Braunschweig. Wie Architektur und Design die Ausbreitung multiresistenter Erreger im Krankenhaus beeinflussen können, untersuchen Architekten der Technischen Universität Braunschweig in einem neuen Forschungsprojekt.
Außerdem sind sie an der Entwicklung flexibler Isolierbereiche für Patienten mit seltenen, hochansteckenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen beteiligt. Gefördert werden die beiden Forschungsprojekte mit einer Gesamtsumme von rund 2,9 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
„Architektur und Design können Leben retten, wenn baulicher Infektionsschutz bei der Planung und dem Betrieb von Krankenhäusern berücksichtigt wird. Erstmals werden zuverlässige Daten für die Ausbreitung von Mikroorganismen im Krankenhaus erhoben und in die Entwicklung und den Bau eines Musterzimmers eingehen“, erklärt Wolfgang Sunder vom Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen der TU Braunschweig zum Forschungsprojekt „KARMIN“.
Erreger werden meist durch Kontakt übertragen
Patienten sollen ein Krankenhaus gesünder verlassen, als sie es betreten haben. Dafür forschen auch die Architekten Wolfgang Sunder und Jan Holzhausen vom Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen (IIKE) von Prof. Carsten Roth an der TU Braunschweig. Sie sind Experten für baulichen Infektionsschutz und beeinflussen mit Hilfe von Architektur und Design die Ausbreitung von Mikroorganismen. In einem Forschungsprojekt untersuchen sie nun, wie mit multiresistenten Erregern infizierte Patienten sicher und sinnvoll untergebracht werden können. Bislang besteht die Forderung, die betroffenen Patienten in Einzelzimmern zu isolieren. Gemeinsam mit ihren Projektpartnern aus Wissenschaft und Praxis wollen sie herausfinden, ob dies auch in Zweibettzimmern gelingen kann.
Das Team geht davon aus, dass die meisten Erreger nicht nur durch die Luft, sondern vor allem durch Kontakt übertragen werden. Besondere Bedeutung komme vor allem den Sanitäranlagen zu. Jan Holzhausen erklärt: „Ist eine sichere Unterbringung der Patienten in Zweibettzimmern möglich, könnte eine Vielzahl von Bestandszimmern umgebaut und bereits bekannte Betriebsaufläufe beibehalten werden.“ Geplant und gebaut wird außerdem ein Musterzimmer, an dem entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Zudem werden erstmals zuverlässige Daten dafür erhoben, wie Mikroorganismen einen Krankenhausneubau besiedeln.
Sichere Behandlung von hochansteckenden Krankheiten
Ihre Expertise auf dem Gebiet des baulichen Infektionsschutzes bringen die Braunschweiger Architekten in einem weiteren Forschungsprojekt ein. Unter der Leitung der Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene am Berliner Robert Koch-Institut (RKI) arbeiten sie an der Entwicklung eines flexiblen Isolierbereiches für die Behandlung seltener, hochansteckender und lebensbedrohlicher Krankheiten. Im Ergebnis des Forschungsprojekts soll ein Prototyp für einen temporären Isolierbereich gebaut sein. Dieser soll als Vorbild für Krankenhäuser dienen, in denen zukünftig Patienten adäquat in entsprechenden Sonderisolierbereichen behandelt werden können.
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