"Ich bin aus der Zeit gefallen": Gert Hoffmann zieht einen Schlussstrich

von Christina Balder




Braunschweig. Das war tatsächlich eine Überraschung. Ulrich Markurth hatte sie angekündigt, als er die Abschiedsrede seines Vorgängers Gert Hoffmann anmoderierte. Hoffmann hat sich am Samstag im Städtischen Museum von den Braunschweiger Bürgern aus seinem Amt  also Oberbürgermeister verabschiedet - mit viel Selbstreflexion und auch -kritik, melancholisch, aber auch selbstbewusst.

"Ich passe, so wie ich bin, nicht mehr zu diesem Amt", sagte er. Er sei aus der Zeit gefallen, die heutige Jugend lebe in einer anderen, ihm fremden Welt. Das Internet etwa, das eine gewaltige gesellschaftliche Veränderung mit sich bringe, und das ihn mit seinen Gefahren für den Datenschutz skeptisch mache, das Internet sei ihm ebenso fremd. "Ich verstehe es nicht und will es auch nicht mehr verstehen - und wenn das so ist, dann kann man nicht mehr an der Spitze einer so großen Stadt mit so vielen Studenten stehen."

[image=13337]Der Abschied falle ihm aber leicht: "Meine Zeit ist abgelaufen und das zu Recht." Ohnehin hätten die 45 Jahre in der Politik nicht nur schöne Seiten gehabt. Kritik an seiner Person in den Medien werde er ebenso wenig vermissen wie alljährliche Neujahrsempfänge, Karnevalsfeiern und Schützenfeste. "Nach 25 Jahren kann's das jetzt auch gewesen sein" sagte Hoffmann.

Verlorene Zeit sei sie aber nicht gewesen, seine Zeit in der Politik. "Die Jahre in Braunschweig waren äußerst gewinnbringende Jahre", sagte er. Und auch wenn er unbequem gewesen sei: "Die Leute haben das honoriert." Natürlich sei er umstritten gewesen, jeder Politiker sei das. "Das empfinde ich aber nicht als Tadel", sagte er. Er sei zufrieden, denn er habe breiten Rückhalt in der Bevölkerung erfahren. Kritiker hätten ihm vorgeworfen, zu distanziert, gar arrogant zu sein. Aber sich mitten rein zu begeben als Oberbürgermeister und distanzlos zu sein, das sei gefährlich, sagte Hoffmann.

Ratschläge und öffentliche Einschätzungen zur Lage der Stadt wolle er von nun an nicht mehr geben. Er konstatierte aber zufrieden: "Wir sind gut aufgestellt." Das heiße allerdings nicht, dass auf seinen Nachfolger nicht auch schwierige Zeiten zukommen könnten.

Am Montagabend übergibt Hoffmann die Amtskette an seinen Nachfolger Ulrich Markurth.


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