Ist Karstadt in Braunschweig noch zu retten?

Der Oberbürgermeister fordert eine Einigung zur Rettung von Galeria-Karstadt-Kaufhof. Am Wochenende ist zudem eine Kundgebung geplant.

Karstadt in der Braunschweiger Innenstadt im Januar 2023.
Karstadt in der Braunschweiger Innenstadt im Januar 2023. | Foto: Werner Heise

Braunschweig. Nach Bekanntwerden der geplanten Galeria-Karstadt-Kaufhof Filial-Schließungen ist das Aufbegehren groß, es geht um die Rettung des Standortes und natürlich um den Erhalt der Arbeitsplätze. So äußerte sich am heutigen Donnerstag auch Oberbürgermeister Dr. Kornblum zu einer möglichen Rettung. Am Wochenende ist eine Kundgebung geplant.



Seit Monaten stehe die Verwaltung im Kontakt mit Galeria-Karstadt-Kaufhof und Volksbank. Oberbürgermeister Dr. Kornblum setzte sich in Gesprächen für den Erhalt des Braunschweiger Standortes ein. Als am Montag die Schließung angekündigt wurde, appellierte er an Mieterin und Vermieterin, doch noch eine Lösung zu finden. Diese Forderung hat Kornblum heute noch einmal unterstrichen, zumal weiterhin Verhandlungen zwischen den Partnern stattfinden.

"Eine Einigung ist nicht nur im Interesse der Beschäftigten, der benachbarten Betriebe und der Braunschweiger Innenstadt. Spätestens seit bekannt wurde, dass die Braunschweiger Filiale schwarze Zahlen schreibt, wird deutlich, dass auch Galeria ein Interesse haben muss, in unserer kaufkraftstarken Region weiterhin ein Warenhaus zu betreiben. Das gilt auch für die Volksbank als regional verwurzelte Bank mit zahlreichen Immobilienengagements in Stadt und Region", so Kornblum.

Ankündigung unverständlich


Die angekündigte Schließung sei vor diesem Hintergrund tatsächlich unverständlich und führe zu erheblicher Verunsicherung von Beschäftigten, Bevölkerung und Politik, wohl um Druck auf die Verhandlungen aufzubauen. Auch wenn die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Partner durch Insolvenzverfahren einerseits und Wahrung der Wirtschaftlichkeit andererseits verständlicherweise Grenzen setzten, sollte das gemeinsame Interesse überwiegen und eine Lösung zu finden sein.

"Vor dem Hintergrund der weiterhin laufenden Verhandlungen scheint eine Rettung weiterhin möglich. Die Stadt ist selbst nicht Verhandlungspartei. Ich habe jedoch noch einmal beiden Seiten verdeutlicht, dass wir unterstützen, wo wir dies im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten einer Kommune können." Dies wurde bereits vor Wochen auch für den Fall der Sanierung des Hauses in einem Schreiben an Galeria zugesichert. Heute hat der Oberbürgermeister den beiden Verhandlungspartnern angeboten, die weiteren Verhandlungen seitens der Stadt eng zu begleiten, um eine Lösung zu erreichen.

BraWo und Galeria zurück an den Verhandlungstisch


Der Fachbereich Handel der Gewerkschaft Verdi ruft am Samstag, den 18. März, um 12 Uhr zu einer Kundgebung zum Erhalt der Galeria-Filiale vor dem Haupteingang in der Schuhstraße auf.

Die Schließung müsse verhindert werden, heißt es in einer Ankündigung. Es sei dringend nötig, dass die Galeria Kaufhof Karstadt GmbH sich schnellstmöglich mit der BraWo Volksbank als Vermieterin und dem Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Torsten Kornblum wieder an einen Tisch setzt und eine zukunftsfähige Lösung aushandelt. In Goslar wurde vorgemacht, dass eine Rettung so möglich ist Braunschweig als Einkaufstadt würde durch eine Schließung an Attraktivität verlieren, was auch eine Gefährdung weiterer Einzelhandelsgeschäfte mit sich bringen würde.

Dazu sagt Marc Jäger, Gewerkschaftssekretär für den Handel im Verdi-Bezirk Süd- Ost-Niedersachsen: „Dass gehandelt werden muss, steht außer Frage. Aber Die Zeit spielt jetzt eine große Rolle. Es darf nicht lange gezögert werden, die Gespräche müssen so schnell wie möglich stattfinden. Es ist traurig genug, dass BraWo und Galeria nicht von alleine auf die Idee kamen, die Politik einzubeziehen.“

Weitere Aufrufe zur Rettung


Die Fraktion - Die Linke, Volt und Die Partei wollen die Galeria-Arbeitsplätze ebenfalls retten. Die Stadt solle sich an Sanierungsmaßnahmen finanziell beteiligen, wird in einer entsprechenden Pressemitteilung gefordert.

„Anscheinend gibt es doch noch eine Möglichkeit, die drohende Schließung von Galeria abzuwenden“, erklärt der finanzpolitische Sprecher von Die Fraktion - Die Linke, Volt und Die Partei im Rat der Stadt Braunschweig, Udo Sommerfeld.

Sommerfeld bezieht sich damit auf eine Erklärung des Galeria-Konzerns, die vorgestern vom NDR veröffentlicht wurde. Dort heißt es: "Die Filiale in Braunschweig erwirtschafte zwar ein positives Filialergebnis, leider würden in der Filiale aber sehr hohe Kosten für die Instandhaltung bevorstehen, schrieb ein Galeria-Sprecher am Dienstag auf Anfrage des NDR. Diese Kosten müssten von Galeria als Mieter getragen werden, könnten jedoch „auch durch ein positives operatives Geschäft nicht erwirtschaftet werden“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Daher habe man sich für eine Schließung des Standorts entschieden. Der Sprecher stellte in Aussicht, dass es zu einer Neubewertung der Situation kommen könne, sollten sich „signifikante Änderungen ergeben“.“

In einem weiteren Medienbericht erkläre der Betriebsratsvorsitzende von Galeria Braunschweig, dass die Vermieterin, die Volksbank BraWo, schon einen Teil dieser geforderten „signifikanten Änderungen“ vorgenommen und einen Mietnachlass um 30 Prozent und eine Investitionszusage von 10 Millionen Euro zugesichert habe. Er erklärte aber auch weiter, dass diese Zusage möglicherweise nicht ausreiche, und forderte eine darüber hinausgehende Beteiligung der Stadt.

Dazu Sommerfeld abschließend: „Genau diese vom Betriebsratsvorsitzenden geforderte Beteiligung haben wir zur nächsten Ratssitzung am kommenden Dienstag beantragt. Dieser Antrag stellt durchaus keine einfache Entscheidung dar, da der eigentliche Profiteur der staatlichen und kommunalen Hilfen der Milliardär Benko ist. Aber die Stadt hat hier nur die Wahl zwischen zwei negativen Möglichkeiten: Auf der einen Seite der Verlust von Arbeitsplätzen, der Verlust des wichtigsten Ankermieters in der Innenstadt und damit einer massiven Verödung (unter anderem mögliche Probleme für P&C mit gleicher Kundschaft und Nicht-Realisierung der Burggasse), auf der anderen Seite die finanzielle Unterstützung eines Milliardärs. Der Verlust des Galeria-Hauses ist für uns die deutlich negativere Variante und daher schlagen wir vor, dass die Stadt alles dafür tut, die Schließung zu verhindern. Ein Brief an die Galeria-Geschäftsleitung und allgemeine Gesprächsrunden sind deutlich zu wenig.“


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