Braunschweig. Die wirtschaftliche Entwicklung im Wirtschaftsraum Braunschweig hat nach zwei Jahren des kontinuierlichen Aufschwungs erstmals einen kleinen Dämpfer hinnehmen müssen. Die Unternehmen hatten zuletzt etwas weniger Auftragseingänge zu verzeichnen als noch zuvor, berichtet die Industrie- und Handelskammer Braunschweig in einer Pressemeldung.
Die wirtschaftliche Lage zeigt sich dennoch auch im Herbst auf sehr erfreulich hohem Niveau. Die Kapazitäten der Unternehmen sind aufgrund gut gefüllter Auftragsbücher zu großen Teilen ausgelastet. Auch die Beschäftigungs- und Investitionsplanungen der regionalen Wirtschaft bleiben expansiv. All dies ergibt sich aus der neuesten Umfrage der IHK Braunschweig zum Konjunkturverlauf im Herbst 2018. Der von der IHK ermittelte Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle geschäftliche Lage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, ist im Vergleich zum Vorquartal um 6 Punkte auf einen Wert von 122 leicht gesunken. „Insgesamt zeigt sich die heimische Wirtschaft robust“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernd Meier. „Lediglich in der Industrie, die zuletzt Auftragsrückgänge verzeichnen muss, sehen wir nun leider die ersten Auswirkungen einer rauer werdenden Welthandelspolitik.“
Aktuelle Geschäftslage bleibt auf hohem Niveau
Der IHK-Konjunkturklimaindikator liegt im Herbst 2018 noch deutlich über dem Vorjahres-niveau – als er einen Wert von 117 erreichte – und wird nach wie vor von den positiven Rückmeldungen der Unternehmen zur aktuellen Geschäftstätigkeit beeinflusst. So beurteilt 43 Prozent der Betriebe die eigene Geschäftslage als gut; im Sommer waren es noch 54 Prozent. Von einer aktuell befriedigenden Geschäftssituation berichten 46 Prozent der Unternehmen. Der Anteil an Unternehmen mit aktuell schwieriger Geschäftslage hat sich mit 11 Prozent wiederum kaum verändert; im Vorquartal hatten 8 Prozent ihre momentane Situation als schlecht bewertet. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen beträgt somit unter allen befragten Unternehmen +32. Derzeit laufen die Geschäfte in der Industrie am besten (Saldo: +45), auch wenn sie im Vergleich zum Sommer etwas an Schwung verloren haben. Ebenfalls auf hohem Niveau ist die Geschäftslage der Dienstleister (Saldo: +42). Mit einem gewissen Abstand, aber zugleich positiver Geschäftstätigkeit, folgen der Einzelhandel (Saldo: +13) und das Kreditgewerbe (Saldo: +6). Am schlechtesten beurteilt derzeit der Großhandel (Saldo: -7) seine Geschäftslage.
Im Vergleich zum Sommer wird ersichtlich, dass die gegenwärtige Geschäftssituation von allen Wirtschaftsbranchen mit Ausnahme des Dienstleistungsgewerbes etwas vorsichtiger bewertet wird. Diese Einschätzung ist vorwiegend auf die gestiegenen Ausgaben für Strom und Erdöl sowie gestiegene Personalkosten zurückzuführen. Die Industrie, die im vorangegangen Quartal ihre Geschäftslage noch positiver bewertete, kann aktuell nicht mehr so viele Auftragseingänge verzeichnen. Ungeachtet dessen befindet sich Auftragsbestand der Industrie auf einem sehr hohen Niveau.
