KolumneHeute – Lebensmittel zum Schleuderpreis

von Robert Braumann


Foto: Sina Rühland
Foto: Sina Rühland | Foto: Sina Rühland



An diesem Wochenende wird Erntedank gefeiert. Das Erntedankfest entstammt keiner rein christlichen Tradition, sondern wurde bereits in vorchristlicher Zeit begangen. Ähnliche Riten sind beispielsweise aus dem römischen Reich, Griechenland und Israel bekannt. Die Germanen feierten die Erntezeit und damit den Herbstanfang drei Tage lang. Sie dankten ihren Göttern mit unterschiedlichen Ritualen. Aktuell scheint der Gedanke sich für Lebensmittel zu bedanken eher abwegig – wer im Supermarkt unterwegs ist, wird feststellen, dass vor allem eine Tatsache dominiert – Lebensmittel sind oft sehr billig zu haben.

Der Liter Milch für 0,65 Cent, die Salami für 0,99 Cent und der Käse für 1,19 Euro. Wenn man durch die Supermarkt-Regale schlendert, dann kann vor allem eins: gespart werden. Dabei haben doch viele von uns ein ganz klares Credo: Wir haben hohe Ansprüche an die Qualität der Lebensmittel. Es geht sowohl um gesunde Ernährung, um Tierschutz um faire Bezahlung. Doch wie gehen wir damit in der Realität um? Beim Obst und Gemüse angekommen, fasse ich einen Gedanken: Bananen kosten pro Kilo an diesem Tag 0,99 Cent, wenn man bedenkt woher die Ware kommt, welchen Weg sie zurückgelegt hat, dass am Ende die Arbeiter, die Supermärkte und die Transporteure daran noch etwas verdienen sollen, dann wird mir mulmig.

Für Lebensmittel geben wir wenig aus


Kein Wunder also, dass die Landwirte immer häufiger auf die Straße gehen und protestieren, da sie ihre Kosten kaum noch gedeckt bekommen? Ein Blick in die Verdienstmöglichkeiten zeigt, ein Landwirt bekommt bei der Einstellung zwischen 1360 bis 1900 Euro brutto. Als Agrafachwirt können dann über 3000 Euro drin sein und das sind die Zahlen für Deutschland... Dazu passt auch, dass wir immer weniger für Lebensmittel ausgeben. Für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke gaben die Verbraucher 2012 rund 170 Milliarden Euro aus. Das entspricht einem Anteil von 11,7 Prozent an den privaten Konsumausgaben. Um 1900 waren Nahrungsmittel mit einem Anteil von 57 Prozent der größte Ausgabeposten. Dabei aßen die Leute nur rund 47 Kilo Fleisch im Jahr pro Kopf. Heute sind es rund 90 Kilo. Anfang der sechziger Jahre musste man über ein Drittel seines Einkommens für Essen und Trinken ausgeben. Den gesunkenen Kosten steht eine weitere Zahl gegenüber: Rund 82 Kilogramm pro Jahr und Person an Lebensmitteln landen im Abfall. Dazu kommt eine oft ungesunde Ernährung, klar ein Fertiggericht ist einfach unproblematischer, gerade wenn man als Journalist häufig spät von der Arbeit kommt. Außerdem wäre da wieder die Preisfrage, es würde doch bestimmt mehr kosten, würde man sich ausgewogen und gesund ernähren.

Gesund essen ist teurer


US-Wissenschaftler unter Leitung von Dariush Mozaffarian von der Harvard Medical School haben darauf einen genaueren Blick geworfen, sie kamen zu der Einschätzung, wer gesund essen will, muss mehr berappen. Die Kosten liegen im Durchschnitt um 1,50 Dollar höher pro Kopf und Tag, so die Forscher, also 1,10 Euro pro Tag. Im Jahr also für Geringverdiener eine ordentliche Summe. Doch wäre es nicht sinnvoll einen sozialen Ausgleich zu schaffen, anstatt weiterhin dem Motto "Geiz ist geil" bei Lebensmitteln zu folgen – nun ja, das ist eine andere Diskussion. Stellt sich aber für mich persönlich die Frage, wie umgehe ich das Problem? Experten raten dazu, auf den Erzeuger von nebenan zurückzugreifen. In einem kleinen Hofladen ein Dorf weiter, gibt es Obst und Gemüse der Saison, Eier aus Freilandhaltung, Fleisch von den Kühen, die hinter dem Hof auf der Weide grasen. Natürlich, die Rechnung, die ich am Ende zahlen muss, ist höher als die beim Discounter. Es ist am Ende also auch eine Gewissensfrage, wie viel Aufwand und Geld ist mir meine Ernährung wert und wie sehr schätze ich die Lebensmittel? Das kann nur jeder individuell entscheiden, ich für meinen Teil habe mir vorgenommen in Zukunft ein paar mal öfter beim Bauern nebenan vorbeizuschauen und im Garten ist auch noch Platz für ein kleines Gemüsebeet. Dann kann ich mich im nächsten Jahr auch für meine ganz persönliche Ernte bedanken...


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