Braunschweig. In einer Umfrage des Hamburger Markt- und Trendforschungsinstituts EARSandEYES, gaben 47 Prozent der befragten Personen (unter 30 Jahren) an, durch Handynutzung schon mindestens einmal in eine kritische Verkehrssituation geraten zu sein. Einen Trend, den auch die Braunschweiger Polizei mit Sorge beobachtet. BraunschweigHeute.de sprach mit Michael Schlutow (Verkehrssicherheitsbeauftragter, Polizei Braunschweig) über die Risiken.
Fast 400.000 Autofahrer sind im vergangenen Jahr mit dem Handy am Steuer erwischt worden - bundesweit. Die Nutzung des Smartphones während der Fahrt ist komplett verboten, wenn dafür das Gerät aufgenommen oder gehalten werden muss. Allerdings gilt das Handyverbot nicht, wenn das Auto steht und der Motor ausgeschaltet ist. Das Oberlandesgericht Hamm entschied, dass es dabei egal ist, ob der Fahrer manuell den Zündschlüssel umdreht oder der Wagen über eine Start-Stopp-Automatik verfügt. Eine Entscheidung, die besonders vom Auto Club Europa e.V. (ACE) kritisiert wurde. Dabei macht der Polizei nicht nur das Telefonieren Sorgen, immer mehr Menschen würden auch SMS schreiben oder auf ihrem Smartphone herumtippen, berichtet Schlutow. Dabei macht er eine einfache Rechnung auf: "Wer fünf Sekunden lang bei Tempo Hundert auf sein Handy schaut, fährt fast 140 Meter blind." Die meisten Autofahrer würden die Gefahr scheinbar nicht ernst genug nehmen. Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, dem drohen 60 Euro Strafen und ein Punkt im Fahreignungsregister, berichtet Schlutow weiter. Auch Radfahrer müssten mit 25 Euro Bußgeld rechnen. Wer Wiederholungstäter ist, auf den kann auch eine MPU zukommen. In diesem Zusammenhang hat die Landesverkehrswacht Niedersachsen im letzten Jahr die Aufklärungskampagne "Tippen Tötet" gestartet.
Polizei schaut genau hin
Es müsse einfach in die Köpfe der Menschen, wie gefährlich es wäre, Nachrichten zu schreiben oder zu lesen, sagt Schlutow. Bei einem Unfall kann zudem – verschuldet oder unverschuldet – auch grobe Fahrlässigkeit angenommen werden, mit entsprechenden Kürzungen beim Schadenausgleich. Bei einem Unfall droht zudem schnell eine Mitschuld, selbst wenn sonst kein Verschulden vorliegt. Die Polizei würde sehr genau auch die Handys von Unfallfahrern untersuchen und schauen, ob in der Nähe des Unfallortes Aktivitäten mit einem Smartphone getätigt wurden, so der Experte. ADAC Unfallexperte Thomas Unger sagt auf der Homepage des Automobilclubs, dass er überzeugt davon ist, dass viele Unfallverursacher kurz vor dem Aufprall auf ihre Handys schauen würden. Geht es nach Michael Schlutow, sollte eigentlich jeder Fahrer die Einsicht haben, dass im Auto eben nur mit einer Freisprecheinrichtung telefoniert werden kann. Er würde sich wünschen, dass der ein oder andere einmal reflektiert, ob die Handynutzung während der Fahrt wirklich nötig ist. Wer darauf verzichtet, würde in jedem Fall sehr viel sicherer unterwegs sein. "Wenn es wirklich wichtig ist, halten Sie an einem sicheren Ort an, stellen Sie den Motor ab und schauen Sie nach", so der Verkehrssicherheitsbeauftragte.
Was ist erlaubt und was nicht?
In den letzten Jahren haben sich vermehrt Gerichte mit dem Thema Handynutzung hinter dem Steuer beschäftigt. Dabei kamen folgende Regelungen heraus:
- Wegdrücken von Anruf - verboten
- Telefonieren auf dem Standstreifen - verboten
- Navigation während der Fahrt am Handy einstellen - verboten
- Uhrzeit ablesen - verboten
- Handy weiterreichen - erlaubt
Übrigens: Wer in der Schweiz beim SMS-Schreiben erwischt wird, der muss übrigens seinen Führerschein abgeben. In den Niederlanden kostet das Hantieren am Handy mittlerweile 230 Euro.
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