Geschäftsaussichten weiterhin positiv
Bei den Geschäftsprognosen für die kommenden zwölf Monate rechnet die Mehrheit der heimischen Unternehmen zum Teil mit einer noch positiveren Entwicklung. So erwarten 29 Prozent der Betriebe eine günstigere Geschäftsdynamik. Im Sommer waren noch 23 Prozent der Unternehmen von einem positiveren Geschäftsverlauf ausgegangen. 54 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Geschäftslage. Mittlerweile gehen auch 17 Prozent von einer Verschlechterung ihrer zukünftigen Geschäftssituation aus; im Vorquartal hatten dies noch 11 Prozent angegeben. Der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen bleibt auf insgesamt stabil positivem Niveau von +12. „Vor allem die exportorientierten Industriebetriebe in unserer Region sehen sich mit geringeren Absatzchancen in wichtigen Märkten außerhalb des Euro-Währungsraumes konfrontiert, in denen sich Strafzölle und Handelsbarrieren bereits auf die konjunkturelle Entwicklung negativ auswirken. Hinzu kommen die nach wie vor ungelösten Handelsfragen zwischen der EU und den USA sowie Großbritannien nach dem EU-Austritt. Sollte es zu einer weiteren Verschärfung der weltweiten Handelsbeschränkungen kommen, werden wir auch in unserem Wirtschaftsraum die negativen Folgen deutlich zu spüren bekommen“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernd Meier. Auch die regionalen Kreditinstitute warnen vor einer Verschärfung der internationalen Handelskonflikte, die zur Zurückhaltung bei Investoren führen könnte.
Investitionsplanungen bleiben expansiv
Die Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft hat mit dem konjunkturellen Aufschwung der letzten zwei Jahre stark zugenommen und bleibt auch im Herbst auf expansivem Niveau. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beabsichtigen 34 Prozent der befragten Unternehmen eine Ausweitung ihrer Investitionstätigkeiten. Mit 55 Prozent haben mehr als die Hälfte gleich bleibende Investitionsausgaben eingeplant. Nur 11 Prozent der Betriebe rechnen aktuell mit einer Kürzung ihres Investitionsbudgets. Die Investitionen werden hauptsächlich getätigt, um Kapazitätserweiterungen und Produktinnovationen vornehmen zu können. Das positive Konjunkturklima und niedrige Zinsniveau der letzten Jahre wirkt sich positiv auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Wirtschaftsraum Braunschweig aus.
Ausweitung der Personalkapazitäten geplant
Die gute Konjunkturentwicklung der vergangenen zwei Jahre wirkt sich auch fortwährend positiv auf die Personalplanungen der Unternehmen im Wirtschaftsraum Braunschweig aus. 17 Prozent der befragten Betriebe wollen ihre Personalkapazitäten innerhalb der nächsten zwölf Monate ausbauen. Nur 12 Prozent der Unternehmen erwarten hingegen binnen Jahresfrist eine Reduzierung ihres Mitarbeiterstamms. Deutlich mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen planen mit unverändertem Beschäftigungsniveau.
Nachfolgend finden Sie die Auswertungen der IHK-Konjunkturumfrage zu den Umfragebereichen Industrie, Großhandel, Einzelhandel, Dienstleistungen und Kreditgewerbe.
Industrie trotzt niedrigeren Auftragseingängen
Die positive Konjunkturentwicklung im Braunschweiger Wirtschaftsraum wird trotz niedrigerer Auftragseingänge maßgeblich durch die heimische Industrie bestimmt. Der Konjunkturklimaindikator für den Wirtschaftszweig liegt mit einem Wert von 126 weiterhin über dem Konjunkturergebnis aller Wirtschaftszweige, der aktuell einen Wert von 122 erreicht. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal ist der Konjunkturklimaindikator allerdings um 15 Punkte gesunken. Dieser Sachverhalt basiert auf niedrigeren Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage und der zukünftigen Geschäftsentwicklung, die von einem außerordentlich hohen Ausgangsniveau aus den vorangegangen Quartalen ausgingen. In der detaillierten Analyse zeigt sich, dass mit 54 Prozent die absolute Mehrheit der Industriebetriebe ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut bezeichnet. Nur 9 Prozent der befragten Unternehmen klagen über schlechter laufende Geschäfte.
