"Koloniales Unrecht sichtbar machen" - Abteilung des Städtischen Museums wird umgestaltet

Die Ethnografische Ausstellung wird dafür ab 26. Oktober geschlossen und öffnet ab Herbst 2022 wieder.

Begutachtung des Zustands eines Herero-Mantels durch Fachrestauratorinnen. Das Objekt ist für die neue Dauerausstellung eingeplant und wurde hinsichtlich der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen sowie einer möglichen Präsentation begutachtet.
Begutachtung des Zustands eines Herero-Mantels durch Fachrestauratorinnen. Das Objekt ist für die neue Dauerausstellung eingeplant und wurde hinsichtlich der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen sowie einer möglichen Präsentation begutachtet. | Foto: Städtisches Museum Braunschweig / Dirk Scherer

Braunschweig. Das Städtische Museum hat ein neues Konzept für die Präsentation seiner Ethnografischen Sammlung entwickelt und beginnt mit der Neugestaltung. Für den komplexen Umbau schließt die derzeitige Ethnografische Ausstellung ab Dienstag, 26. Oktober, für Besucherinnen und Besucher. Voraussichtlich ab Herbst 2022 wird die neu konzipierte Schau zu sehen sein. Die Ausstellung wird kritische Fragen zur Kolonialgeschichte aufgreifen und Herkunftsgesellschaften direkt beteiligen. Das berichtet die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung.


Seit einigen Jahren wird quer durch die Gesellschaft eine Debatte um die Notwendigkeit der Aufarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit geführt. Diese Aufarbeitung ist gerade für den musealen Bereich von grundlegender Bedeutung. Die Provenienzgeschichte, die unter anderem Herkunft und Erwerbsumstände von Objekten betrifft, ist für Ethnologische Sammlungen zentral geworden. Vor diesem Hintergrund soll in der neu konzipierten Ausstellung die Frage des Erwerbs der gezeigten Stücke eine wichtige Rolle spielen und koloniales Unrecht sichtbar gemacht werden.

Herkunftsgesellschaften selbst zu Wort kommen lassen


Gleichzeitig plant das Museum, das seit seiner Gründung die Geschichte der Verflechtungen Braunschweigs mit der Welt beleuchtet, dass in der Ausstellung Herkunftsgesellschaften selbst zu Wort kommen und ihre Geschichte aus eigener Sicht vermitteln. Museumsdirektor Dr. Peter Joch fasst zusammen: "Wir verfolgen ein übergreifendes Prinzip: Wir sammeln, bearbeiten oder restituieren nicht einfach nur Objekte. Wir betrachten vielmehr unser Museum als einen Ort für Dialoge, für einen partnerschaftlichen Austausch mit den Gesellschaften, die durch die Kolonialgeschichte Leid erfuhren."

Für Dr. Rainer Hatoum, Ethnologe am Städtischen Museum und Kurator der Ausstellung, ist es besonders wichtig, "neben der historischen Forschung vor allem eine möglichst zukunftsträchtige Kooperation mit Vertretern der Herkunftsgemeinschaften zu fördern: Unser Ziel ist es, eine lebendige, auch die Gegenwart mit einbeziehende Auseinandersetzung mit der Sammlung voranzutreiben." Schon jetzt steht das Museum in direktem Austausch mit Communities, um gemeinsam Fragen zur geteilten Geschichte, zum Umgang mit sensiblen Sammlungsstücken, zu Restitutionen und zu zukünftigen partnerschaftlichen Beziehungen abzuklären.


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