Modernisierer und Visionär: Braunschweig ehrt Caspari

Dem früheren Bürgermeister wurde in der Innenstadt eine "Persönlichkeitstafel" gewidmet.

Das Landgericht Braunschweig.
Das Landgericht Braunschweig. | Foto: Anke Donner

Braunschweig. Im Rahmen des Projektes "Persönlichkeitstafeln" ist am gestrigen Donnerstag am Landgerichtsgebäude, der ehemaligen Adresse Kleine Burg 1, eine Erinnerungstafel für Carl Wilhelm Heinrich Caspari, ehemaliger Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Braunschweig, aufgestellt worden. Das berichtet die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung.



An der Adresse stand einst Casparis Wohnhaus. Die Tafel würdigt Casparis Modernisierungsimpulse in Zeiten der Industrialisierung und sein großes soziales Engagement. Carl Wilhelm Heinrich Caspari (geboren 1805 in Braunschweig, gestorben 1880 ebenda), studierte Rechtswissenschaften in Göttingen. Er trat 1847 die Stelle des Polizeidirektors in Braunschweig an. Der Stadtmagistrat und die Stadtverordnetenversammlung wählten Caspari am 29. April 1848 zum Braunschweiger Oberbürgermeister.

Politisches und kulturelles Engagement


Während Casparis Amtszeit als Oberbürgermeister veränderte die zunehmende Industrialisierung die Stadt Braunschweig, viele neuzugezogene Arbeiter benötigten Wohnungen. Neben neu geschaffenem Wohnraum wurde die städtische Infrastruktur durch zentrale Versorgungsleitungen mit ständiger Gas- und Wasserzufuhr sowie Müll- und Abwasserentsorgung verbessert. Mit dem sogenannten "Caspari-Vertrag" von 1859 verhandelte Caspari eine dauerhafte Bezuschussung der Stadt aus der Landeskasse.

Neben wohltätigem Engagement im Großen Waisenhaus Beatae Mariae Virginis und der Großen Witwen- und Waisen-Sozietät gestaltete Caspari die Stadt auch kulturell. Unter anderem war er Mitglied im Ausschuss zur Errichtung des Lessingdenkmals am Lessingplatz und der Gaußstatue am Inselwall. Für die Feier zum 1000-jährigen Bestehen der Stadt, aufgrund damaliger Quellen auf das Jahr 1861 datiert, befürwortete Caspari auch die Gründungen des Stadtarchivs, des Städtischen Museums und der Stadtbibliothek, die bis heute zu drei erinnerungskulturell bedeutenden Institutionen der Stadt zählen.

Für seine Verdienste um Braunschweig in seiner einunddreißigjährigen Amtszeit als Oberbürgermeister ernannte ihn die Stadt 1879 zum Ehrenbürger. Das Caspari-Viertel im Nördlichen Ringgebiet ist nach ihm benannt.

Hintergrund


Seit 2006 werden von der Stadt Braunschweig im gesamten Stadtgebiet Tafeln von bedeutenden Braunschweigern vor von ihnen genutzten Orten angebracht beziehungsweise aufgestellt. Die Erinnerungstafeln sind prominenten Persönlichkeiten gewidmet, die einen engen Bezug zu Braunschweig aufweisen. Die Persönlichkeiten sind entweder in Braunschweig geboren oder haben einen wesentlichen Teil ihres Lebens hier verbracht. Mit ihrem Wirken haben sie die Stadt und die Region nachhaltig geprägt. Im Internet sind die Texte der neuen Persönlichkeitstafel in deutscher sowie zehn weiteren Sprachen zu finden.