Kriminologe fordert mehr Bildungsangebote für Migranten


Das "Politische Frühschoppen" fand viele Interessierte. Foto: Privat
Das "Politische Frühschoppen" fand viele Interessierte. Foto: Privat | Foto: Privat

Braunschweig. Am 27. November lud der SPD-Ortsverein Gliesmarode-Riddagshausen laut seiner Pressemitteilung zum „Politischen Frühschoppen“. Kriminologe Professor Christian Pfeiffer war einer der Gäste und beteiligte sich an der Diskussion zum Thema „Migration und Kriminalität“.


Gut ein Jahr ist es her, dass tausende Flüchtlinge die deutsche Grenze erreichten. Sie flohen vor Bürgerkrieg und Gewalt im Nahen Osten und suchten Schutz in einem Deutschland, das gerade den Begriff der „Willkommenskultur“ neu erfand – bis zu jener Silvesternacht in Köln, in der betrunkene Migranten Mädchen und Frauen bedrängten. Szenen, die die Stimmung im Land veränderte: „Hier wurde die Ohnmacht des Staates deutlich“, bewertet der ehemalige Niedersächsische Justizminister Pfeiffer die Situation rückblickend. „Er hat für einen Moment die Kontrolle verloren, was niemals passieren darf.“ Dennoch sei es falsch, daraus jetzt pauschale Urteile zu fällen: „Wir müssen vielmehr fragen: Wer waren ‚die‘ Täter?“, fragt Pfeiffer und meint damit natürlich auch: Und wie kann verhindert werden, dass Menschen zu so solchen Tätern werden?

Integration das beste Mittel gegen Kriminalität


Natürlich sei es Unsinn, Flüchtlinge oder Muslime pauschal als gewaltbereit darzustellen. „Entscheidend ist vielmehr, dass sie eine gelungene Integration erleben“, erklärt der Experte Pfeiffer. Denn diese sei das beste Mittel, Kriminalität bereits im Keim zu ersticken – eine schlüssige Überlegung, wie er am Beispiel Köln illustriert: „In Köln wurden diejenigen übergriffig, die abgehängt waren. Die für sich keine Zukunft mehr in Deutschland sahen und in denen ein hohes Frustrationspotenzial steckte.“ Es fehlte ihnen an Sprachkenntnis, teilweise an Bildung generell und so konnten sich gerade unter jungen Männern bereits weit vor der Silvesternacht Machokulturen ausbilden, die sich an dem Abend entluden. „Eine Entwicklung, die nur verhindert werden kann, wenn diese Menschen Bildung erfahren und die Möglichkeit erhalten, frühzeitig in Kontakt mit Einheimischen zu kommen.“ Schon im Kindergarten gelte es, Kinder verschiedener Kulturen zusammenzuführen: „Kinder unterscheiden nicht zwischen verschiedenen Religionen. Kinder sehen in ihrem Gegenüber einfach ein anderes Kind“, sagte Pfeiffer einen sehr wahren Satz.

Flüchtlingskriminalität kein Tabuthema in der Politik


Etwa zweieinhalb Stunden diskutierte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) mit den etwa 80 Gästen, darunter sechs SPD-Bezirksbürgermeister, im Begegnungszentrum Gliesmarode über seine Theorien zur Verhinderung von Gewalt und gelungener Integration. „Das wir die Veranstaltungsdauer überziehen, ist eigentlich ein Novum. Es zeigt aber, wie sehr das Thema auf Interesse gestoßen ist“, freute Isolde Saalmann, Vorsitzende des SPD- Ortsvereins Gliesmarode-Riddagshausen nach Ende der Veranstaltung. Und Dr. Christos Pantazis, der im Niedersächsischen Landtag Sprecher für Migration und Teilhabe ist, ergänzte: „Es steht ja oft der Vorwurf im Raum, die Politik würde solch heikle Themen wie Flüchtlingskriminalität tabuisieren. Das ist mitnichten der Fall, wie diese Veranstaltung gezeigt hat. Wir wollen offen darüber reden – aber auch konstruktiv und mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen zu finden.“

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