Herzlos und grausam: Bäume der Erinnerung "geplündert"

Für verwaiste Familien ist es ein besonderer Erinnerungsort an ihre verstorbenen Kinder. Doch dieser besondere Ort der Erinnerungen wurde nun von Unbekannten geplündert.

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Die Bäume wurden im November liebevoll geschmückt (links) und kürzlich systematisch wieder abgeschmückt (rechts).
Die Bäume wurden im November liebevoll geschmückt (links) und kürzlich systematisch wieder abgeschmückt (rechts). | Foto: Privat

Braunschweig. Von einem besonders herzlosen Fall berichten Eltern und Polizei aus dem Braunschweiger Westpark. Sogenannte Erinnerungsbäume, die Eltern als Andenken an ihr verstorbenes Kind pflegen und schmücken, wurden nun geplündert.



Ins Leben gerufen wurde das Projekt schon vor einigen Jahren und wird inzwischen auch vom Verein "Weggefährten" unterstützt. Familien, die den Verlust eines Kindes erleiden mussten, können "Bäume der Erinnerung" im Westpark pflanzen. Unterstützt wird diese Initiative auch vom Fachbereich Stadtgrün der Stadt Braunschweig. Dieser stellt die Bäume kostenfrei zur Verfügung und bereitet die Pflanzung der Bäume fachgerecht vor, damit sie lange wachsen und gedeihen können. Die verwaisten Eltern können sich im Vorfeld einen Baum aussuchen und übernehmen die Patenschaft. In einem gemeinsamen Ritual werden die verstorbenen Kinder benannt und an sie erinnert. Danach darf jede Familie „ihren“ Baum schmücken und kennzeichnen. Für die verwaisten Familien entsteht hier ein besonderer Erinnerungsort der Begegnung mit ihren verstorbenen Kindern. Doch dieser besondere Ort der Erinnerungen wurde nun von Unbekannten geplündert.

Viele Bäume wurden "abgeschmückt"


Eine betroffene Mutter wandte sich fassungslos an die Redaktion von regionalHeute.de und erklärte, wie sie Bäume bei ihrem letzten Besuch vorgefunden hat. "Uns ist dieser Platz sehr wichtig, weil wir den Kindern neben ihrem Grab noch einen weiteren Gedenkplatz schaffen konnten. Am 31. Januar war ich bei den Bäumen zu Besuch und entdeckte, dass vom Baum unseres Sohnes ein großes Holzschild in Herzform entwendet wurde. Ich suchte die Umgebung ab und kann daher ausschließen, dass es vom Wind weggeweht wurde. Einen kleinen Anhänger hatte ich gefunden. Dann erfuhr ich von anderen Betroffenen, dass in der Zwischenzeit ein Großteil der Bäume komplett "abgeschmückt" wurde. Ich fasse dies als Diebstahl auf. Der/Die Täter müssen gezielt allen Baumschmuck abgeschnitten und abgenommen haben. In der Umgebung wurde vergebens nach der Dekoration gesucht.", berichtet sie. Eine Anzeige bei der Polizei sei auch gestellt.

Hohen emotionaler Schaden


Die Eltern verstehen nicht, warum man die Bäume geplündert hat.
Die Eltern verstehen nicht, warum man die Bäume geplündert hat. Foto: Privat


"Auch wenn eine Ermittlung gegen Unbekannt vermutlich ins Leere laufen wird, möchte ich auf diese erschütterliche Tat hinweisen. Uns verwaiste Familien trifft dieser Vandalismus oder Diebstahl schwer. Natürlich wussten wir, dass Dinge aus öffentlichen Räumen leicht entwendet werden können. Es geht uns auch nicht um den Wert der Dinge. Dieser Vandalismus hinterlässt einen sehr hohen emotionalen Schaden. Neben uns sind mindestens 10 weitere Familien betroffen. Ich frage mich, was diese(n) Menschen dazu getrieben haben muss, all den liebevoll und größtenteils personalisierten Schmuck zu entwenden. Wenn es nur wilde Jugendliche gewesen wären, so hätten sie doch eher nur Sachen kaputt gemacht und nicht alles `entsorgt´", ist sich die Mutter sicher.

Strafverfahren eingeleitet


Die Polizei bestätigt den Vandalismus inzwischen und sucht Zeugen, die etwas beobachtet haben. Die Bäume befinden sich im Westpark, nordöstlich des dortigen Bilderrahmens. Die Taten müssen sich zwischen dem 29. Januar und 15. Februar ereignet haben.

Seitens der Polizei wurden Strafverfahren wegen Diebstahls und Sachbeschädigung eingeleitet. Zeugen, die die hinsichtlich der genannten Taten Beobachtungen gemacht haben oder sonstige Hinweise geben können, werden gebeten, sich beim Polizeikommissariat Süd unter der Telefonnummer 0531/476-3515 zu melden.


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