster Sieg nach 28 Jahren in der Bundesliga. Foto: Agentur Hübner
Ken Reichel recht die Faust in die Luft. Erster Sieg nach 28 Jahren in der Bundesliga. Foto: Agentur Hübner | Foto: Agentur Hübner

Wolfsburg/Braunschweig. Am Donnerstag (20.30) geht es in die Relegation zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig. Eine historische Ansetzung, die derzeit alle anderen regionalen Themen überstrahlt. Am 5. Oktober 2013 trafen diese beiden Teams das letzte Mal in Wolfsburg aufeinander. regionalSport.de erinnert an diesen denkwürdigen 8. Spieltag der Bundesligasaison 2013/14.


Nachbarschaftsbesuch im Herbstregen


Regen, bäh! Das erste Mal nach 28 Jahren beginnt ausgesprochennasskalt. Unter meinem Rucksack versteckt sprinte ich zum Auto, springe hinein und werfe den Motor an. Während die Heizung langsam die beschlagenen Scheiben aufklart, schweift meinBlick zurück. Nach der derben 0:4-Klatsche in der Vorwoche schrieb Kurt Hoffmann von der Bild „Lieberknecht grübelt“. Der Trainer erreiche sein Team nicht mehr. Spontan erschienen mehr als tausend Fans zum Training der Löwen vor dem Nachbarschaftsduell gegen den VfL Wolfsburg.

Und doch sollte dieses Nachbarschaftsduellrückblickend einen besonderen Platz einnehmen. Vorfreude auf das Fußballfest! Ich trete ein wenig auf’s Gas, rolle im Regen die neue Schichtwechsler-Rennstrecke A39 hinunter. Kurz vor der Autostadtklingelt meine Handy. Ein Freund fährt die Strecke per Boot: Blau-gelb geschmückt geht es auf dem Mittellandkanal geh Wolfsburg. Im Hintergrund höre ich lautstarke Gesänge – er ist nicht allein auf seinem Kahn. Ich richte Grüße aus und stoppe auf dem Parkplatz vor der VfL-Arena.


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Hoffentlich thematisiert die WAZ niemals„Skandal-Banner“. Foto: Frank Vollmer






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Schon besser, VfL-Fans! Foto: Frank Vollmer




Blau-gelbe Invasion – auch ohne Ticket!


Die blau-gelbe Invasion hat das Areal um den Allerpark bereits erfasst. Überall sehe ich Eintracht-Anhänger. Die blau-gelbe Masse bewegt sich langsam in Richtung Stadion. Nicht alle haben sie Tickets für das Spiel. Viele von ihnen werden später hinter der „Wölfi-Kurve“ von außerhalb der Arena supporten. Das Schöne daran: Es bleibt zu jedem Zeitpunkt friedlich.
„Wir begrüßen die Fußballvorstadt der Region zum Schnupperkurs Bundesliga!“ „Skandal-Banner mal anders

Und braucht es noch einer letzten Motivation für die Liga-Neulinge aus Braunschweig, so präsentiert die sich, als ich in die Arena gelange: „Wir begrüßen die Fußballvorstadt der Region zum Schnupperkurs Bundesliga!“, prangt da wirklich auf großen Lettern in der Arena. Die Antwort von der anderen Seite des Stadion folgt prompt: „Und das soll euer Derby sein?“ schallt es nach wenigen Minuten aus dem Braunschweiger Block.


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Friedliche blau-gelbe Invasion. Foto: Frank Vollmer






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15.000 Braunschweiger der Arena. Mindestens! Foto: Frank Vollmer




Der Underdog beisst


Auch auf dem Rasen läuft es von Beginn an besser für die Gäste. Nach einer halben Stunde halten die Underdogs noch immer ein 0:0 gegen die millionenschwere Bundesligatruppe. Dann spielt plötzlich Orhan Ademi einen feinen Pass am Mittelkreis auf Mirko Boland. Der sieht Karim Bellarabi und zack steht es 0:1. Der blau-gelbe Block explodiert. Auf der anderen Seite betretene grün-weiße Mienen.

Braunschweig bleibt dran. Trainer Lieberknecht hat einen Plan. Den zieht sein Team rigoros durch. 20 Minuten vor dem Abpfiff lichten sich die grün-weißen Ränge. VfL-Trainer Dieter Hecking wirkt ratlos.Viele Wolfsburger verlassen schon die Arena. Sie verpassen, wie der eingewechselte Domi Kumbela in der 86. Spielminute zum 0:2 nachlegt. Kurz darauf ist Schluss. 15.000 Blau-Gelbe völlig gaga. Überall Freude. Sie hüpfen und singen: „Oh wie ist das schön, sowas hat man lange nicht gesehen, so schön!“ Das Banner von vor dem Spiel ist jetzt irgendwie noch viel witziger als davor. Mit dem ersten Bundesliga-Sieg nach 28 Jahren fahre ich später nach Hause. Hoffentlich müssen diese zwei Teams niemals gegeneinander antreten, wenn es wirklich um was geht …


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Ausgelassen tanzten die Braunschweiger. Foto: Frank Vollmer






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Grübelte nicht mehr: Trainer Torsten Lieberknecht. Foto: Agentur Hübner




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Dieser Beitrag ist von abseits°. Er stammt aus der Bundesliga-Saison 2013/14. Die Meinung des Autor entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redakion


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