Braunschweig. Zwei Jahre, das sind 24 Monate – oder 800 Arbeitsstunden für 8.050 Portionen Suppe und Kaffee. Am Karfreitag des Jahres 2020 war der Versorgungsbus der Braunschweiger Malteser und des Aktionsbündnisses „Eintracht hilft“ von Eintracht Braunschweig zum ersten Mal unterwegs, um Obdachlose und Bedürftige der Stadt zu versorgen. Zwei Jahre später hat sich das Projekt längst etabliert. Das berichtet der Malteser Hilfsdienst in einer Pressemitteilung.
Draußen ist es kalt und auch etwas feucht. Drinnen aber, im Café Kreuzgang an der St. Ulrici-Brüdern-Kirche, wärmen gute Laune und Mitgefühl so manche Seele wieder auf: „Wie ist Ihre Operation verlaufen?“, fragt Cora Kruse an der Kaffeebar eine Dame mittleren Alters, die dankbar einen Becher heißen Kaffees entgegennimmt. Kruse, die sich selbst als „eingefleischte Malteserin“ bezeichnet und in der Erste-Hilfe-Ausbildung sowie im Schulsanitätsdienst arbeitet, fährt seit dem ersten Tag mit. Über die Jahre ist eine Beziehung zu vielen Gästen gewachsen. Man kennt die Menschen und auch so manches Schicksal dahinter. Viele Gäste sind Stammkunden und stehen fast jedes Mal in der Schlange, wenn der Versorgungsbus am Mittwoch- und Freitagabend gegen 18 Uhr seine Suppen- und Kaffeeküche im Café Kreuzgang aufschlägt.
Tüten mit Hygieneartikeln verteilt
Auch am gestrigen Karfreitag haben rund 20 Personen auf den auffälligen rot-weißen Malteserbus gewartet, dem neben Cora Kruse auch Mirko Gärtner und Jessica Krause entsteigen und routiniert ein Suppenbuffet und Kaffeekannen aufbauen. Sabrina und Florian, zwei Ehrenamtliche aus der Fanabteilung des Fußballclubs Eintracht Braunschweig, vervollständigen das Team und verteilen Tüten mit Hygieneartikeln: Toilettenpapier und Papiertaschentücher gehören zum Basisbedarf. Gerne mitgenommen werden auch Seife, Shampoo und Tampons.
Entstanden ist das Projekt Versorgungsbus als Gemeinschaftsprojekt von Maltesern und dem Aktionsbündnis „Eintracht hilft“, nachdem beim ersten großen Lockdown im März 2020 auch Einrichtungen für Wohnungslose schließen mussten. Am 10. April 2020 fuhr der Bus zum ersten Mal, damals noch an die Ecke Stephanstraße/Schützenstraße. Seit Sommer 2020 steuert der Bus in der warmen Jahreszeit den Parkplatz hinter dem Altstadtrathaus an und darf im Winter die Räume des Café Kreuzgang nutzen. Nachdem Eintracht Braunschweig zwischenzeitlich aus dem Projekt ausgestiegen war, sind seit Oktober 2020 regelmäßig wieder jeweils zwei Helfer der Fanabteilung mit dabei.
Die Schatten von Corona
Die Coronapandemie, die 2020 den Anstoß für das Projekt gegeben hat, wirft auch zwei Jahre später noch ihre Schatten: Vor dem Eintritt in das Café Kreuzgang muss sich jeder die Hände desinfizieren. Suppe und Kaffee werden nur in geschlossenen Pappbehältern ausgegeben und die Mundmaske ist ohnehin Pflicht. Gegessen wird draußen. Dem Appetit tut es keinen Abbruch: Jeweils 20 Portionen Graupen-Rindsuppe und Tomatensuppe wird Jessica Krause eine Stunde später verteilt haben und auch von den mitgebrachten 4,5 Litern Kaffee ist später nicht mehr viel übrig.
Offensichtlich deckt der Versorgungsbus also einen tatsächlichen Bedarf. Deshalb möchte Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter der Malteser Braunschweig und Projektleiter des Versorgungsbusses, dieses Projekt nach Möglichkeit auch nach dem eventuellen Ende der Pandemie weiterführen. Ein Selbstläufer ist das nicht, trotz zahlreicher Spender und Förderer: Die Ultra Gruppierung Cattiva Brunsviga hat Geld dazugegeben, ebenso der Rotary-Club Braunschweig-Hanse und andere Clubs, auch die Fleischerei Neubauer. Die Unternehmen Heimbs und IKEA helfen mit Sachspenden und die Suppenbar Kohlmarkt liefert Suppen für einen Freundschaftspreis. Auch die logistische Hilfe der Stadtverwaltung Braunschweig sollte man nicht unterschätzen, ebenso wenig die rund 2.700 Arbeitsstunden der ehrenamtlichen Helfer.
Versorgungsbus auf Spenden angewiesen
Dennoch haben die 222 Einsatzfahrten der vergangenen zwei Jahre nach Stautmeisters Schätzung rund 40.000 Euro gekostet. Der Versorgungsbus wird also weiterhin auf Spenden angewiesen sein, um auch an Karfreitag nächsten Jahres den Bedürftigen wieder Suppe mit viel Sympathie anbieten zu können.
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