Kripo-Chef Ulf Küch: "Es gibt keine kriminellen Völker"

von Sina Rühland


| Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Mit dem Einrichten der neuen Sonderkommission "Soko Asyl" will die Braunschweiger Polizei der angestiegenen Kriminalitätsrate rund um die Landesaufnahmebehörde (LAB) in Kralenriede entgegen wirken. Das Ermittler-Team will nun durchgreifen. "Wir haben den Bürgern und den Kaufleuten gegenüber einen Schutzauftrag", sagt der Leiter der Kriminalpolizei Ulf Küch im Interview.

Laden- und Taschendiebstähle sowie Einbrüche und Körperverletzungen hätten in der vergangenen Zeit nahe der Landesaufnahmebehörde zugenommen, erzählt Kripo-Chef Ulf Küch. Im Vergleich zu dem gesamten Braunschweiger Raum mache dies allerdings keinen erhöhten Unterschied aus. Um die Lage speziell in Kralenriede zu verifizieren, sei die Soko gegründet worden. "Wir mussten einfach ein Mittel zur Lösung finden, um den alltäglichen Situationen dort Herr zu werden", sagt Küch. Zirka vier Prozent der in der LAB lebenden Menschen seien nachweislich strafrechtlich aufgefallen. "So genau kann ich die Rate nicht beziffern, da ja eine hohe Fluktuation dort herrscht. Wir gehen also von etwa 2000 Bewohnern aus, von denen zirka 100 Menschen auffällig werden." Besonders markant sei, dass es sich überwiegend um junge und allein reisende Männer handele, die aus den Balkanländern, Nord- oder Zentralafrika kämen und hier straffällig in Erscheinung treten. "Um eines aber klar zu sagen: auch Braunschweiger werden kriminell – Kriminalität hat nichts mit der Nationalität zu tun. Es gibt keine kriminellen Völker, wohl aber kriminelle Gruppen. Das können mir die Menschen, die den Flüchtlingen einen Stempel aufdrücken wollen, schon glauben – ich weiß wovon ich spreche", sagt Ulf Küch bestimmt. Es entspreche nicht der Realität, dass Asylsuchende häufiger auffällig würden, als andere Menschen. "Es ist ja für viele auch sehr leicht, eben mal schnell einen Sündenbock zu suchen", so Küch.

Mittel der Abschreckung


<a href= Kripo-Chef Ulf Küch. ">
Kripo-Chef Ulf Küch. Foto: Polizei



Wird ein Asylsuchender straffällig, droht ihm gegebenenfalls ein beschleunigtes Verfahren. "Er wird dann in U-Haft genommen, es wird alles geprüft, bei Bestätigung droht ihm eine Hauptverhandlungshaft und etwa drei Tage später fällt dann das Urteil. Danach wäre er dann vorbestraft und dem Asylantrag würde nicht stattgegeben", erklärt der Kripo-Chef. Damit zukünftig also mehr Delikte aufgeklärt beziehungsweise verhindert werden können, ist die Sonderkommission "Asyl" für die kommenden sechs Monate angesetzt. Es könne, je nach Lage, aber auch länger gehen, sagt Küch. "Wir haben den Verdacht, dass Menschen gezielt hierher geschickt werden, um zu klauen. Wir versuchen einen Riegel davor zu schieben. Es soll sich herumsprechen, dass es sich nicht lohnt, hier kriminell zu werden - denn der, der straffällig wird, darf dann eventuell nicht bleiben."


mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


Polizei