Kanal als Todesfalle für Wildtiere - Warum ist der Zaun weg?

Eine Leserin berichtete uns, dass im Mittellandkanal bei Wenden fast täglich Tiere ertrinken. regionalHeute.de ging der Sache nach.

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Eigentlich sollte diese Barriere mal die Tiere vor dem Ertrinken bewahren - leider gibt es gar keinen Zaun mehr.
Eigentlich sollte diese Barriere mal die Tiere vor dem Ertrinken bewahren - leider gibt es gar keinen Zaun mehr. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Eine Leserin meldete unserer Redaktion, dass es im Ortsteil Wenden aktuell vermehrt zu toten Wildtieren im Mittellandkanal komme. Der Grund sei aus ihrer Sicht, dass im vergangenen Jahr im Bereich der Straße Friedhofsweg zwischen den beiden Kanalbrücken ein Maschendrahtzaun entfernt worden sei, der gerade diese Wildtiere schützen sollte. regionalHeute.de ging der Sache nach.



Das Bild wirkt in der Tat grotesk: Ein Gittertor steht als Solitär in der Landschaft, darauf das Schild mit der Aufschrift "Wildschutztor - Bitte unbedingt schließen. Sie retten viele Tiere vor dem Ertrinken". Vom Zaun, der die Tiere daran hindern sollte, zum Kanal zu laufen, ist aber keine Spur mehr zu sehen. Laut der Leserin hat dies auch die befürchteten Auswirkungen. "Seit längerem gibt es am Mittellandkanal in Wenden keine Zäune mehr, so dass Wildtiere natürlich täglich im Kanal verenden. Fast täglich sieht man im Kanal ertrunkene Wildtiere vom Fuchs bis zum Reh. Wenn man bei der Polizei Braunschweig anruft sind diese schon genervt", schreibt die Leserin.

Die Stadt Braunschweig teilt auf Anfrage mit, dass man nicht zuständig sei. "Hier liegen keine Kenntnisse über die Entfernung eines Zauns vor", so Stadtsprecher Rainer Keunecke. Für Schutzmaßnahmen für Wildtiere am Mittellandkanal sei die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig.

Wahrscheinlichkeit "mehr als gering"


Dort bestätigt man, für die Entfernung des Zauns verantwortlich zu sein. "Der Zaun wurde im Laufe des letzten Sommers abgebaut (die letzten Reste vor zirka 14 Tagen), da er zu diesem Zeitpunkt an vielen Stellen defekt und somit abgängig war", berichtet Klaus Ripphahn vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal. Der zuständige Außenbezirk Thune, welcher sich am gegenüberliegenden Ufer befinde, habe damals die Entscheidung getroffen, den Zaun nicht mehr zu erneuern. Hintergrund dieser Entscheidung sei gewesen, dass in diesem Bereich die Wahrscheinlichkeit "mehr als gering" eingeschätzt worden sei, dass sich dorthin Wildtiere verirrten. Die dort vorhandene industrielle- und Wohnbebauung würden dies verhindern.

Das Schild ist mittlerweile beschmiert. Im Hintergrund sieht man den Kanal - er wird vielen Tieren zum Verhängnis.
Das Schild ist mittlerweile beschmiert. Im Hintergrund sieht man den Kanal - er wird vielen Tieren zum Verhängnis. Foto: Alexander Dontscheff



Eine andere Theorie


Klaus Ripphahn räumt allerdings ein, dass sich immer wieder tote Tiere im Kanal befänden. Dafür habe man aber eine andere Erklärung. Der zuständige Außenbezirk vermute, dass diese Tiere im Bereich der weiter westlich gelegenen Ruderstrecke ins Wasser gelangten. Dort befinde sich eine der wenigen Stellen am Mittellandkanal, die mit einer beidseitigen Böschung (keine Spundwand) ausgestattet seien. Dort kreuzten die Tiere den Kanal. "Dabei werden sie gelegentlich durch die Schifffahrt gestört, ertrinken und werden dann an anderen Stellen des Kanals angetrieben", so die Theorie.

Doch gänzlich ausschließen will Ripphahn nicht, dass der Zaun erneuert wird: "Der Außenbezirk Thune wird die Situation in der nächsten Zeit beobachten und bei Bedarf einen neuen Zaun errichten".

Polizei hat keine Kenntnisse


Von einer Häufung von Fällen ertrunkener Tiere im Mittelland hat man bei der Polizei keine Kenntnis, teilt diese auf Anfrage mit. Die Situation befände sich auch nicht in polizeilicher Zuständigkeit, da es das Betriebsgelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes sei. Daher habe man keine aktive Möglichkeit, etwas zu ändern, so Polizeisprecher Sascha Repp. Man könne sich lediglich an das entsprechende Amt wenden und um Änderungen bitten, wenn man die Lage als problematisch einschätze. Doch dies ist offenbar derzeit nicht der Fall. Anwohnern rät er, tote Tiere der Polizeistelle vor Ort zu melden.


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