Von einer befriedigenden Geschäftssituation berichten insgesamt 37 Prozent der Industriebetriebe. In einzelnen Industriebetrieben haben sich die Umsätze und Erträge im Vergleich zur starken Erstjahreshälfte verringert, da weniger Auftragseingänge außerhalb des Euro-Währungsraumes zu verzeichnen waren. Auch sind die Neuaufträge aus dem Inland nicht mehr ganz so stark angewachsen wie zuletzt in den Vorquartalen dieses Jahres. Nichtsdestotrotz sind die Auftragsbestände der regionalen Industriebetriebe so groß, dass die Produktionskapazitäten zu großen Teilen voll ausgelastet sind. Von gut laufende Geschäften berichten vor allem die Erzeuger von Vorleistungsgütern (Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen: +71) sowie die Investitionsgüterproduzenten (Saldo: +52). Für die Hersteller von Ge- und Verbrauchsgütern laufen die Geschäfte derzeit nur befriedigend (Saldo: -7).
Bei den geschäftlichen Prognosen für die kommenden zwölf Monate sind die regionalen Industriebetriebe zum Teil etwas vorsichtiger geworden. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet in den kommenden Monaten jedoch nach wie vor einen günstigeren Geschäftsverlauf. Demgegenüber hat sich der Anteil an Unternehmen erhöht, die im Jahresverlauf von einer schlechteren Geschäftsentwicklung ausgehen. Ihr Anteil ist von 9 Prozent im Sommer auf derzeit 21 Prozent angestiegen. Mit 49 Prozent geht annähernd die Hälfte der befragten Industriebetriebe von einer gleichbleibenden Dynamik aus. Neben den Umsatzerwartungen fallen auch die Exporterwartungen erfreulich aus, auch wenn die Unternehmen zukünftig eine leichte Abnahme der Auftragseingänge aus dem Ausland erwarten. Auf die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der regionalen Industriebetriebe hat dies keinerlei Einfluss. Diese bleiben per Saldo unverändert expansiv.
Großhandel trotz befriedigender Geschäfte im Stimmungshoch
Im Großhandel ist der Konjunkturklimaindikator im dritten Quartal um 3 Punkte auf einen Wert von 111 angestiegen. Dieser moderate Anstieg basiert allerdings ausschließlich auf positiveren Einschätzungen zur zukünftigen Geschäftsentwicklung. Die aktuelle Geschäfts-lage hat sich hingegen im dritten Quartal infolge verschlechtert. Derzeit bewerten 14 Prozent aller befragten Großhändler ihre Geschäftslage als gut. Dem stehen 21 Prozent der Grossisten gegenüber, die ihre aktuelle Geschäftssituation als schlecht beurteilen. Mit 65 Prozent ist der überwiegende Anteil der befragten Großhändler zufrieden mit den aktuell laufenden Geschäften.
Bestärkt durch höhere Umsatzerwartungen blicken die regionalen Großhändler mit großer Zuversicht auf die zukünftige Geschäftsentwicklung. 40 Prozent der befragten Großhandelsunternehmen rechnen für die kommenden zwölf Monate mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung. Nur noch 8 Prozent fürchten um eine schlechtere Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit. Mit 52 Prozent erwarten mehr als die Hälfte der befragten Großhändler keine Veränderung ihrer Geschäftssituation im Jahresverlauf. Aufgrund der guten Perspektiven planen auch die Großhändler mit leicht zunehmender Beschäftigung. Demgegenüber hat die Investitionsneigung der Grossisten weiter nachgelassen.
Einzelhandel geht mit Optimismus ins Weihnachtsgeschäft
Dank der anhaltend guten Verbraucherstimmung konnte der regionale Einzelhandel vor allem in den letzten zwei Jahren von einer Verbesserung der Geschäftslage profitieren. Etwas mehr Einzelhändler berichteten zuletzt von jedoch nur noch zufrieden laufenden Geschäften. Der Konjunkturklimaindikator für den Wirtschaftszweig Einzelhandel ist nur geringfügig um 2 Punkte auf einen Stand von 109 angestiegen. Der leichte Anstieg resultiert im Wesentlichen aus den positiven Geschäftserwartungen für die nächsten Monate. Aktuell berichtet mit 24 Prozent fast jeder vierte Einzelhändler von gut laufenden Geschäften. Demgegenüber stellt sich für lediglich 11 Prozent die Geschäftssituation als schwierig dar. Mit 65 Prozent bezeichnen fast zwei Drittel der befragten Händler ihre aktuelle Geschäfts-lage als befriedigend.
