Hasskommentare: Social Bots manipulieren Facebook und Twitter

von Robert Braumann


Quelle: Screenshot, Facebook, regionalBraunschweig.de
Quelle: Screenshot, Facebook, regionalBraunschweig.de



Braunschweig. Immer wieder kommt es bei bestimmten Themen in den Sozialen Netzwerken zu Hasskommentaren gegen Minderheiten. Auch auf unserer Facebook-Präsenz muss die Redaktion immer wieder einschreiten, weil Nutzer über die Strenge schlagen. Eine Aussage von Simon Hegelich, er leitet das Projekt “Social Media Forensics” an der Uni Siegen, lässt nun aufhorchen. Er sagte gegenüber Deutschlandradio Wissen: "Social Bots - also automatisierte Fake-Accounts - mischen sich auf Facebook und Twitter mit rassistischen Äußerungen in die Flüchtlingsdebatte ein."

"Wir sind uns ziemlich sicher, dass Bots auf der Facebook-Seite der CSU ausländerfeindliche Kommentare posten", wird Simon Hegelich dort weiter zitiert. Es sei allerdings sehr schwierig diese Fake-Accounts zu erkennen und deshalb stufe er sie als gefährlich ein. Sie könnten durch ihre Einmischung die politische Debatte in einem Land beeinflussen. Mit seinem Team will er die Thematik nun weiter verfolgen. Ziel sei es, Nutzer für die Probleme zu sensibilisieren und Hilfestellungen zu geben, damit man die Bots und Manipulationen erkennen könne. Markus Strohmaier, Informatik-Professor der Uni Koblenz, sagte gegenüber dem BR:  "Das sind automatisierte Programme, die mit anderen Menschen selbstständig kommunizieren. Das heißt, das Programm entscheidet, was gesagt wird - und wie reagiert wird". So etwas zu programmieren sei nicht weiter schwer. Mittlerweile könnten diese Bots auch selbständig Gespräche führen.

Was sagt der Medienkoordinator?


Stefan Schaper, Medienkoordinator der Stadt Braunschweig, kennt das Phänomen und ergänzt: "Social Bots gibt es schon eine ganze Zeit, besonders Twitter mit seinem recht "dünnen" Profil und seiner Art, Nachrichten ohne viel Emotion zu versenden ist ein großer Tummelplatz von automatisierten Nutzerprofilen. Aber auch bei Facebook oder anderen großen Portalen gibt es diese Bots. Das diese Bots oder Fakeprofile zur Meinungsmache genutzt werden, ist zum ersten Mal während der Ukraine Krise recht deutlich geworden, wo viel Desinformation über die Sozialen Netzwerke verbreitet worden ist. In Zeiten, wo ohnehin unreflektiert jede noch so abstruseste Meldung als wahr verbreitet wird, stellen derartige Tools also durchaus eine Bedrohung dar. Es ist jetzt schon für jedermann möglich, sich tausende von zum Beispiel Twitter Follower zu kaufen, warum nicht auch gleich mit einer bestimmten 'Meinung'?"

Nicht allein die Bots seien das Problem


Er sieht aber nicht die Bots als Problem, sondern eine Entwicklung innerhalb unserer Gesellschaft: "Das Problem dabei sind weniger die Bots, denn Fakeprofile oder ähnliches gibt es seit Jahren. Es ist vielmehr die Tatsache: Die Menschen wollen diesen Bots glauben. Gerade aktuell beim Thema Flüchtlinge werden unglaublich viele haltlose Vorwürfe oder Bilder ins Netz gestellt, bei denen selbst jüngeren Kinder sofort die Fälschung oder Ungereimtheiten auffallen. Ein Teil der Menschen will dies aber gar nicht sehen und Bots, die dann noch in der Lage sind, aktiv in Diskussionen einzusteigen, weil sie zum Beispiel auf bestimmte Schlüsselwörter einfach manipulierte Bilder/Zeitungsberichte senden, verschlimmern die Situation." Ob diese Bots im Moment wirklich in der Lage seien, große Massen zu manipulieren, würde sich seiner Kenntnis entziehen, aber in bestimmte Bereichen (Ukraine Krise) und Teilaspekten habe man gesehen, es ist möglich und sehr real.


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