"Modellprojekt Raumpädagogik“ an der IGS Querum: Erster Schritt gemacht

TU Braunschweig und Stadt Braunschweig unterzeichneten heute die Kooperationsvereinbarung.

Prof. Dr. Angela Ittel, Präsidentin der TU, und Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum unterzeichneten heute die Kooperationsvereinbarung.
Prof. Dr. Angela Ittel, Präsidentin der TU, und Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum unterzeichneten heute die Kooperationsvereinbarung. | Foto: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Braunschweig. Die Stadt Braunschweig und die Technische Universität (TU) Braunschweig wollen gemeinsam ein wissenschaftliches Modellprojekt unter dem Titel "Raumpädagogik an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Querum" verwirklichen. Prof. Dr. Angela Ittel, Präsidentin der TU, und Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum unterzeichneten am heutigen Freitag eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.



Das Modellprojekt sieht vor, die Nutzenden bei der Erstellung eines Raumprogramms für die IGS Querum einzubinden und dies wissenschaftlich zu begleiten. Zugleich soll geprüft werden, ob die Schule zu einer "Forschungsschule" entwickelt werden kann. Es setzt an der Frage an, wie Schulräume gestaltet sein müssen, damit sie Lernräume werden können. Hierzu kooperieren das Institut für Erziehungswissenschaft und das Institut für Entwerfen und Gebäudelehre der TU Braunschweig, die Stadt Braunschweig und die IGS Querum. Besonders ist dabei, dass raumplanerische und erziehungswissenschaftliche Perspektiven vor der eigentlichen Planung miteinander verknüpft werden und insbesondere die Personen, die letztlich in den Räumen arbeiten und lernen werden, in die Planung miteinbezogen sind, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Zum Hintergrund


IGS und Grundschule Querum teilen sich einen gemeinsamen Standort. Durch neue Baugebiete steigen die Schülerzahlen, weshalb die Grundschule zur Vierzügigkeit erweitert und gleichzeitig in den Ganztagsbetrieb überführt wird. Dafür erhält sie ein komplett neues Gebäude, zusammen mit einer Drei-Fach-Sporthalle für Grundschule und IGS. Die IGS muss aufgrund der Neubauten auf bisher genutzte Flächen verzichten, in erster Linie auf die Schülerbibliothek, Freizeit- und Sportbereiche sowie den Schulgarten. Zwischenzeitlich werden vorübergehende Ausweichquartiere (Container o. Ä.) bezogen.

Nach dem Neubau steht der IGS das ehemalige Grundschulgebäude inklusive der Außenbereiche zur Verfügung. Hier soll das Modellprojekt ansetzen: mit einer wissenschaftlich begleiteten "Phase 0". Das ist bei Bauschaffenden jener der eigentlichen Planung vorangehende Zeitraum, in welchem im Dialog mit den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern der Bedarf ermittelt wird. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulleitung, weitere Mitarbeitende der Schule sowie Eltern werden in diesen Dialog eingebunden. Die Kooperation von Universität, Stadt und Schule bietet zudem die Chance, die IGS Querum zu einer "Forschungsschule" zu entwickeln.

Chance für die Lehrkräftebildung


"Die "Forschungsschule" ist eine hervorragende Chance für die Lehrkräftebildung an unserer Universität, da wir hier gemeinsam mit Erziehungswissenschaft und Lehrkräften vor Ort transdisziplinäre Forschungsprojekte konzipieren, entwickeln und durchführen können", hebt die Präsidentin der TU Braunschweig Prof. Angela Ittel hervor. "Mit der Erziehungswissenschaft und der Architektur der TU Braunschweig haben wir die einzigartige Möglichkeit, die untrennbare Verbindung zwischen Lernen, Lehren und der räumlichen Gestaltung im schulischen Alltag zu erkunden und zu erproben. Neue Konzepte, Verfahren und Ideen könnten hier im engen Austausch mit den Lehrkräften weiterentwickelt werden und den Raum bilden, in dem die Bildung von morgen Gestalt annimmt."

"Von diesem Modellprojekt können alle Beteiligten in besonderer Weise profitieren", stellt OB Dr. Kornblum fest. "Die IGS kann im Dialog mit der Wissenschaft die Raumstruktur des alten Grundschulgebäudes nach modernsten pädagogischen Erkenntnissen und Erfordernissen neugestalten. Und unsere Stadt würde mit einer dauerhaften Forschungsschule ein Leuchtturmprojekt zu Lehr- und Lernforschung sowie zur Raumpädagogik erhalten, das weit über die Grenzen der Region ausstrahlt."

Eine gute Raumgestaltung unterstützt das Lernen der Schülerinnen und Schüler. Eine intensive Projektvorbereitung mindert die Gefahr, dass im Nachgang Korrekturen vorgenommen werden müssen, die zeitliche Verzögerungen und finanzielle Mehrbelastungen nach sich ziehen.

Die "Forschungsschule"


Aufbauend auf den engen Zusammenhang von Architektur und Erziehungswissenschaften soll parallel geprüft werden, ob sich die IGS Querum in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig zu einer "Forschungsschule" entwickeln kann. Als solche würde sie den Erziehungswissenschaften in Kooperation mit der Architektur an der TU die Möglichkeit eröffnen, neue Konzepte der Schulentwicklung und -organisation, der Lehr-Lern- und Unterrichtsforschung sowie die jeweiligen Interdependenzen zur räumlichen Gestaltung im schulischen Alltag zu erproben und zu begleiten.

Die Erforschung von passenden räumlichen und didaktischen Konzepten für Schulen wird im Zuge der Veränderung der curricularen Inhalte und didaktischen Verfahren zunehmend relevanter. Traditionell waren Schulen für einen Frontalunterricht im Klassenverband ausgestattet, in dem eine Lehrkraft das Wissen zentral von vorn an die Kinder und Jugendlichen vermittelt, die wiederum dieses Wissen – gleichförmig auf die Lehrkraft ausgerichtet sitzend – passiv aufnehmen. Die Stadt Braunschweig hat hier bereits in der Vergangenheit, z. B. beim Bau der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule, neue Wege beschritten und Neubauten ohne traditionelle Raumstruktur geplant. Zeitgemäße Inhalte wie die "21st Century Skills", die als Kernkompetenzen Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken und Kollaboration definieren, erfordern zukünftig eine aktivere Rolle der Lernenden in vielfältigen Lernsettings. Dafür werden Räume benötigt, die individuelles Lernen in flexiblen Zeitstrukturen ermöglichen.

Zeitplan: Es wird angestrebt, dass ein konkretes Raumkonzept im Laufe des Jahres 2024 entsteht, das anschließend in ein innerhalb der Stadtverwaltung abgestimmtes Raumprogramm überführt wird.


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