Die Einzelhändler im Wirtschaftraum Braunschweig blicken zuversichtlich auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft. Jeder vierte Händler rechnet vor allem in den kommenden Monaten mit einer Belebung des Geschäfts. Mit 56 Prozent erwarten mehr als die Hälfte aller befragten Einzelhändler keine Veränderungen ihrer Geschäftssituation. Auf der anderen Seite befürchten 19 Prozent ein rückläufiges Geschäftsvolumen. Mit der wachsenden Bedeutung des Online-Handels fürchten Sie einen Rückgang im stationären Geschäft.
Dienstleister starten durch
Nachdem die Dienstleistungskonjunktur im Jahresverlauf etwas an Schwung verloren hatte, werden aus der Branche wieder beste Bewertungen über die aktuelle Geschäftslage und zukünftige Geschäftserwartungen vorgelegt. Der Dienstleistungssektor ist auf die Überholspur zurückgekehrt und hat sich als wichtigste Stütze der regionalen Konjunktur etabliert. Der branchenbezogene Konjunkturklimaindikator ist im dritten Quartal 2018 um 9 Punkte auf 132 angestiegen und erreicht somit im Herbst den höchsten Stand unter allen betrachteten Wirtschaftszweigen. Von gut laufenden Geschäften berichten derzeit mit 52 Prozent mehr als die Hälfte aller befragten Dienstleister. 38 Prozent sind mir ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Nur 10 Prozent der Dienstleistungsbetriebe äußern Unzufriedenheit mit ihrem Geschäftsverlauf.
Für die kommenden zwölf Monate blicken die regionalen Dienstleister optimistischer auf die Geschäftsentwicklung. Von günstigeren Geschäftsprognosen gehen 32 Prozent aller Dienstleistungsunternehmen aus. Die Mehrheit von 58 Prozent erwartet zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage. Nur jedes zehnte Unternehmen sieht einer schwierigen Geschäftssituation entgegen. Im Zuge der positiveren Aussichten steigt zugleich die Investitions- und Einstellungsbereitschaft der Branche auf ein hohes Niveau. Der Dienstleistungssektor steht im Vergleich aller Wirtschaftsbereiche als Jobmotor unverändert an erster Stelle. Demgegenüber leidet die Branche unter dem Fachkräftemangel. „Der Druck durch die fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte wird immer höher“, teilte ein Dienstleister im Rahmen der jüngsten Konjunkturerhebung mit.
Bankenregulierung belastet Stimmung im Kreditgewerbe
Im regionalen Kreditgewerbe hat der Konjunkturklimaindikator im Herbst 2018 um 19 Punkte auf einen Stand von 87 nachgegeben. Trotz erneut gestiegener Firmen- und Privatkundennachfrage bewerten die regionalen Kreditinstitute sowohl ihre Geschäftslage als auch die zukünftige Entwicklung wieder pessimistischer. Die fortschreitenden Vorgaben zur Bankenregulierung beeinträchtigen das Geschäft vieler Kreditinstitute. Zurzeit bezeichnen 14 Prozent der Geldhäuser ihre Geschäftssituation als gut. Nur 8 Prozent der Unternehmen sind unzufrieden. Mit 78 Prozent berichtet der Großteil der Banken von einer insgesamt zufriedenstellenden Geschäftslage.
Trotz der passablen Geschäftsentwicklung und der zugenommenen Kreditnachfrage im Firmen- als auch Privatkundengeschäft haben zuletzt schwächere Rückmeldungen der Banken zur zukünftigen Geschäftssituation zugenommen. 29 Prozent der befragten Kredit-institute erwarten zukünftig eine ungünstigere Geschäftslage. Nichtsdestotrotz erwartet die Mehrheit von 71 Prozent der Geldhäuser keine Veränderung ihrer Geschäftssituation in den kommenden zwölf Monaten.
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