"Nicht nur ein Aushängeschild" - Brandbrief fordert Finanzhilfen für Studierende

"Jetzt ist es an der Zeit, dass eine Stadt, die stolz darauf ist, zwanzigtausend Studierenden ein Zuhause zu bieten, sich um diese in einer Krise auch kümmert."

(Symbolbild)
(Symbolbild) | Foto: Robert Braumann

Braunschweig. 19 Prozent der Studienabbrüche sind durch finanzielle Probleme bedingt. Dies geht aus Zahlen des bayrischen Rechnungshofes hervor. Und die Lage wird durch den Corona-Shutdown für Braunschweigs Studierende immer dramatischer, da die Einnahmen aus den dringend notwendigen Nebentätigkeiten wegfallen. Der Verband Campus Grün, Dachverband grüner und grünalternativer Hochschulgruppen in Deutschland, wendete sich jetzt mit einem Brandbrief an Oberbürgermeister Markurth, das Präsidium der Technischen Universität Braunschweig sowie an alle Mitglieder des Stadtrats und den AStA der TU mit der Botschaft, dass Braunschweigs Studierende dringend Unterstützung benötigen. Die Auszahlung müsse "so schnell wie möglich" erfolgen.


Den Inhalt dieses Schreibens veröffentlichen wir im Folgenden unkommentiert und ungekürzt:

„Es wird kein verlorenes Semester, aber ein besonderes Semester“, wie Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler sagte, ist für uns Studierende spätestens seit Vorlesungsbeginn diesen Montag Realität. Die digitale Lehre ist „besonders". Besonders ist auch die finanzielle Lage von Studierenden - und zwar besonders schlimm. Zwei Drittel der Studierenden arbeiten neben dem Studium vor allem in Bereichen, die derzeit nur eingeschränkt funktionieren, wie der Gastronomie. Bei ausländischen Studierenden liegt der Anteil sogar bei Dreiviertel, wobei die Einnahmen für den Lebensunterhalt essenziell sind. Um zu verhindern, dass die Pandemie und die Krise in der Wirtschaft zu hohen Studienabbruchsquoten führt, fordern wir die Technische Universität Braunschweig sowie die Stadt Braunschweig auf, betroffene Studierende stärker zu unterstützen. Laut des Bayrischen Rechnungshofes sind generell schon 19 Prozent der Studienabbrüche auf finanzielle Probleme zurückzuführen.

Deshalb fordern wir eine Soforthilfe für Studierende von der Stadt Braunschweig in Höhe von 450 Euro monatlich für zunächst drei Monate je nach Dauer und Heftigkeit der Krise, da das Stipendienprogramm der TU Braunschweig bei Weitem nicht ausreicht. Die Soforthilfe muss so schnell wie möglich ausgezahlt werden, damit schon die monatlichen Zahlungen Anfang Mai damit abgedeckt werden können. Dabei sollte es reichen, wenn bedürftige Studierende einen formlosen Antrag stellen, in dem sie kurz ihre eigene Lage schildern. Eine aufwändige Bedürftigkeitsprüfung sollte erst nach der Auszahlung stattfinden, um diese nicht zu verzögern. Falls festgestellt wird, dass Studierende nicht bedürftig sind, muss die Rückzahlung unverzinst und in Raten ermöglicht werden.

Bei der Auszahlung der Soforthilfen kann strukturell auf das bestehende Stipendienprogramm der TU Braunschweig zurückgegriffen werden, es müssen allerdings alle Bedürftigen eine Soforthilfe erhalten und nicht nur 50 Studierende. Insbesondere darf es nicht sein, dass nach Noten aussortiert wird.

Wir begrüßen es, dass in dieser Woche Soforthilfen für Betriebe in der Stadt auf den Weg gebracht wurden. Doch jetzt ist es an der Zeit, dass eine Stadt, die stolz darauf ist, zwanzigtausend Studierenden ein Zuhause zu bieten, sich um diese in einer Krise auch kümmert und sie nicht nur als Aushängeschild sieht. Daher fordern wir die Stadt, die Universität und das Studentenwerk auf, sich endlich an einen Tisch zu setzen und die bedürftigen Studierenden nicht im Regen stehen zu lassen. Wir bitten Sie aufrichtig, allen Studierenden solidarisch die Möglichkeit zu geben, ihr Studium fortzusetzen bzw. zu Ende bringen. Sie sollten ihre Bildungsverantwortung bzw. ihre Verantwortung für ihre Einwohnerinnen und Einwohner übernehmen.


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