Braunschweig. Veranstaltungen, bei den Frauen keinen Zutritt haben, gibt es auch in Braunschweig. Laut Linksfraktion stimme das nicht mit den Gleichberechtigungszielen der Stadt überein. Passend zum internationalen Frauentag am Freitag habe die Linke daher beantragt, dass sich die Ratsmitglieder verpflichten, nicht mehr zu solchen Veranstaltungen zu gehen. Das teilt die Linke im Rat der Stadt Braunschweig mit.
Eigentlich stehe es seit langem im Grundgesetz: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männer und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Und die Stadt Braunschweig setzt sich dafür ein, dass das auch umgesetzt wird.
"Doch wie weit kann man diesen Einsatz ernst nehmen, wenn immer wieder Mitglieder der Politik und Verwaltung an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechtes ausgegrenzt werden?", fragt die Linksfraktion. Ein Zustand, den die Linke im Rat der Stadt so nicht mehr stehen lassen will und deshalb beantragt, dass die Stadt sich von solchen Veranstaltungen distanziert und die Mandatsträger sich verpflichten, nicht mehr an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Auch der Oberbürgermeister soll vom Rat gebeten werden, eine entsprechende Selbstverpflichtung auszusprechen.
"Gläserne Decke" bremstFrauen aus
„Es kann nicht sein, dass in der heutigen Zeit Frauen weiterhin ausgeschlossen werden“, stellt Ratsfrau Gisela Ohnesorge fest. „Jeder weiß, welche wichtige Rolle eine gute Vernetzung im Berufsleben hat und so lange es diese Ausgrenzung gibt, braucht sich auch keiner über die ‚gläserne Decke‘ zu wundern, die Frauen immer wieder ausbremst.“
Ein Beispiel für den bisherigen Umgang mit diskriminierenden Veranstaltungen sei der jährliche "Herrenabend" des Tecknikervereins. Obwohl dort jedes Jahr Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden, Politik und Verwaltung anwesend seien, suche man Frauen vergeblich. "Sie sind – außer als Bedienung – nicht erwünscht. Das hinderte bisher jedoch viele Kommunalpolitiker nicht an einer Teilnahme, und Oberbürgermeister Ulrich Markurth stand sogar für eine Rede bereit", beklagt die Linke.
„Natürlich ist es den Vereinen selbst überlassen, wen sie zu ihren Veranstaltungen einladen“, so Gisela Ohnesorge weiter. „Doch von unseren Politikern und der Verwaltung kann erwartet werden, dass sie alles Erdenkliche für die Umsetzung des Grundgesetzes tun.“
Bremen als Vorbild?
Auch außerhalb von Braunschweig begännen immer mehr Politiker sich von einer Ausgrenzung von Frauen bei Traditionsvereinen zu distanzieren. Ein Beispiel sei das Eiswettfest in Bremen. Dort kritisiere unter anderem Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) laut Medienberichten, dass es völlig aus der Zeit gefallen sei, dass Frauen von solchen Traditionsveranstaltungen ausgeschlossen würden. Gemeinsam mit den Grünen arbeite die SPD in Bremen aktuell an einem Antrag, wonach offizielle Vertreter Bremens aufgefordert werden, dem Fest fernzubleiben, bis die Ausgrenzung der Frauen aufgehoben wird.
„Nun ist abzuwarten, ob die Braunschweiger Politikerinnen und Politiker der SPD und der Grünen sich wie ihre Parteikolleginnen und –kollegen in Bremen für die Gleichberechtigung einsetzen und den Antrag unterstützen“, schließt Ohnesorge.
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