Braunschweig. Die Haare wachsen nur langsam nach rund um die Operationsnarbe, und auch Sport darf Timo noch nicht richtig treiben. Aber immerhin einen positiven Effekt hat der Unfall des 13-Jährigen mit dem Longboard gehabt: "Alle meine Freunde tragen jetzt einen Helm." Wie empfindlich so ein Kopf ist, haben Fünftklässler von drei Schulen am Mittwoch beim Verkehrserziehungstag am Klinikum Braunschweig gelernt.
Timo ist im April beim Longboard-Fahren gestürzt. Es war kein Auto im Spiel, kein Fahrrad, keine Bordsteinkante. Er hat einfach einen Moment nicht aufgepasst, ist "blöd gefallen", sagt er, und hat sich den Schädel zertrümmert. "Es ist erschreckend, wie wenig es braucht, um eine schwere Verletzung am Kopf davonzutragen", sagt er den rund 160 Schülern im Saal. Er wolle allen klarmachen, wie wichtig es sei, einen Helm zu tragen.
Wie wichtig das ist, erfuhren die Schüler des Gymnasiums Raabeschule, der Haupt- und Realschule Sickte und der Realschule Kennedyplatz den Tag über auch an den Stationen des Verkehrserziehungstages. Ein Eier-Crashtest bewies, wie unterschiedlich ein Sturz mit oder ohne Helm enden kann. Wo die ungeschützte Eierschale schon beim Fall aus geringer Höhe zerbröselt, kommen die meisten der mit einem Styropor-Helm geschützten Eierköpfe relativ unbeschadet davon.
Die Retter der Kokosnuss
Wenn es dann aber zu spät ist, das Gehirn von dem Aufprall in Mitleidenschaft gezogen wurde und nur eine Operation noch Rettung bringen kann, muss man mit Werkzeug ran. Unter Anleitung von Profis durften die Kinder den "Schädel" einer Kokosnuss öffnen. "Der Aufbau ist schon sehr nah an der Realität", sagt Oberarzt Dr. Philipp Nickel: "außen der Schädel, dann kommt die Hirnhaut und dann das Gehirn."
Aber um all das zu vermeiden, muss man vorher anfangen. Zusammen mit dem Judo-Club lernten die Kinder richtiges Abrollen bei Stürzen, konnten an einem Lastwagen selbst erleben, wie groß der Tote Winkel ist und durften in einem Überschlagsimulator ausprobieren, was sie hoffentlich nie erleben müssen: nämlich was passiert, wenn sie in einen Autounfall verwickelt sind.
Timo hatte das zweifelhafte Vergnügen eines Unfalls schon, ganz ohne Auto, aber vor allem ohne Helm. "Ich dachte, das sei hässlich und ich mache mir damit die Haare kaputt", sagt er. Heute ist er klüger. Seine Narbe bleibt, aber durch seine Erfahrung hat er seine Freunde zum Umdenken gebracht und heute vielleicht auch ein paar der Schüler beim Verkehrserziehungstag.
Das Projekt wird mit 20.000 Euro von der Stiftung Braunschweiger Land und in diesem Jahr auch vom Rotary-Club Braunschweig Hanse mit dem Gewinn aus der diesjährigen Oldtimer-Ralley gefördert.
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