Braunschweig. In Deutschland werden pro Jahr bis zu 3.000 Kinder gehörlos geboren. Die Musikwissenschaftlerin Elena Kondraschowa hat in Zusammenarbeit mit der Aktion Kindertraum gGmbH eine musiktherapeutische Methode entwickelt, um Kinder mit Hörbeeinträchtigungen durch das Erlernen eines Musikinstrumentes in ihrer Entwicklung zu fördern. Auch in Braunschweig wird das Therapieangebot nun umgesetzt. Dies teilte das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Braunschweig (LBZH) mit.
Das Projekt „Aus der Stille in den Klang“ ermöglicht, dass diese Kinder differenzierter hören können, es stärkt die psychosoziale Entwicklung und kann sich auch förderlich auf die Inklusion und soziale Teilhabe auswirken. Das Pilotprojekt an einer Hannoveraner Schule mit hörbeeinträchtigten Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren, unterstützt von der Braunschweiger Kroschke Kinderstiftung, bestätigt diese Erkenntnisse.
Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder wurde erhöht, die Kinder gewannen mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Gleichaltrigen und für das tägliche Leben, so erklärt das Landesbildungszentrum.
Aktion Kindertraum und Kroschke Kinderstiftung haben daher eine Fortsetzung des Projektes mit Kindergartenkindern im Alter von 3 bis 6 Jahren beschlossen, in das die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt einfließen und umgesetzt werden sollen. Nach Aussage von Dr. rer. biol. hum Angelika Illg vom Deutschen Hörzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover ist es sinnvoll, so früh wie möglich mit einer Förderung zu beginnen.
Braunschweiger Kinder werden therapiert
Seit wenigen Wochen erhalten zehn Kinder im Braunschweiger Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte von einer durch Elena Kondraschowa ausgebildeten Musikpädagogin ein Jahr lang einen auf die jeweilige Behinderung ausgerichteten individuellen Musikunterricht, mit positiven Auswirkungen auf die auditive Wahrnehmung und Verarbeitung. Das Projekt wird von Frau Dr. Ilg wissenschaftlich begleitet.
Erste Erkenntnisse der Musikpädagogin Tatiana Ladutko sind hoffnungsvoll. Die Kinder nehmen mit vollem Körpereinsatz die Töne und Schwingungen des Klaviers wahr, erfühlen aber auch mit der Hand an der Kehle und am Brustkorb die Schwingungen der eigenen Stimme.
Projekt erhält Förderung
Mit 20.000 Euro finanziert die Kroschke Kinderstiftung maßgeblich das Projekt. Unterstützt wird sie dabei vom Braunschweiger Kaufmann Helmuth Herrmann, Ehrenmitglied der Stiftung. Er ist von dem Projekt so angetan, dass er eine Spende von 7.500 Euro beisteuert. „Für unsere Stiftung hat die Förderung hörbeeinträchtigter Kinder seit jeher einen besonderen Stellenwert“, sagt Vorstand Gerd-Ulrich Hartmann. „Das Projekt deckt sich daher hundertprozentig mit unseren Intentionen.“ Die Zusammenarbeit mit der Aktion Kindertraum sei beispielgebend.
Die Verantwortlichen des Landesbildungszentrums sind begeistert über die Möglichkeit, dieses Vorhaben mit den ihnen anvertrauten Kindern durchführen zu können. „Wir sind sehr stolz, dass wir an diesem beeindruckenden Projekt beteiligt sind und danken der Aktion Kindertraum und der Kroschke Kinderstiftung für diese großartige Unterstützung unserer Arbeit“, freut sich Dr. Matthias Rüter, Leiter Zentrum für Beratung, Inklusion und Teilhabe am LBZH.
Und auch Helga Berndmeyer, Projektleiterin „Aus der Stille in den Klang“ von Aktion Kindertraum, ist begeistert: „Unser Ziel ist es, deutschlandweit hörbeeinträchtigten Kindern die Teilnahme an unserem Projekt zu ermöglichen, um schneller besser hören zu lernen. Mit dem Landesbildungszentrum in Braunschweig gehen wir diesbezüglich nach unseren ersten Erfahrungen in der Hartwig-Claußen-Schule in Hannover den ersten Schritt dazu, dieses einmalige Projekt weiter zu verbreiten. Darüber freuen wir uns ganz besonders!“
Über das LBZH und die Stiftung
Das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Braunschweig (LBZH) ist ein überregionales Kompetenzzentren mit Schule und Wohnangeboten in der Trägerschaft des Landes Niedersachsen.
Das LBZH ist Ansprechpartner vom Tag der Geburt bis hin zum Erreichen eines möglichst qualifizierten Bildungsabschlusses. Dazu gehören unter anderem die Diagnostik, Beratung, Förderung, Bildung, Erziehung, Ausbildung und Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Hörbeeinträchtigung oder Gehörlosigkeit. Das Einzugsgebiet erstreckt sich von Lüneburg bis in den Harz. Die gemeinnützige Aktion Kindertraum gGmbH wurde 1998 von Ute Friese in Hannover gegründet. Die Hilfsorganisation erfüllt jedes Jahr rund 250 Herzenswünsche und schenkt damit Tausenden von Kindern glückliche Momente. Zunehmend führt sie auch Projekte durch, die sich an größere Gruppen von Kindern mit besonderen Problemen wie Hörschädigung richten.
Die gemeinnützige Kroschke Kinderstiftung mit Sitz in Braunschweig und Ahrensburg wurde 1993 von den Unternehmerbrüdern Klaus und Christoph Kroschke gegründet. Sie fördert in Norddeutschland – mit Schwerpunkten im Raum Braunschweig/Hannover und Großraum Hamburg – Projekte für kranke und behinderte Kinder.