Braunschweig. In dem Fall des Mannes, der gedroht hatte, seine Vorgesetzten umzubringen, weil diese ihn entlassen wollten, gibt es neue Details. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes und weiterer Folgeermittlungen wurde radioaktives Material gefunden (regionalHeute.de berichtete). Wie das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in einer Pressemitteilung berichtet, liegen hierzu erste Ergebnisse vor.
Die Polizei Braunschweig hat im Rahmen der nuklearspezifischen Gefahrenabwehr Fachleute der sachverständigen Stelle Strahlenschutz des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zur Beratung und Unterstützung hinzugezogen. Diese haben nun herausgefunden, dass es sich bei den Fundstücken um zwei Fläschchen des Radionuklids Nickel-63, um eine umschlossene Strahlenquelle sowie kontaminierte Laborgeräte handelt.
Firma hatte Verlust gemeldet
Am spannendsten dürfte dabei das Nickel-63 sein. Am Freitag wurde ein vergrabener Behälter mit den beiden Fläschchen gefunden. Der Behälter wurde von Fachleuten des NLWKN geborgen und zur Untersuchung in das Strahlenschutzlabor nach Hildesheim überstellt. Durch Beschriftungen konnten sie bei der weiteren Untersuchung eindeutig einem gemeldeten Verlust der Firma QSA Global GmbH, einer Vorgängerfirma der Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH in Braunschweig, aus dem Jahr 2006 zugeordnet werden. Zusätzlich wurden am Fundort zirka zehn Liter potentiell kontaminierte Erde abgetragen.
Die zwei gefundenen Fläschchen mit je zirka 14 Milliliter Nickel-63-Lösung in Salzsäure wurden von der Firma QSA Global GmbH am 15. September 2006 dem zuständigen staatlichen Gewerbeaufsichtsamt in Braunschweig als Verlust gemeldet. Da die Nickel-63-Lösung unauffindbar blieb, wurde die Staatsanwaltschaft Braunschweig eingeschaltet. Zudem ermittelte das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig mit Unterstützung des NLWKN. Die QSA Global GmbH hat außerdem den Niedersächsischen Verfassungsschutz über den Verlust informiert. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Braunschweig wurde am 19. Januar 2007 ergebnislos eingestellt.
Das Radionuklid Nickel-63 sei ein niederenergetischer Beta-Strahler mit einer Halbwertszeit von 100 Jahren. Die Reichweite der Strahlung in Luft betrage wenige Zentimeter, so das Umweltministerium. Die gefundene Nickel-63-Lösung diene zur Beschichtung von Metallfolien. Diese Folien würden in Elektroneneinfangdetektoren verwendet, die in der Umwelt- oder Spurenanalytik (zum Beispiel in Gas-Chromatographen) eingesetzt werden.
Pipetten und Zange geborgen
Bereits am Mittwoch wurden potentiell kontaminierte Gegenstände vom NLWKN geborgen. Dabei handelt es sich um zwei Eppendorf-Pipetten und eine Zange. Von diesen potentiell kontaminierten Gegenständen gehe keine Gefahr aus.
Am Donnerstag wurde ein Abschirmgefäß mit einer umschlossenen Strahlenquelle gefunden. Umschlossene radioaktive Stoffe müssten nach Strahlenschutzgesetz ständig von einer allseitig dichten, festen, nicht zerstörungsfrei zu öffnenden, inaktiven Hülle umschlossen oder in festen, inaktiven Stoffen so eingebettet sein, dass bei üblicher betriebsmäßiger Beanspruchung ein Austritt radioaktiver Stoffe mit Sicherheit verhindert wird. Eine Beschädigung war bei Auffinden nicht ersichtlich, so das Umweltministerium.
Ermittlungen laufen noch
In Abstimmung mit dem Justizministerium und der zuständigen Staatsanwaltschaft können vor dem Hintergrund der noch laufenden, strafrechtlichen Ermittlungen noch keine weiteren Details benannt werden.
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