Braunschweig. Nach einer Umfrage der IHK Braunschweig unter einhundert Unternehmen ihres IHK-Bezirks sehen fast 40 Prozent der Betriebe im Fachkräftemangel ein großes Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung.
Schon derzeit könne mehr als ein Drittel der Unternehmen offene Stellen längerfristig nicht besetzen, weil keine passenden Arbeitskräfte zu finden sind. Während 30Prozent der befragten Betriebe momentan keinen Personalbedarf haben, verspürt lediglich ein weiteres gutes Drittel keine Probleme bei der Stellenbesetzung.
Höhere Qualifikationen nachgefragt
Gesucht werden vornehmlich Arbeitskräfte mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss sowie Absolventen der dualen Berufsausbildung. Hierbei berichtet jedes zweite personalsuchende Unternehmen von vergeblichen Rekrutierungsversuchen. Jeder dritte einstellungswillige Betrieb fahndet erfolglos nach Fachwirten, Meistern oder Arbeitskräften mit anderen Weiterbildungsabschlüssen. Bedarf an Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung meldet hingegen nur jedes zwanzigste Unternehmen, teilte die IHK mit.
Welche Maßnahmen die Unternehmen ergreifen
Als Reaktion auf den Fachkräftemangel beabsichtigen fast zwei Drittel der Unternehmen, Ihre Arbeitgeberattraktivität auszubauen– etwa durch verbesserte Bezahlung oder höhere Arbeitsplatzqualität. Fast ebenso viele begegnen der Herausforderung mit verstärkter Ausbildung oder intensivierter Weiterbildung. Mehr als 40Prozent beabsichtigen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Ein Fünftel erwägt, die Beschäftigung älterer Mitarbeiter auszuweiten oder auch Fachkräfte aus dem Ausland zu verpflichten. Die Einstellung von Auszubildenden aus dem Ausland kommt für jeden zwanzigsten Betrieb in Betracht, ergab die Umfrage.
Flüchtlinge in jedem fünften Betrieb
Das Potential, das Flüchtlinge zur Bewältigung des Fachkräftemangels bieten, wird von den heimischen Unternehmen gesehen, aber realistisch eingeschätzt. Immerhin beschäftigt derzeit ein Fünftel der befragten Unternehmen Flüchtlinge, die in den letzten fünf Jahren nach Deutschland gekommen sind, als Mitarbeiter, Auszubildende, Einstiegsqualifikanten oder Praktikanten. sieben Prozent der Betriebe beschäftigen zwar derzeit keine Flüchtlinge, haben dies aber innerhalb der letzten zwei Jahre getan. Weitere neun Prozent beabsichtigen es in den beiden kommenden Jahren. Insgesamt stellen Flüchtlinge also für mehr als ein Drittel der Unternehmen ein aktuell nutzbares Arbeitskräftereservoir dar.
Flüchtlinge meist am Beginn der Qualifizierung
Allerdings sei die Beschäftigung von Flüchtlingen bisher vorrangig auf geringer qualifizierte Tätigkeiten orientiert. In mehr als zwei Dritteln der Fälle sind Flüchtlinge als Praktikanten oder Einstiegsqualifikanten tätig. In einem Drittel der Fälle absolvieren sie eine Ausbildung oder arbeiten als Helfer. Als Fach- oder Führungskraft fungieren sie nur in Einzelfällen. Vor diesem Hintergrund müsse davon ausgegangen werden, dass Flüchtlinge nur in mittel- bis langfristiger Perspektive einen substanziellen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels leisten könnten.