Kritik des Zentralrats der Muslime an Großdemo in Braunschweig

Prinzipiell begrüße man jede Aktivität gegen Rechtsextremismus, doch es habe eine wichtige Sache gefehlt.

Am Samstag waren viele Bürger gekommen, um vor dem Schloss zu demonstrieren.
Am Samstag waren viele Bürger gekommen, um vor dem Schloss zu demonstrieren. | Foto: Werner Heise

Braunschweig. Am gestrigen Samstag gab es vor dem Braunschweiger Schloss eine Großdemo gegen rechts mit mindestens 15.000 Teilnehmern. Bereits im Vorfeld hatte die CDU kritisiert, nicht eingeladen worden zu sein (regionalHeute.de berichtete). Nach der Demo gibt es nun eine weitere kritische Stimme. Sie stammt von Dr. Sadiqu Al-Mousllie, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime Niedersachsen und der Islamischen Gemeinschaft Braunschweig.



In einer Pressemitteilung kritisiert Al-Mousllie, dass es bei der Veranstaltung keinen Vertreter der Muslime auf der Rednerliste gegeben habe. Inzwischen habe es ein klärendes Gespräch gegeben, weswegen man von einem ursprünglichen Verdacht der Diskriminierung abrücke.

"Kommunikation im Vorfeld nicht optimal"


"Nach der Aufklärung des Sachverhaltes und wie die Organisation der Kundgebung abgelaufen ist, stellen wir fest, dass es leider einige Unstimmigkeiten bei der Organisation gewesen waren. Diese Unstimmigkeiten scheinen unbeabsichtigter Natur zu sein, und damit klärt sich für uns der Sachverhalt auf", teilt Dr. Sadiqu Al-Mousllie in einer zweiten Pressemitteilung mit. Leider sei die Kommunikation im Vorfeld nicht optimal gelaufen und damit dieses Missverständnis entstanden. In einer ersten PM hatte es geheißen: „Wir betrachten die Haltung der Organisatoren der Kundgebung als unverständlich und, falls absichtlich, sogar diskriminierend, wenn die Muslime als eine Gemeinschaft nicht unter den Rednern waren.“

Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG, gehörte zu den Rednern.
Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG, gehörte zu den Rednern. Foto: Werner Heise


Man wolle unnötige Differenzen vermeiden, weshalb man dies nun klarstelle. Dennoch wolle man betonen, dass die Stimmen der verschiedenen Religionsgemeinschaften der Stadt Braunschweig hier nicht hätten fehlen sollen. Die christliche Gemeinschaft wurde offiziell repräsentiert. Einzelne muslimische Stimmen ersetzten nicht die Berücksichtigung einer Religionsgemeinschaft, die ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Gesellschaft darstelle.

„Wir danken allen Braunschweigern"


Wie Dr. Sadiqu Al-Mousllie weiter berichtet, hatte er persönlich an der Kundgebung in Braunschweig teilgenommen. Man begrüße jede Aktivität gegen Rechtsextremismus, insbesondere gegen rechtsradikale Parteien, die insbesondere Muslime als unerwünscht für Deutschland betrachten. Er stellt klar: „Wir danken allen Braunschweigern, die auf dem Schlossplatz am Samstag Farbe bekannt und Gesicht gezeigt haben“.

Dr. Sadiqu Al-Mousllie, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Braunschweig und des Zentralrats. Archivbild
Dr. Sadiqu Al-Mousllie, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Braunschweig und des Zentralrats. Archivbild Foto: regionalHeute.de


Man betone, dass dies ein wichtiges Signal sei. Demokratie sollte aber nicht selektiv sein. Dr. Mousllie weiter: „Das muslimische religiöse Leben ist seit längerem ein Ziel der verbalen und tätlichen Angriffen in Deutschland. Farbe bekennen heißt auch keine Scheu zu haben, zu einer betroffenen Gruppierung unserer Gesellschaft zu stehen und öffentlich den Beistand zu bekunden.“


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